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Zervikogener Schwindel
Frau Meier stürzt vom Rad. Zuerst scheint außer einer Fingerfraktur alles in Ordnung zu sein. Doch nach zwei Wochen treten mehrmals täglich Schwindelattacken auf, die Frau Meier sehr im Alltag einschränken. Eine multimodale physiotherapeutische Therapie, die auf klaren, einem Clinical Reasoning Prozess folgenden Hypothesen aufbaut, verringert den Schwindel zu 100 Prozent.
Vorgeschichte
Frau Meier, 59 Jahre alt, stellt sich auf Empfehlung ihrer Tochter zur Physiotherapie vor. Sie war vor einem Jahr mit dem Fahrrad gestürzt und hatte sich dabei eine offene Finger-Luxationsfraktur und ein Hämatom über dem linken Auge zugezogen. Nachdem der Finger sofort nach dem Unfall erfolgreich operiert worden war, trat zwei Wochen posttraumatisch plötzlich ein anfallsartiger Schwankschwindel mit einer Dauer von je drei bis fünf Sekunden auf. Da der Schwindel sich nicht verbesserte, suchte Frau Meier nach einem halben Jahr ihren Hausarzt auf. Dieser überwies sie nach Abklärung möglicher medizinischer Ursachen an den Hals-Nasen-Ohren Arzt, der durch Tests einen Lagerungsschwindel ausschloss und Medikamente verordnete, welche die Durchblutung des Innenohrs verbessern und so den Schwindel unspezifisch beeinflussen sollten. Der Schwindel reduzierte sich durch diese medikamentöse Behandlung jedoch nicht. Frau Meier nimmt diese Medikamente trotzdem weiterhin und hat inzwischen Angst, dass der Schwindel andere, gefährliche Ursachen haben könnte. Der Schwindel hat sich in letzter Zeit nicht verändert und tritt nun täglich mindestens achtmal auf. Frau Meier kommt mit dem Anliegen in die Physiotherapie, abzuklären, ob der Schwindel eventuell durch eine Therapie des Nackens beeinflusst werden kann.
Subjektiver Befund
Hauptproblem:
Frau Meier gibt den anfallsartigen Schwindel bei verschiedenen Kopfbewegungen und Lageveränderungen als ihr Hauptproblem an. Ihr Schwindel fühlt sich so an, als ob sie auf einem schwankenden Schiff sei.
Symptomauslösung/24-Stunden-Verhalten:
> Schnelles Hinlegen und Aufsitzen aus der Rücken- und Seitlage sowie Drehen im Bett lösen sofort den Schwindel für eine Dauer von drei bis fünf Sekunden aus (Abb. 1, Punkt 1).
> Nach unten und nach oben Schauen lösen manchmal den Schwindel aus (Abb. 1, Punkt 1).
> Im Stand das Fahrradschloss Öffnen (Kopf nach unten und gedreht) löst sofort den Schwindel für drei bis fünf Sekunden aus (Abb. 1, Punkt 1).
> Der Schulterblick nach rechts im Auto löst sofort den Schwindel für drei bis fünf Sekunden aus (Abb. 1, Punkt 1).
> Der Schwindel wird bei körperlich anspruchsvollen Tätigkeiten wie Bergauffahren mit dem Fahrrad oder Hausarbeiten wie Staubsaugen verstärkt (Abb. 1, Punkt 1).
> Frau Meier vermeidet das Wandern in den Bergen sowie steile Treppen, da sie Angst hat, aufgrund des Schwindels zu stürzen. Außerdem fühlt sie sich in ihrer beruflichen Tätigkeit in der Erwachsenenbildung beim schnellen Aufstehen vom Sitz beeinträchtigt, da dies auch den Schwindel auslösen kann.
Zusätzliche Symptome:
> Gefühl von Steifigkeit bei unterschiedlichen Bewegungen des Nackens seit dem Unfall (Abb. 1, Punkt 2)
> unspezifische Nackenschmerzen dreimal pro Monat für je zwei Tage, die schon vor dem Fahrradunfall auftraten (Abb. 1, Punkt 2)
> migräneartige Kopfschmerzen ein- bis zweimal pro Monat, die schon vor dem Fahrradunfall auftraten
Lesen Sie hier den gesamten Beitrag: Zervikogener Schwindel: „Wie auf einem schwankenden Schiff“ – ein Fallbeispiel
Aus der Zeitschrift manuelletherapie 3/2016

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