Wie stricke ich mir ein dickes Fell

Fühlst du dich dünnhäutig und verletzlich? Hast du das Gefühl, du steht dem ganzen Tumult um dich herum schutzlos gegenüber und leistest nicht genug? Wie wäre es mit einer Strick-Anleitung für ein dickes Fell? Wir haben ein paar Ideen und Übungen zusammengestellt, mit denen du dein Fell – deine sogenannte Resilienz – Stück für Stück stärken kannst.

Resilienz ist vergleichbar mit einem seelischen Immunsystem. Wie das Immunsystem des Körpers Viren und Bakterien abwehrt, hilft dir Resilienz dabei, Angriffe von außen abzuwehren und in Krisen und während Veränderungen stabil mit beiden Beinen auf dem Boden zu stehen. Resilienz macht mutig. Sie gibt dir das sichere und klare Gefühl: Ich komme klar. Mir kann niemand wirklich etwas anhaben. Ich kann mich durchsetzen und mich behaupten, wenn es nötig ist. Und mich entspannen, wenn nicht. Mein dickes Fell schützt mich, auch vor großen Gefahren.

Resiliente Frauen fühlen sich leichter, leiden weniger und bleiben selbstbewusst, auch wenn das Leben mal wieder auf dem Kopf steht. Sie haben weniger Stress, wenn es eng wird, und sollte ihr dickes Fell mal ein Loch bekommen, stopfen sie es und fühlen sich anschließend wieder rundum wohl in ihrem kuscheligen Mantel. Da, wo bei anderen die Pfeile tiefe Wunden reißen, prallen sie an einem dicken Fell ab oder bleiben im fluffigen Zopfmuster stecken, bis frau sie mit einem Lächeln herauszieht.

Aber was machen resiliente Frauen anders? In aller erster Linie gehen sie liebevoller und gnädiger mit sich um und sind stolz auf das, was sie sind. Klingt doch gar nicht so schwer. Also, mach es dir gemütlich und schnappe dir etwas zum Schreiben. Es warten Checklisten und Übungen auf dich, mit denen du kräftig deine Sticknadeln klappern lassen kannst und dir so Reihe um Reihe dein dickes Fell strickst.

Deinen inneren Miesmacher besänftigen

Egal warum und wie du dich selbst verändern möchtest – Selbstkritik ist das stärkste Veränderungshindernis überhaupt! Deshalb solltest du sofort damit aufhören, wenn du gelassener werden möchtest als bisher. Selbstkritik macht alles nur schlimmer und löst nichts.

Jede Art von Kritik, eben auch die, die du dir selbst gegenüber äußerst oder denkst, bindet Energie. Diese Energie wendet sich im Fall der Selbstkritik gegen dich selbst. Dort beleuchtet und befeuert sie deine Fehler und Unzulänglichkeiten. Mag sein, die sind da, die gibt es wirklich. Aber noch keine Unzulänglichkeit ist jemals dadurch verschwunden, dass man ständig auf ihr herumhackt.

Wie hört sich Selbstkritik an?

  • Wie konnte ich nur so blöd sein …
  • Hätte ich doch bloß …
  • Hätte ich doch bloß nicht …
  • O Mann, ich müsste endlich mal abnehmen.
  • So geht das nicht weiter.
  • Ich kann das nicht …

Du weißt: Eine ehrliche, aber wertfreie Bilanz ist der erste Schritt zur Besserung. Schreibe also eine brutale Liste, auf der du alles festhältst, was du an dir selbst auszusetzen hast.

Wenn du dir deine bewährtesten Selbstvorwürfe noch einmal durchliest, kannst du Verschiedenes beobachten. Wahrscheinlich fühlst du dich nicht wohl, wenn du sie liest. Wahrscheinlich kennst du die meisten davon gut. Viele davon begleiten dich schon lange, einige gefühlt vielleicht schon dein ganzes Leben lang. Möchtest du sie wirklich behalten?

