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Faszinierende Faszien – Bedeutung und Ausblicke für die Tiermedizin
Faszien sind ein den gesamten Körper durchziehendes, Strukturen dicht umhüllendes Netzwerk aus Kollagenfasern, Fibroblasten, Makrophagen und weiteren Zellen, das alle Körperteile miteinander verbindet. Damit sind Faszien viel mehr als nur Bindegewebe.
Faszien umgeben die inneren Organe, kleiden Schädel, Bauch und Brustraum aus, umziehen Nerven und Gefäße sowie die gesamte Muskulatur. Im Inneren einiger Organe und Gewebe trifft man ebenfalls auf Faszien: sie segmentieren die Leber und separieren einzelne Muskelfaserbündel. Die Muskelfasern sind damit sowohl bei Kontraktion als auch bei Relaxation voll gegeneinander beweglich.
Vom Schattendasein ins Rampenlicht
Nachdem das fasziale Netzwerk trotz seiner funktionellen Vielfalt für Jahrzehnte ein medizinisches Schattendasein führte, ist es in den letzten Jahren zunehmend ins Blickfeld der Wissenschaft gerückt. Dazu hat vor allem die Entwicklung neuer Untersuchungsmethoden beigetragen, mit denen sich Veränderungen der Struktur und Funktion von Faszien mit der erforderlichen Präzision darstellen lassen. Hier sind insbesondere hochauflösende Ultraschalluntersuchungen, bioelektrische Impedanz oder Myometrie zu nennen. Gleichermaßen wird dank moderner Methoden der Systemanalyse und des digitalen Modellierens die komplexe dreidimensionale Struktur des verflochtenen, aus unzähligen Strängen, Taschen, Beuteln und Umhüllungen bestehenden Netzwerks immer greifbarer. Damit einher geht ein zunehmendes Bewusstsein für die Bedeutung der Faszien und einer faszialen Dysfunktion für die Entstehung verschiedener Krankheitsbilder.
Funktion der Faszien
Die Funktion des Fasziennetzwerkes ist enorm komplex und lässt erahnen, warum Wissenschaftler in den vergangenen Jahren dem Bindegewebe immer größere Bedeutung beimessen.
Eine grundliegende Funktion besteht in der Stabilisation der Körpers, einschließlich der Gelenke. Auch für die Körperhaltung spielt das Bindegewebe eine wichtige Rolle, vor allem die großen Muskelfaszien, etwa im Zusammenspiel von Rektusscheide, Fascia transversalis und Fascia thoracolumbalis. |
Dabei sind die Bindegewebehüllen keineswegs statische Gebilde, denn sie verfügen neben ihrer Elastizität auch über eine gewisse Kontraktionsfähigkeit. Myofibroblasten, die – abhängig von der Belastung der Körperpartie – in größerer oder geringerer Zahl vorkommen, ermöglichen dies. In Bereichen starker Beanspruchung, wie beispielsweise an Gelenken und Bändern, sind Faszien zudem besonders robust ausgebildet. Als Organhülle übernehmen Faszien darüber hinaus eine mechanische Schutzunktion.
Neueste wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass Faszien auch für die Leistungsfähigkeit der Muskeln, die Koordination und die Propriozeption von großer Bedeutung sind. |
Und tatsächlich trifft man in keinem anderen Gewebe auf eine vergleichbar hohe Zahl an Mechanorezeptoren. Zu den nicht weniger wichtigen Aufgaben zählt die immunologische Abwehrfunktion. In den Faszien befindliche phagozytierende Histiozyten bewerkstelligen hier die Verteidigung. Nicht zuletzt reguliert das elastische Gewebe mit den darin eingelagerten glatten Muskelzellen das Gefäßlumen und beteiligt sich darüber hinaus an der Regulation des venösen Rückflusses sowie der Zirkulation der Lymphflüssigkeit.
Funktionen von Faszien:
- Stabilität für Körperhaltung und Bewegung
- Schutz von Organen und stark beanspruchter Körperpartien
- Immunologische Funktion
- Regulation von Blut und Lymphfluss
Faszienarchitektur: Das Tensegrity-Modell
Das Tensegrity-Modell gilt als wichtige Grundlage in der Faszienforschung und Osteopathie, um zu veranschaulichen, wie sich Krafteinwirkungen auf Bindegewebsebene auswirken. Es handelt sich dabei um ein dreidimensionales architektonisches System, bestehend aus starren, diskontinuierlichen Anteilen, die im Körper etwa den Knochen entsprechen, sowie elastischen Strukturen, repräsentiert durch die bindegewebigen Faszien.
Lesen Sie hier den gesamten Beitrag: Faszinierende Faszien – Bedeutung und Ausblicke für die Tiermedizin
Aus der Zeitschrift: veterinär spiegel 04/2015

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