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Ein Esel ist kein kleines Pferd - Konsequenzen für die tierärztliche Behandlung
Obwohl sich der Esel als Haustier in Deutschland immer größerer Beliebtheit erfreut, gilt er bei einigen Tierärzten weiterhin als Exot, der viel zu häufig als kleines Pferd behandelt und auch therapiert wird. Neben vielen Gemeinsamkeiten gibt es jedoch einige wesentliche Unterschiede zwischen Pferd und Esel, die nicht nur in einer teilweise abweichenden Anatomie, sondern auch im Verhalten, in der Physiologie sowie in der Pharmakokinetik bestehen.
Unterschiede zwischen Esel, Pferd und Maultier
Der Esel unterscheidet sich vom Pferd durch seine langen Ohren und seine besondere Färbung des Kopfes. Das Fell im Bereich von Augen und Maul ist heller, kürzer und sehr fein. Statt eines Schopfes besitzt der Esel nur eine kurze Stehmähne und einen einer Rute gleichenden Schwanz. Im Bereich der Flanke lässt sich beim Esel kein Wirbel im Fell finden und die Kastanien sind bei ihm lediglich an den Vordergliedmaßen entwickelt. Im Gegensatz zum Pferd hat der Esel eine steilere Schulter und einen kürzeren kräftigen Hals sowie einen flacheren Widerrist. Zudem besitzen männliche Tiere 2 Zitzen am Präputium, die nicht mit einem equinen Sarkoid verwechselt werden dürfen. Die Hufe der Esel sind kleiner und durch eine dickere Hufwand und einem steileren Hufwinkel gekennzeichnet.
Der Esel wird im Gegensatz zum Pferd deutlich älter und kann bei guter Haltung durchaus ein Alter von 45 Jahren und mehr erreichen.
Das Maultier entsteht aus einer Kreuzung von einem Eselhengst und einer Pferdestute und vereinigt Merkmale beider Spezies in unterschiedlicher Ausprägung. Als Maulesel wird dagegen die Kreuzung einer Eselstute mit einem Pferdehengst bezeichnet. Maultier und Maulesel gelten aus biologischer Sicht als Hybride und sind bis auf seltene Ausnahmen nicht fortpflanzungsfähig.
Auch genetisch unterscheiden sich Pferd, Esel und Maultier: Während das Pferd 64 Chromosomenpaare besitzt, hat der Esel lediglich 62, das Maultier hingegen 63.
Anatomische Besonderheiten
Der Tränennasenkanal endet beim Esel eher lateral und leicht dorsal im Nasenloch.
Der Winkel zwischen Pharynx und Larynx ist beim Esel mit 5,2° steiler als beim Pferd mit 2,5°. Zusätzlich existiert ein Rec. pharyngeus zentral im Pharynx zwischen den Öffnungen der Luftsäcke. Diese Besonderheiten erschweren die Anwendung der Nasenschlundsonde, da man leicht in den Rec. pharyngeus gelangt, was die weitere Passage zum Oesophagus verhindert.
Der Esel besitzt einen stark ausgebildeten M. cutaneus colli, der das mittlere Drittel der Jugularvene verdeckt. Daher ist es beim Esel besonders wichtig, das obere Drittel der Jugularvene zur Venenpunktion zu verwenden und im Vergleich zum Pferd die Kanüle in einem steileren Winkel anzusetzen.
Beim Esel ist der erste Schwanzwirbel oft mit dem Kreuzbein fusioniert. Eine Epiduralanästhesie sollte also nicht wie beim Pferd im 1., sondern im 2. Intercoccygealraum zwischen C1 und C2 erfolgen. Der Einstich erfolgt hier mit ca. 30° etwas flacher.
Die Eselhoden sind im Vergleich zu denen des Pferdes größer und weisen eine sehr ausgeprägte Blutversorgung und damit eine erhöhte Blutungsneigung auf. Bei einer Kastration muss deshalb in jedem Fall eine Ligatur der Samenstranggefäße erfolgen, da es ansonsten in der Folge zum Verbluten des Esels kommen kann. Esel werden häufig nach einer Kastration im Stehen mit Samenstrangfisteln vorstellig, da der Samenstrang nicht korrekt abgesetzt wurde. Eine Kastration sollte deshalb im Liegen unter Allgemeinanästhesie durchgeführt werden, um ein sorgfältiges Ligieren der Samenstranggefäße und ein möglichst kurzes Absetzen des Samenstrangs zu gewährleisten.
Physiologische Besonderheiten
Esel und Pferd unterscheiden sich auch in einigen physiologischen Eigenschaften.
Die Körperinnentemperatur des Esels unterliegt tageszyklischen Schwankungen und kann sich je nach Außentemperatur und Wasserhaushalt anpassen. Als physiologisch gelten Werte zwischen 36 und 40 °C mit einem Mittelwert von 37 °C. Außerdem kann der Esel sein Plasmavolumen auch im Falle einer Dehydratation von 20 % des Körperwassers stabil halten, während Pferde auf einen solchen Verlust sehr empfindlich reagieren. Somit ist der Esel sehr gut an warme Klimazonen mit geringem Wasservorkommen angepasst.
Die Blutwerte des Esels weichen teilweise von denen des Pferdes ab. Referenzwerte stellt z. B. die Donkey Sanctuary in England zur Verfügung (www.thedonkeysanctuary.org.uk).
Lesen Sie den gesamten Beitrag hier: Ein Esel ist kein kleines Pferd - Konsequenzen für die tierärztliche Behandlung
Aus der Zeitschrift: pferde.spiegel 01/2017

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