Dir bewusst machen, was du alles kannst

Du kannst nichts Besonderes? Von wegen! Du wirst es gleich entdecken. Kannst du einen Kuchen backen? Ein leckeres Essen zaubern? Ein Huhn schlachten? Oder Gemüse anbauen? Weißt du, wie man Bonsais pflegt oder jemandem die Haare schneidet? Kannst du gut zuhören, mit einer Straßenkarte das Ziel finden, eine fremde Sprache sprechen, wenigstens ein bisschen? Zeichnen, eine Wohnung gemütlich machen, einen Knopf annähen? Schreibe alles auf, was du kannst! Und zwar mindestens 50 verschiedene Dinge. Du brauchst sie nicht besonders gut zu können. Aber diejenigen, die du wirklich richtig gut kannst, markiere farbig. Das sind deine Gipfelqualitäten. Auf die darfst du besonders stolz sein!

Erfolgserlebnisse finden

Und jetzt widmest du dich deinen Erfolgserlebnissen: Suche nach den fünf gelassensten Situationen deines ganzen Lebens. Situationen, in denen du so souverän und entspannt warst, dass du dich vielleicht selbst über dich gewundert hast – wenn nicht in der Situation selbst, dann hinterher.

Erfolgserlebnisse zu deiner Quelle machen

Nun kannst du jede dieser Situationen genauer untersuchen, um herauszufinden, warum du so gelassen reagiert hast und in was für einem Zustand du dich zu der Zeit befunden hast. Im Folgenden findest du Platz, um jede deiner fünf Erfahrungen zu analysieren. Beginne damit, dich so gut, wie es dir heute gelingt, in die Erfahrung zurückzuversetzen, die du untersuchen möchtest. Hier einige Hilfsfragen:

  • Wie ist deine Atmung? Ist sie tief? Wie schnell atmest du, wo spürst du deinen Atem?
  • Wie spürst du deine Energie? Wie fühlst du deine Kraft, fällt dir ein Bild dazu ein? Stark wie ein Baum, ein Fels in der Brandung, oder spürst du die Energie einfach in deinem Körper?
  • Welches Tempo hat deine innere Zeit? Du kennst es sicher, dass die gefühlte Zeit nicht immer mit der Zeit auf der Uhr identisch ist. Manchmal vergeht eine Stunde wie im Flug und manchmal dehnt sie sich schier endlich. Beobachte, wie in deiner Erinnerung die Zeit vergangen ist: schneller oder langsamer als auf der Uhr oder blieb die Zeit gefühlt stehen?
  • Was sagst du dir innerlich gerade selbst? Wir führen ja immer wieder innere Selbstgespräche. Welcher Satz würde das am besten auf den Punkt bringen, was du damals gedacht hast?
  • Wie alt fühlst du dich innerlich? Du kennst das: Wir fühlen uns selten genauso alt, wie wir sind. Manchmal fühlst du dich jung und voller Tatendrang, manchmal weise und mit Erfahrung, manchmal ausgelassen und kindisch.

Auf der Zielgeraden

Du hast auf die Fragen Antworten gefunden? Du weißt nun, wie du dich gefühlt hast, als du so richtig dickfellig warst? Dann kannst du starten.

Du lernst etwas über dich selbst und wie du dein Strickmuster gestalten kannst: Sind die Überschneidungen und Gemeinsamkeiten aufgefallen? Oder hast du in deinem Leben schon ganz verschiedene Formen von innerer Gelassenheit erlebt? Jedes Mal, von du dich an einer dieser Situationen erinnerst und dich vielleicht sogar hineinfühlst, wirst du diesen Zustand in dir neu aktivieren. Du kannst deine fünf besten Gelassenheits-Erfahrungen nun für dich nutzen, um sie in die Gegenwart zu holen. Wenn du meinst, eine dieser Erfahrungen als Vorbild für dich für heute ganz besonders gut brauchen zu können, nutze sie häufig. Schließlich kann dir niemand vorschreiben, wo du in deiner Vorstellung gerade bist, oder? Und warum solltest du das, was du früher schon gemacht hast, heute nicht nutzen? Es ist ein wenig wie mit dem Fahrradfahren: Wenn man es einmal gekonnt hat, lernt man es schneller wieder, selbst wenn man ein paar Jahre nicht auf dem Sattel saß.

Quelle

Wie strick ich mir ein dickes Fell
Anke PrechtWie strick ich mir ein dickes Fell

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