Oxyuren

Autor(en): P. Kölle

Bei einem größeren Landschildkrötenbestand kann davon ausgegangen werden, dass alle Tiere zumindest mit Oxyuren infiziert sind. Die Würmer siedeln sich v. a. im Kolon und Zäkum an. 

Die Vertreter der Oxyuriden sind mit mindestens 6 verschiedenen Gattungen (wie z. B. Alaeuris,Mehdiella, Tachygonetria, Thaparia spp., Atractis) bei ca.70–80 % aller erstmals in der Praxis vorgestellten Europäischen Landschildkröten vorwiegend im Kolon zu finden. Es handelt sich um 2–4mm (manchen Berichten zufolge auch bis zu 8mm) lange weiße Würmchen, die bei genauer Betrachtung des Kotes schon mit bloßem Auge zu erkennen sind (Abb. 1). Sicher ist jedoch nur der mikroskopische Nachweis der Eier. Die Infektion erfolgt oral und direkt ohne Zwischenwirte. 

Abb. 1: Oxyuren, die im Kot makroskopisch sichtbar sind 

Klinik und Diagnose

Vor allem bei adulten Tieren kommt es häufig nicht zu klinischen Erscheinungen; Jungtiere zeigen bei hochgradigem Befall schlechte Gewichtszunahme, „Kümmern“, Inappetenz und selten eine tödlich verlaufende Obstipation. Die Beschreibungen zur Pathogenität gehen in der Literatur weit auseinander und reichen von positiven Wirkungen wie Auflockerung des Darminhaltes bis zu fatalen Infektionen. Da Oxyuren jedoch oft zu Tausenden im Dickdarm vorkommen (Abb. 2) und bei Sektionen durchaus Verlegungen des Darmlumens durch Wurmknäuel gesehen werden, dürften die Auswirkungen auf das betroffene Tier vor allembei einemhohen Befall doch eher negativ sein. Nach eigener Erfahrung zeigen vor allem kümmernde Jungtiere nach der Entwurmung bei gleichbleibender Fütterung eine erhebliche Gewichtszunahme, ein gleichmäßigeres Panzerwachstumund ein deutlich lebhafteres Verhalten. 

Bei der Kotuntersuchung am Nativpräparat können längliche, leicht asymmetrische, dünnschalige Nematodeneier nachgewiesenwerden (Abb.3), die eine eindeutige Diagnose ermöglichen. 

Abb. 2: Typische leicht asymmetrische Oxyureneier im Kotnativpräparat einer Griechischen Landschildkröte

Abb. 3: Adulte Oxyuren, die durch die Darmwand hindurchschimmern 

Therapie

Das Mittel der Wahl ist Fenbendazol; daneben werden auch Levamisol und Mebendazol eingesetzt. Bei Resistenzen kann das aus der Humanmedizin stammende Molevac (Pyrviniumembonat) zur Anwendung kommen. Hierbei wird der Kot rot gefärbt, worauf der Besitzer vor der Behandlung hingewiesen werden sollte. Manchmal muss mehrmals über Wochen hinweg entwurmt werden, da der Befall sehr hartnäckig sein kann.

Quelle:

P. Kölle
Die Schildkröte
Heimtier und Patient
ISBN: 9783830410669
2008, S. 148-149

 

 

Buchtipp

Die Schildkröte
Petra Kölle, Michael PeesDie Schildkröte

Heimtier und Patient

EUR [D] 24,99Inkl. gesetzl. MwSt.

Cookie-Einstellungen