• Gundelrebe

     

Gundelrebe – Verursacher tödlicher Vergiftungen beim Pferd?

Gundelrebe (Glechoma hederacea), auch Gundermann genannt, wird seit Jahrzehnten in der Fachliteratur als toxisch für Tiere, insbesondere für Pferde, dargestellt. Biologen und Veterinärmediziner werden seit einigen Jahren immer wieder von Tierhaltern, aber auch Redaktionen von Pferdezeitschriften und landwirtschaftlichen Wochenblättern um Stellungnahme zur Giftigkeit der Gundelrebe gebeten – ohne dass hierzu aktuelle Vergiftungsfälle Anlass gäben.

STECKBRIEF GUNDELREBE

syn. Gundermann (Glechoma hederacea), Familie der Lamiaceae (Lippenblütler)

Verbreitung, Vorkommen

In ganz Europa bis in mittlere Gebirgslagen; in unseren Breiten ein häufiger Bodenbedecker an Waldrändern, Zäunen, Hecken und Wegrändern, meist in geringer Menge im Unterwuchs oder im Halbschatten von Sträuchern und Bäumen.

Beschreibung und Fortpflanzung

Kriechende, ganzjährig grüne Pflanze mit lang gestielten, rundlich-herzförmigen, grob gekerbten Blättern. Die Blütentriebe erheben sich und bilden in den Blattachseln 1–3 blauviolette Blüten (Blütezeit IV–VI). Nach dem Blühen wachsen die Blütentriebe als Kriechtriebe weiter. Gundelrebe kriecht mit bis zu 1,30 m langen Ausläufern über den Boden (engl. Ground-Ivy, Boden-Efeu). An den gegenständigen Blattansätzen bilden sich Wurzeln, aus denen neue Pflanzen entstehen. Auch unterirdisch bildet Gundelrebe lange Ausläufer. Abgetrennte Wurzeln schlagen neu aus.

Inhaltsstoffe

Ätherische Öle (maximal 0,03–0,06 %, v. a. Monoterpenketone, daneben Sesquiterpene), Glechomafuran, Glechomanolid, Rosmarinsäure (ca. 1,5 %), Kaffeesäure, Ferulasäure, Sinapinsäure, Flavonoide (Cymarosid, Cosmosysrin, Hyperosid, Isoquercitrin, Luteolin-7-diglucosid), Triterpencarbonsäuren, u. a., α- und β-Ursolsäure und Oleanolsäure, Hydroxyfettsäuren.

Verwechslungsmöglichkeiten

Gundelrebe wird oft mit dem blau blühenden Kriechenden Günsel (Ajuga reptans, der Roten Taubnessel (Lamium purpureum) oder der ebenfalls rot blühenden Stängelumfassenden Taubnessel (Lamium amplexicaule) verwechselt.

Für den Menschen gilt die Gundelrebe als ungiftig, und sie wird in der Volksmedizin seit Jahrhunderten als heilkräftige Pflanze geschätzt. Es stellen sich also die Fragen: „Was ist dran an der Giftigkeit dieser Pflanze für Tiere, welche Wirkstoffe enthält sie, was ist bekannt über die Wirksamkeit und bei welchen Tieren traten Vergiftungen auf?“

Traditionelle Nutzung in Europa

Gundelrebe wurde von unseren Vorfahren umfangreich genutzt. So verwendeten u. a. die Sachsen Gundelrebe als Zutat zum Bier, bevor sich der Hopfen als Grundstoff durchsetzte. Diese Verwendung in der Brauerei schlägt sich noch heute in englischen Namen für die Gundelrebe nieder: Alehoof, Tunhoof und Gill-over-the-Ground. Gundelrebe wurde als Gewürz genutzt. Im Frühjahr, zur Blütezeit, wurden die Blätter gesammelt und als Gemüse gekocht. In geringeren Mengen wurden die Vitamin-C-haltigen Blätter auch roh im Salat verspeist. Zudem fand die Gundelrebe Verwendung in der Käsebereitung als pflanzliches Lab.

Gundelrebe war in der traditionellen europäischen Medizin als Heil- und Zauberpflanze bekannt. Sie wurde bei Magen-Darm-Katarrhen, Durchfall, Husten und Bronchialleiden verwendet. Die harntreibende Wirkung wurde bei Blasen- und Steinleiden geschätzt und zur Ausleitung und Entgiftung genutzt. Hildegard von Bingen empfahl Gundelrebe bei Kopf- und Ohrenschmerzen. In Italien wird die Gundelrebe bei Arthritis und Rheuma eingesetzt. Die TCM kennt sie bei Lungenentzündung und Nephritis.

Lesen Sie hier den ausführlichen Artikel Gundelrebe (Glechoma hederacea) – Verursacher tödlicher Vergiftungen beim Pferd?

Aus der Zeitschrift für Ganzheitliche Tiermedizin 03/2012

Call to Action Icon
Zeitschrift für Ganzheitliche Tiermedizin Jetzt kostenlos testen

Newsletter-Service

  • Newsletter

    Jetzt kostenlos anmelden

    Mit dem Newsletter für Ganzheitliche Tiermedizin sind Sie immer up to date und einen Schritt voraus.

Quelle

Zeitschrift für Ganzheitliche Tiermedizin
Zeitschrift für Ganzheitliche Tiermedizin

EUR [D] 67Inkl. gesetzl. MwSt.

Buchtipps

Homöopathische Konstitutionsmittel für Pferde
Carolin Quast, Klaus GerdHomöopathische Konstitutionsmittel für Pferde

mit 30 Cartoons

EUR [D] 21,99Inkl. gesetzl. MwSt.

Cookie-Einstellungen