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Moderhinke beim Schaf – neue Ansätze zur Sanierung
Die Moderhinke (Klauenfäule) ist eine ansteckende und schmerzhafte Klauenkrankheit kleiner Wiederkäuer, die weltweit vorkommt und alle Schafrassen betrifft. Sie ist die häufigste Ursache für Lahmheit bei Schafen und führt zu erheblichen wirtschaftlichen Einbußen, wie z. B. Verlusten in der Wollproduktion, verminderter Mastleistung sowie dem damit einhergehenden Zeitaufwand zur Behandlung der befallenen Tiere.
Die Krankheit wird verursacht durch das Bakterium Dichelobacter nodosus , das obligat vorhanden sein muss, in Zusammenhang mit dem sekundären ubiquitären Erreger Fusobacterium necrophorum. Der Einfluss und die Rolle von Fusobacterium necrophorum wird in der Literatur jedoch kontrovers diskutiert. Dichelobacter (D.) nodosus ist ein gramnegatives, obligat anaerobes Bakterium, das vor allem im Klauenhorn überlebt, durch kleine Läsionen in der Epidermis im Zwischenklauenspalt eindringt und sich dann unter Luftabschluss vermehren kann.
Dichelobacter nodosus
D. nodosus weist verschiedene Virulenz-Faktoren auf, wie z. B. Proteasen, die ein Auflösen des Klauenhorns ermöglichen. Die verschiedenen Proteasen werden unter anderem kodiert durch die Gene AprV2, AprV5 und BprV (für die virulenten Enzyme) und die Gene AprB2, AprB5 und BprB (für die gutartigen Enzyme). In der Studie von Stäuble et al. 2014 wurde nachgewiesen, dass die Enzyme AprB2 und AprV2 gut mit der Klinik korrelieren, wobei AprV2 nachweislich für die virulente klinische Form von Moderhinke verantwortlich ist.
Untersuchungen in Australien im Jahr 1941 zeigten, dass der Erreger außerhalb des Klauenhorns in Mist und Schlamm 7 Tage bis 2 Wochen überleben kann, doch Trockenheit, Hitze und Kälte (< 10 °C) reduzieren die Überlebenszeit des Bakteriums in der Umwelt erheblich. In neueren Untersuchungen in einem feuchten Gebiet mit regelmäßigen Niederschlägen (Mitteleuropa) wurde der Erreger auch noch nach 14 Tagen mittels PCR in der Umgebung nachgewiesen. Da das Experiment nach 14 Tagen endete, bleibt unklar, wie lange der Erreger bei optimalen Bedingungen noch überleben würde.
Mittels PCR kann das Vorhandensein von Genmaterieal von D. nodosus in der Umwelt zwar besser und genauer untersucht werden als bisher, doch wie lange die maximale Überlebenszeit des Erregers in hiesigen klimatischen Bedingungen tatsächlich ist, ist nach wie vor unbekannt.
Man geht davon aus, dass D. nodosus in abgeschnittenem Klauenhornmaterial Monate überleben kann.
Aus diesem Grund wird dringend empfohlen, den Klauenschnitt an einem trockenen, befestigten Platz durchzuführen und nach dem Klauenschnitt alles abgeschnittene Klauenmaterial zusammenzukehren und zu verbrennen.
Diagnose und Symptome
Die Diagnose der Moderhinke wird vor allem anhand des klinischen Bildes gestellt, da es bis vor kurzem keine geeigneten labordiagnostischen Möglichkeiten für den Nachweis gab. Das Bakterium mittels einer bakteriologischen Untersuchung anzuzüchten, ist aufgrund seines anspruchsvollen Wachstumsverhaltens oft schwierig oder gar erfolglos.
Moderhinkescore 0 BIS 5
Score 0: gesunde Klaue mit trockenem Zwischenklauenspalt
Score 1: Zwischenklauenspalt (ZKS) feucht, gerötet, mit Haarausfall
Score 2: ausgebreitete Entzündung im ZKS mit schmierigem Belag, leicht geschädigtes Horn am Rand der inneren Klauenwand
Score 3: deutlich schmierige Beläge im ZKS und verändertes Gewebe unterhalb der inneren Klauenwand und des Sohlenhorns
Score 4: ausgedehnte Loslösung des Hornes über die Sohle bis zur äußeren Wand der Klaue; das darunterliegende Gewebe ist stark geschädigt
Score 5: „Ausschuhen“: Loslösen des kompletten Klauenhorns von der Klaue
Das klinische Bild der Krankheit reicht von einer
- benignen Form (ausgelöst durch benigne Stämme mit dem AprB2-Enzym), die sich in einer leichteren Rötung im Zwischenklauenspalt zeigt, bis zu einer
- schweren virulenten Form (ausgelöst durch virulente Stämme mit dem AprV2-Enzym), bei der es zur kompletten Unterminierung des Klauenhorns und zum Ausschuhen kommen kann.
In Regionen, in denen die Moderhinke endemisch vorkommt, fressen befallene Schafe oft charakteristischerweise zur Entlastung auf den Carpi, da die damit einhergehenden entzündlichen Veränderungen an den Klauen zu massiven Schmerzen führen. Mit zunehmendem Bewusstsein und Aufklärung der Bevölkerung in Hinblick auf Tierwohl und Tierschutz wächst der Druck auf die Tierhalter, denn inzwischen ist vielen bewusst, dass „kniend“ grasende Schafe nicht niedlich sind, sondern dass sie ihre Klauen entlasten, weil sie Schmerzen haben.
Lesen Sie den gesamten Beitrag hier: Moderhinke beim Schaf – neue Ansätze zur Sanierung
Aus der Zeitschrift: Veterinärspiegel 03/2017
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