• Zimmermann- Elly

    Elly, ein junger Elo, könnte eigentlich ein glücklicher Hund sein - lesen Sie hier Ihre (Leidens-) Geschichte. Bild: © Daniela Rettig, Hirschberg

     

(subklinische) Hypothyreose und Verhalten – ein Erfahrungsbericht

Elly, ein junger Elo, könnte eigentlich ein glücklicher Hund sein: Geboren in einer guten Zucht und angekommen in einem ruhigen Haushalt mit viel Zeit für den Hund. Trotzdem zeigt sie immer wieder Verhaltensprobleme, die sich auch durch intensives Training nicht in den Griff bekommen lassen. Lesen Sie hier Ellys (Leidens)Geschichte.

Elly - Aufzucht und Welpenzeit
Elly wurde im Sommer 2014 in einer Elo-Zucht mit guten Zuchtbedingungen geboren. In ihrer Welpenzeit bei der Mutter war sie laut der Züchterin die Wildeste und Aufgedrehteste im Wurf.
Mit 8 Wochen zog Elly bei uns ein, einem ruhigen Haushalt mit einer erwachsenen Tochter. Da ich zu Hause bin, konnte ich mich voll und ganz unserem neuen Familienmitglied widmen. Ich kann deshalb ausschließen, dass Ellys spätere Verhaltensprobleme in mangelnder Sozialisation oder Überforderung bei uns zu Hause begründet sind.
Anfangs dachten wir uns nichts dabei, dass unser Welpe Elly so schnell hochdrehte. Die „tollen 5 Minuten“ dauerten bei ihr jeden Abend 2 Stunden, in denen sie so wild war, dass wir darauf achten mussten, dass sie sich nicht verletzte. Auf den Spaziergängen machte sie sich immer selbständig, von Folgetrieb keine Spur. Im Junghundekurs überdrehte sie schnell und fing an, die anderen Hunde zu mobben. Die Trainerin im Junghundekurs meinte, Elly wäre hysterisch und neurotisch und wir müssten da schnell entgegenwirken. Jetzt, wo ich Ellys Stressverhalten kenne, muss ich sagen, dass sie schon damals diese für sie stresstypischen Verhaltensmuster zeigte.
Eine weitere Auffälligkeit, die sie bereits als Welpe zeigte, war Ellys Schwierigkeiten Bindung aufzubauen. Nach Ellys Einzug bei uns zeigte sich, dass sie Probleme hatte, sich uns anzuschließen. Sie konnte sich immer nur einem Familienmitglied anschließen, vor den anderen flüchtete sie, ohne dass etwas vorgefallen wäre. Dabei wechselten die Familienmitglieder und man wusste am Morgen nicht, ob man sich ihr nähern durfte oder nicht. Ab einer Distanz von ca. 2m, sprang sie auf und rannte davon.

Elly als Junghund
Wir suchten uns eine mit Verhaltensstörungen erfahrene Trainerin, aber auch nach Monaten des Trainings änderte sich Ellys Verhalten nicht, sondern wurde immer extremer: Elly lebte in ihrer eigenen Welt mir ihren eigenen Gesetzen. Ich nannte sie „meine Autistin mit ADHS“. So musste z. B. der Tagesablauf von Elly immer gleich sein. Auf jede noch so geringfügige Veränderung reagierte sie mit Schwanzjagen, ununterbrochenem Herumlaufen, Kreiseln oder Erbrechen. Rituale in einer festen Reihenfolge wurden zum Bestandteil unseres Lebens. Durch den Garten lief Elly in einer exakten Bahn, immer wieder genau den gleichen Weg auf einer unsichtbaren Linie. Sie reagierte stark auf Geräusche, ganz extrem auf Vogelzwitschern. Es war kaum möglich, mit ihr spazieren zu gehen. Sie war in ihrer Welt gefangen, zog hechelnd an der Leine, nahm ihre Umwelt überhaupt nicht wahr. Auf jedes Geräusch, auf jede noch so kleine Bewegung reagierte sie extrem.
In den Nächten war kaum Schlaf zu finden, da Elly ständig unruhig hin und her lief. Elly war mittlerweile 1½ Jahre alt und wir hatten schon etliche Trainer und Tierarztbesuche hinter uns, als ich in einem Forum über einen Hund las, der fast die gleichen Symptome hatte wie Elly. Und so wurde ich auf die Subklinische Schilddrüsenunterfunktion aufmerksam.

Symptome einer (subklinischen) Schilddrüsenunterfunktion:
Verhaltensstörungen
U.a. Reizbarkeit, Apathie, Trägheit, vermehrtes Schlafbedürfnis. Stimmungsschwankungen, phasenweise Angst oder Panik, Lernschwierigkeiten, Tunnelblick 
Stoffwechsel und Allgemeinbefinden
U.a. Kälteempfindlichkeit, Übergewicht, erhöhtes Durstgefühl (Polydypsie), reduzierte Nierenleistung, Fettleber, Immunschwäche, schlechte Wundheilung
Blutwerte
U.a. Hypertriglyzerinämie (Fettstoffwechselstörung), Anstieg der Leberenzyme, Blutarmut (Anämie), verminderte Lymphozytenzahl, Zahl der eosinophilen Granulozyten erhöht
Augen
U.a. trockene Augen, Entzündung der Aderhaut des Auges (Uveitis anterior), eiternde Hornhaut
Nervensystem
U.a. Muskelschwäche, Lähmung peripherer Nerven (Zehenschleifen), Vestibularsyndrom, Krampfanfälle
Herz-Kreislauf
U.a. niedrige Herzfrequenz (Sinusbradykardie), EKG-Veränderungen, schwacher Puls
Fortpflanzung
U.a. Zyklusstörungen, stille Läufigkeit, Milchfluss (Galaktorrhö)
Verdauung
U.a. Wechsel von Verstopfung und Durchfall
Haut und Fell (sehr häufig)
U.a. Haarausfall (Alopezie), mattes/struppiges Fell, Farbänderungen, Ödem v.a. im Gesicht), trockene/brüchige Krallen, häufig Hautinfektionen

Schilddrüsenunterfunktion – die Diagnose
Mein Tierarzt machte auf meine Bitte ein geriatrisches Blutbild inkl. Schilddrüsenprofil – und beglückwünschte mich zu den hervorragenden Werten meines Hundes. Der Vitamin B12 Wert von Elly war allerdings an der unteren Grenze: 390,4 pg/ml (300–800). Da Ellys Verhalten aber auf eine Subklinische Schilddrüsenunterfunktion passte und die Schilddrüsenwerte im unteren Drittel waren, stellte ich Elly einer auf die Schilddrüse spezialisierten Tierärztin vor und wir begannen mit der Substitution.

Wie es mit Elly weiterging, lesen Sie in „Dr. Jekyll und Mr. Hund“

 

Das Buch zum Thema:

Dr. Jekyll & Mr. Hund
Beate ZimmermannDr. Jekyll & Mr. Hund

Ausgeglichene Schilddrüse - ausgeglichener Hund

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