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Chiropraktik beim Sporthund
Hunde werden heute in den unterschiedlichsten Bereichen des Hundesports eingesetzt. Je nach Sportart treten unterschiedliche Belastungen auf, durch die es zu Verletzungen (Zerrungen, Stauchungen, Frakturen) kommen kann. Viel häufiger sind leistungs- und eventuell auch alltagseinschränkende Veränderungen am Bewegungsapparat bzw. einzelnen Strukturen, die eher unauffällig verlaufen und schulmedizinisch häufig nicht greifbar bleiben. Hier können Diagnostik und Therapie durch einen ausgebildeten Tier-Chiropraktiker helfen, den Tieren ihre gewohnte Lebensqualität und Leistungsfähigkeit wieder zurückzugeben.
Was genau ist Chiropraktik?
Chiropraktik ist eine manuelle Behandlungsmethode. Das Wort Chiropraktik leitet sich aus dem Griechischen ab: „cheiros“ – mit der Hand. Wörtlich bedeutet es also „mit den Händen behandeln“.
Im Zentrum der chiropraktischen Behandlung stehen die gestörte Funktion der Wirbelsäule und die Auswirkungen dieser Störungen auf das Nervensystem und den Gesamtorganismus. Blockaden (vertebrale Subluxationskomplexe) in der Wirbelsäule schränken den normalen Bewegungsspielraum der betreffenden Gelenke ein. Auch die Stukturen, die das Gelenk umgeben (Bänder, Nerven und Muskeln), sind von diesen Bewegungseinschränkungen betroffen. Unwillkürlich versucht das Tier, Körperhaltung und Bewegungen anzupassen und die Bewegungseinschränkung über andere Bewegungseinheiten zu kompensieren. Oft treten dann als Folge Überbeanspruchungen der entsprechenden Strukturen und weitere Blockaden auf. Kompensationsblockaden entstehen entlang der Wirbelsäule, wodurch die natürliche Biomechanik des Bewegungsapparates gestört wird. Steifheit, Schmerzen und verminderte Leistungsfähigkeit bis hin zu Verschleißerscheinungen sind häufige Folgen dieser funktionalen Störungen.
Da das Rückenmark mit seinen austretenden Spinalnerven innerhalb des Wirbelkanals liegt, verändern bereits kleinste Blockaden den Informationsfluss des Nervensystems und beeinflussen so das Gleichgewicht des gesamten Organismus. Ein professionell ausgebildeter (Tier)Chiropraktiker kann mit speziellen Untersuchungstechniken solche Bewegungseinschränkungen erkennen und gezielt beheben. Mit einem schnellen, kurzen Impuls (Adjustment) innerhalb des physiologischen Bewegungsspielraums in genauem Winkel zu der betreffenden Bewegungseinheit werden die einzelnen Gelenke spezifisch behandelt und die natürliche Beweglichkeit des Gelenks wiederhergestellt. Dies ermöglicht eine Regeneration des Organismus.
Der Sporthund
Hunde sind heute in verschiedensten Bereichen des Hundesports tätig. Hierbei werden sie den unterschiedlichsten körperlichen Herausforderungen ausgesetzt. Der sportliche Einsatz reicht hier von gelegentlichem Training ohne Wettkampfeinsatz bis hin zu mehrfach wöchentlichem Training und Turnieren an fast jedem Wochenende.
Agility
Bei der sehr beliebten Sportart Agility geht es darum, den Hund in der korrekten Reihenfolge fehlerfrei durch einen Hindernisparcours (Sprünge, Kontaktzonengeräte, Slalom, Tunnel) zu führen – und das möglichst schnell. Viele der Hunde stehen hier unter einem hohen Trieb und absolvieren die Parcours mit einer Geschwindigkeit von weit über 5 m/s. Dabei werden je nach Gerät und Art der Ausführung unterschiedliche Muskelgruppen und Gelenke der Hunde beansprucht.
Der jeweilige Ausbildungsstand des Teams – sowohl die bereits erworbenen Fähigkeiten des Hundes als auch die führerischen Fähigkeiten des Hundeführers – beeinflussen das Verletzungsrisiko, insbesondere im Hinblick auf Mikrotraumen, deren Folgen erst später u. a. in Form von vermehrtem Verschleiß auftreten.
In einer Studie zum Thema Verletzungen beim Agility wurden über 1600 Fragebögen von Hundehaltern, die ihren Hund im Agility führen, ausgewertet. Erfragt wurde, ob der jeweilige Hund in den vergangenen 2 Jahren im Rahmen des Agility-Trainings oder einer Turnierteilnahme Verletzungen erlitten hat. Differenziert wurde nach den verschiedenen Hunderassen sowie nach der Lokalisation der Verletzung. 33 % der Hunde erlitten in einem 2-Jahres-Zeitraum Verletzungen, die für den Hundehalter offensichtlich waren.
