Anästhesiologie • Intensivmedizin • Notfallmedizin • Schmerztherapie
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Eine gute Präoxygenierung ist für die Narkoseeinleitung, im Besonderen bei der Ileuseinleitung, unumgänglich. Oftmals gibt es aber Compliance-Probleme bei der Präoxygenierung, da viele Patienten die eng sitzende Gesichtsmaske nicht tolerieren. In Vorgängerstudien zeigte sich eine Gleichwertigkeit in der Präoxygenierung bei Verwendung von nasalem High Flow (HFNO) zur Benutzung von Beatmungsmasken. Da Schwangere bisher nicht in diesen Studien explizit erfasst wurden, initiierten Shippam und Kollegen die vorliegende Arbeit.
Sie randomisierten hierfür 40 Schwangere ab der 36. Schwangerschaftswoche in 2 Gruppen. Die Kontrollgruppe erhielt eine Präoxygenierung mit dicht sitzender Gesichtsmaske und einem Sauerstofffluss von 15 Liter pro Minute, während die Probandinnen in der Interventionsgruppe Sauerstoff über den Optiflow™ High Flow Nasenkatheter erhielten. Der Sauerstofffluss wurde hierbei mit 30 Liter pro Minute gestartet und innerhalb von 30 Sekunden auf 70 Liter pro Minute gesteigert, wobei die Teilnehmerinnen angewiesen wurden, mit geschlossenem Mund lediglich über die Nase zu atmen. Der primäre Endpunkt dieser physiologischen Studie war der etO2-Wert nach einer Präoxygenierungszeit von 3 Minuten sowie dazu im Vergleich von 8 tiefen Atemzügen. Für die Messung mussten die Probandinnen nach der Maßnahme kurz die Luft anhalten, um die Gesichtsmaske oder den Nasenkatheter zu entfernen, und einen Flow-Sensor zur Messung anzubringen. Darauf folgte eine tiefe Exspiration in das Mundstück der Messeinheit zur Messung des etO2.
In der Auswertung der Ergebnisse zeigten sich keine signifikanten Unterschiede in den Merkmalsausprägungen der Probandinnen und auch der etO2 unter Raumluftmessung war in beiden Gruppen gleich. Nach der 3-minütigen Präoxygenierung zeigte sich ein signifikant niedrigerer etO2 in der High-Flow-Nasenkatheter-Gruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe mit der dicht sitzenden Gesichtsmaske (87,4 vs. 91%, p = 0,02). Auch nach den 8 tiefen Inspirationen war eine deutliche höhere endtidale Sauerstoffkonzentration bei Verwendung der Gesichtsmaske zu verzeichnen (85,9 vs. 91,8%, p < 0,0001). In der HFNO-Gruppe konnten 3 Patientinnen nicht in die Auswertung eingeschlossen werden, 1 Patientin tolerierte die nasale Sauerstoffapplikation nicht und 2 konnten die Messung am Ende nicht adäquat durchführen. Es zeigte sich weiterhin, dass weniger Patientinnen bei Verwendung des HFNO nach der 3-minütigen Präoxygenierung einen etO2 > 90% aufbauen konnten (8/17 (47%) vs. 17/20 (85%), p = 0,032) und nur 4 der 17 Patientinnen schafften es, konsequent durch die Nase zu atmen. In der postinterventionellen Befragung zeigte sich auch, dass die Verwendung des nasalen High-Flow-Katheters als weniger komfortabel angesehen wurde (p = 0,47).
Das Forscherteam um Shippam sieht vor allem die parallele Mundatmung bei Verwendung des nasalen Applikators als größte Störquelle an. In der Subgruppen-Analyse zeigte sich bei konsequenter Nasenatmung ein deutlich höherer etO2 im Vergleich zur gesamten HFNO-Gruppe. Die Forscher räumen ebenfalls ein, dass nasaler High Flow zwar die Oxygenierung verbessert, nicht aber die Sauerstoffreserven des Patienten suffizient auffüllt.
Fazit
In dieser Untersuchung zeigte sich kein Vorteil des nasalen High Flow im Vergleich zur dicht sitzenden Beatmungsmaske bei der Präoxygenierung von Schwangeren. Ob dieses Verfahren bei der Narkoseeinleitung in Zukunft mehr Popularität gewinnen wird, müssen sicher auch weitere klinische Studien zeigen.
Aus der Zeitschrift AINS 07/08/2019
Knifflige Fälle: Lösungsstrategien für Klinik und Praxis
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