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Willkommene Knochendoktoren – Als Physiotherapeutin in Tansania
In Tansania sind Physiotherapeuten „Daktari wa mifupa“, die Ärzte für Knochen. Für drei Monate nimmt sich Ina Maria Koetz eine Auszeit, um dort in einem Krankenhaus zu arbeiten. Dass Therapeuten hier Röntgenbilder auswerten, Frakturen versorgen und sogar Medikamente verschreiben, ist für sie Neuland.
Endlich ist es so weit. Mit zwei Koffern und einem Rucksack stehe ich abends um 20 Uhr am Kilimandjaro Airport in Arusha. „Karibu, welcome to Tanzania“, begrüßt mich eine junge afrikanische Frau. Der Flughafen ist überraschend klein. Ich fülle einige Formulare aus und gebe meine Fingerabdrücke ab. Dann gibt mir die Frau mein Visum inklusive erhoffter Arbeitserlaubnis. „Wenn ich nun noch abgeholt werde, ist alles perfekt“, denke ich und entdecke einen Herrn, der freudestrahlend ein Schild mit meinem Namen hochhält.
Das Abenteuer hat begonnen: drei Monate als Physiotherapeutin im St. Elizabeth Hospital in Tansania, einem der ärmsten Länder der Welt und fünftgrößtes Land Afrikas.
100 Betten für jährlich 55.000 Patienten
Das St. Elizabeth Hospital ist das zweitgrößte Krankenhaus der Region und befindet sich am Fuße des Kilimandscharo, mitten im Massai-Gebiet. Als ursprüngliche Apotheke ist es im Laufe seiner fast 40-jährigen Geschichte stetig gewachsen und versorgt jährlich etwa 55.000 Patienten. Dafür stehen 100 Betten zur Verfügung. Durch Spenden und auf Initiative eines deutschen Arztes hin konnten 2015 eine Kinderstation und 2016 eine Augen- und eine Zahnklinik eröffnet werden. Das St. Elizabeth Hospital beheimatet zudem eine Klinik für Gynäkologie, Chirurgie und eine Abteilung für Patienten mit HIV und Tuberkulose.
Anfangs war die Klinik in rein kirchlicher Trägerschaft und wurde durch Spenden mitfinanziert. Seit einigen Jahren ist sie zu fünfzig Prozent in staatlicher Hand. Ein enger Kooperationspartner und Unterstützer ist das deutsche St. Elisabeth Krankenhaus in Ibbenbüren.
Gesundheit kann sich nicht jeder leisten
Einige Patienten in Tansania sind sehr arm. Nur etwa die Hälfte hat eine Krankenversicherung. Nicht alle können die über 40.000 Tansania-Schilling (TZS) pro Monat, was etwa 15 Euro entspricht, für eine Krankenversicherung aufbringen. So bleibt ihnen nichts anderes übrig, als entstehende Untersuchungs- und Behandlungskosten gegebenenfalls bar zu bezahlen.
Ein Röntgenbild kostet beispielsweise etwa sieben Euro, ein Gipsverband fünf Euro, und zwei Euro zahlt der Patient, wenn der Physiotherapeut den Gips wieder entfernt. Für eine OP legt oft eine ganze Familie zusammen, da sie zwischen 150 und 200 Euro kostet. Für manche Familien ist das nicht zu stemmen, und sie scheuen den Gang in die Klinik, was fatale Folgen für die Gesundheit haben kann.
Nur sehr wenige Menschen Tansanias sind krankenversichert.
Besonders bei Kindern fällt es schwer mit anzusehen, wenn sie erst nach vielen Tagen mit einem gebrochenen Arm oder Bein in die Klinik kommen, immerhin oft wenigstens mit einer selbst gebastelten Schiene versorgt. Leider wissen viele Tansanier nicht, dass Kinder unter fünf Jahren sogar kostenfrei behandelt werden. Das Gleiche gilt für ältere Menschen, wobei nicht genau festgelegt ist, was „älter“ bedeutet. Auch schwangere Frauen werden bei Erkrankungen, die im Zusammenhang mit der Schwangerschaft stehen, kostenfrei behandelt.
Therapeuten sind erste Anlaufstelle
Therapeuten in Tansania versorgen Frakturen. Sie sind sehr gut darin ausgebildet, Röntgenbilder auszuwerten und Patienten zu beraten, ob eine Operation notwendig ist oder nicht. In ungeklärten Fällen halten sie Rücksprache mit dem Chirurgen.
In Suaheli sind Physiotherapeuten die „Daktari wa mifupa“ – Ärzte für Knochen. Sie sind oft die erste Anlaufstelle für Patienten mit möglichen Frakturen. Die Therapeuten befunden den Patienten und stellen bei Bedarf eine Art Rezept für ein Röntgenbild aus. Mit diesem kommen die Patienten, inklusive Quittung als Nachweis der Bezahlung, anschließend wieder zum Therapeuten. Ist keine Operation notwendig, legt der Therapeut einen Gipsverband oder eine Gipsschiene an. Sollte die Knochenfraktur deutlich disloziert sein, injiziert er Lidocain in den Frakturspalt und reponiert alleine oder mithilfe eines Kollegen die Gliedmaße, bevor er den Gipsverband anlegt.
Lesen Sie den gesamten Beitrag hier: Willkommene Knochendoktoren – Als Physiotherapeutin in Tansania
Aus der Zeitschrift: physiopraxis 02/2019

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