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Bindungsdiagnostik
In ihren Empfehlungen für Psychotherapeuten, die ihre Behandlungsstrategien an der Bindungstheorie orientieren wollen, stellen Levy et al. (2011) den Einsatz verlässlicher und erprobter Instrumente zum Erfassen von Bindung an erste Stelle. Dies bringt Schwierigkeiten mit sich: Zum einen bietet die Bindungstheorie mindestens 2 verschiedene Modelle, um Bindungsunsicherheit abzubilden, zum anderen gibt es eine ganze Reihe diagnostischer Instrumente mit unterschiedlich guten psychometrischen Eigenschaften. Im Folgenden werden zunächst verschiedene Modelle von Bindungsunsicherheit skizziert, dann ein Versuch der konzeptuellen Integration unternommen und schließlich einige zentrale Instrumente vorgestellt.
Verschiedene Modelle, verschiedene Traditionen
Unterschiede und Gemeinsamkeiten Konzepte von Bindungsdiagnostik unterscheiden sich an mindestens 3 Grenzlinien:
- Aus welcher Tradition sie stammen (Entwicklungspsychologie vs. Sozialpsychologie),
- wie sie Bindung skalieren (kategorial vs. dimensional),
- und welchen Aspekt von Bindung sie messen (Regulationsstrategie vs. Integration der inneren Arbeitsmodelle).
Gemeinsam ist den verschiedenen Ansätzen der Fokus auf sog. „Innere Arbeitsmodelle“ von Bindung, die durch wiederholte Erfahrungen mit primären Bezugspersonen entstehen. Sie sind über die Lebensspanne relativ stabil, integrieren nachfolgende Beziehungserfahrungen und beinhalten emotionale, sozial-kognitive und behaviorale Antworttendenzen auf bindungsrelevante Reize. Anders ausgedrückt bestimmen Innere Arbeitsmodelle von Bindung, inwiefern eine Person sich sicher ist, dass andere Menschen in Zeiten von Not und Bedürftigkeit für ihn oder sie da sind, und wie er oder sie mit diesbezüglicher Unsicherheit umgeht.
Interviews vs. Fragebögen
Ursprünge Instrumente zur Bindungsdiagnostik im Erwachsenenalter haben sich im Kontext zweier Traditionen der Bindungstheorie entwickelt:
- Auf der einen Seite steht die der Entwicklungspsychologie. Diese zieht aus dem Fremde-Situations-Test (FST) behavioral und aus dem in Hinblick auf Zusammenhänge mit dem FST entwickelten Erwachsenen-Bindungsinterview (Adult Attachment Interview, AAI) linguistisch direkte Rückschlüsse auf Repräsentationen der inneren Arbeitsmodelle.
- Auf der anderen Seite steht die sozialpsychologische Forschung. Sie hat seit den 1980er-Jahren Fragebögen entwickelt, die bindungsbezogenes Erleben, Einstellungen und Erwartungen direkt abfragen.
Lesen Sie den gesamten Beitrag hier: Bindungsdiagnostik
Aus der Zeitschrift Psychotherapie im Dialog 3/2016

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