Border Collies, Australien Shepherds und Shelties erlitten überproportional häufig Verletzungen. Man mag versucht sein, dies damit zu erklären, dass diese Hunderassen im Agility auch überproportional häufig vertreten sind. Dies wird allerdings widerlegt, wenn man gleichzeitig die prozentuale Rasseverteilung der unverletzten Hunde betrachtet. Hier sind Border Collies und Shelties mit weit weniger Prozentpunkten vertreten als in der Population der Hunde mit Verletzungen. Von Verletzungen betroffen waren vorwiegend Schulter und Rücken. Verletzungen der Knie, Hüfte, Karpalgelenke und Zehen traten weit seltener auf.
Die gesamte Studie umfasst allerdings lediglich Verletzungen, die für den Besitzer offensichtlich waren und in erkennbarem Zusammenhang mit dem Hundesport standen. Darüber hinaus kommt es bei Agility-Hunden fast immer zu Blockaden in den unterschiedlichsten Körperregionen. Häufig betroffen sind die Iliosakralgelenke, die Lenden- oder vordere Brustwirbelsäule, die Schulter-, Ellenbogen- und Zehengelenke. Oft führen diese Subluxationskomplexe irgendwann zu klinischen Symptomen, die mehr oder weniger deutlich in der Ausführung des Sportes oder auch im Alltag auffallen.
Flyball
Beim Flyball sollen die Hunde mit den Pfoten eine Ballwurfmaschine bzw. Attrappe betätigen, den Ball auffangen und wieder an die Startlinie bringen. Bei dieser Sportart geht es ebenfalls um ein hohes Tempo. Während zu Beginn des Trainings vor allem die Vorderextremitäten beansprucht werden, werden durch die steigende Routine der Hunde, die zunehmende Geschwindigkeit und die immer gleiche Ausführung der Aktion zahlreiche Regionen des Körpers in immer gleicher Weise beansprucht. Die Karpalgelenke werden unabhängig vom Ausbildungsstand während der Betätigung der Ballwurfmaschine stets in starke Hyperextension gebracht. Diese einseitige Belastung kann sehr schnell zu Mikrotraumen und Blockaden in den unterschiedlichsten Körperregionen führen – fast immer im Schulter-, Ellenbogen- und Karpalgelenk.
Obedience
Hunde, die im Obedience gearbeitet werden, erlernen bereits in jungem Alter die „korrekte Fußarbeit“. Erwünscht ist, dass der Hund an der linken Seite des Hundeführers stets mit seinem Schulterblatt auf Kniehöhe des Menschen verbleibt und Blickkontakt zu seinem Menschen hält. Dies führt zu einem stets nach oben und rechts gerichtetem Kopf und einer entsprechend gedrehten Halswirbelsäule. Entsprechend dieser einseitigen Belastung der Halswirbelsäule kommt es hier zu Bewegungseinschränkungen in den Gelenken, insbesondere im Genick, aber auch in den Facettengelenken der einzelnen Halswirbel sowie zu einseitigen Muskelspannungen.
Schutzhundsport
Im Schutzhundsport werden die Hunde neben der gängigen Unterordnung u. a. auch im Schutzdienst ausgebildet. Sie lernen, potenzielle Angreifer zu stellen, zu verbellen und auf Kommando auch in eine vorgegebene Lokalisation – den sogenannten Beißarm – zu beißen. Diesen Beißarm sollen sie festhalten, obwohl der Träger den an seinem Arm hängenden Hund in die Luft hebt und körperlich bedrängt, den Arm wieder loszulassen. Während dieses Vorganges wird insbesondere die Halswirbelsäule der Hunde stark beansprucht. Die Folge sind häufig Blockaden in den Facettengelenken sowie im Genick.
Sporthunde in der tierärztlichen Praxis für Chiropraktik
Nach den Aufzeichnungen der Autorin aus dem eigenen Patientengut sind es häufig recht subtile Probleme, mit denen die sportlich geführten Patienten vorgestellt werden. Die Hunde zeigen Veränderungen im Bewegungsablauf, unterlaufen Hürden, schmeißen Stangen, mitunter nur bei bestimmten Sprunganforderungen, sie taxieren vor Sprüngen, verlieren an Tempo. Sie werden ungenauer in der Fußarbeit, verweigern den Beißarm oder lassen ihn vorzeitig los. Seltener sind es tatsächliche Lahmheiten, mit denen die Patienten vorgestellt werden. Dennoch lassen sich bei den Patienten in der Regel Veränderungen im Gangbild beobachten. Asymmetrische Bewegungen im Beckenbereich, eine wenig schwingende Rückenlinie, Rutenschiefhaltung, geringgradige Kopfschiefhaltungen, diagonaler Gang oder Passgang sind nur einige der möglichen Auffälligkeiten.
Lesen Sie hier den gesamten Beitrag: Chiropraktik beim Sporthund
Aus der Zeitschrift für Ganzheitliche Tiermedizin 1/2015

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