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Perioperative Antibiotikaprophylaxe – Wann ist der Einsatz gerechtfertigt?

Die kurzzeitige, meist 1-malige Verabreichung eines Antibiotikums kurz vor einer Operation soll die bakterielle Besiedlung im OP-Gebiet hemmen und das Risiko postoperativer Wundinfektionen reduzieren. Doch ist die perioperative Antibiotikaprophylaxe tatsächlich bei Standardoperationen notwendig?

Im Folgenden soll die Frage beantwortet und ein aktueller Überblick über den derzeitigen Stand der Diskussionen zum prophylaktischen Einsatz von Antibiotika zur Reduktion postoperativer Wundinfektionen gegeben werden.

Definition

Unter perioperativer Antibiotikaprophylaxe wird die kurzzeitige, in der Regel 1-malige Verabreichung eines Antibiotikums kurz vor einem operativen Eingriff verstanden. Dadurch soll die Besiedlung des Operationsfelds mit kontaminierenden Keimen gehemmt werden. Ziel ist es, in besonderen Risikosituationen die Rate postoperativer Wundinfektionen zu reduzieren.

Problematik

Haut und Schleimhäute schützen das darunter liegende Gewebe vor bakterieller Kolonisation. Mit der Zerstörung dieser natürlichen Barriere durch chirurgische Eingriffe oder Traumata steigt die Gefahr für postoperative Wundinfektionen stark an. Die perioperative Antibiotikaprophylaxe gilt daher seit Langem als Standard bei der Durchführung chirurgischer Eingriffe beim Kleintier. Im Zusammenhang mit der Diskussion zum verantwortungsvollen Einsatz von Antibiotika wird jedoch die routinemäßige prophylaktische Verabreichung von Antibiotika bei unkomplizierten chirurgischen Eingriffen zunehmend kritisch hinterfragt.

In der Tat konnte in einer prospektiven Studie bei Hund und Katze kein allgemeiner Bezug zwischen präoperativer Antibiose und dem Auftreten postoperativer Wundinfektionen gezeigt werden. Es werden daher aktuell Kriterien erarbeitet, anhand derer das Risiko für Wundinfektionen und damit die Notwendigkeit für den prophylaktischen Einsatz von Antibiotika beurteilt werden können. Im Vergleich zur Humanmedizin erscheint dies in der Tiermedizin allerdings schwierig, denn es gibt nur einige wenige gesicherte Untersuchungen zur Prävalenz von Infektionen nach chirurgischen Eingriffen, zu den am häufigsten beteiligten Krankheitserregern und zur Wirksamkeit der eingesetzten Medikamente. Dies ist umso erstaunlicher, als dass chirurgische Wundinfektionen auch in der tierärztlichen Praxis zu den am häufigsten erworbenen Infektionen zählen, die für den Patienten mit vielfältigen Belastungen einhergehen.

Indikationsstellung

Nicht jeder chirurgische Eingriff zieht zwangsläufig eine Wundinfektion nach sich. Der routinemäßige Einsatz von Antibiotika ist deshalb aus medizinischer Sicht nicht gerechtfertigt. Die Indikation muss vielmehr individuell und unter Berücksichtigung einer Reihe verschiedener Risikofaktoren gestellt werden. Da jede Anwendung eines Antibiotikums mit der Selektion und Ausbreitung resistenter Keime einhergeht, ist die perioperative Antibiotikaanwendung grundsätzlich auf ein Minimum zu reduzieren.

Die perioperative Antibiotikaanwendung darf nie Ersatz für grundlegende Hygienemaßnahmen, aseptisches Arbeiten und gewebeschonende Operationstechniken werden.

Das entscheidende Kriterium für das Auftreten postoperativer Wundinfektionen ist die Kontamination des Operationsgebiets während der Dauer des chirurgischen Eingriffs mit Krankheitserregern. Diese stammen hauptsächlich von der physiologischen Haut- bzw. Schleimhautflora des Patienten. Sie können aber auch über das Operationspersonal und das verwendete Instrumentarium eingetragen werden. Die Befolgung grundlegender Hygienestandards in der Praxis und im Operationsmanagement reicht daher in den allermeisten Fällen bei kleineren, unkomplizierten chirurgischen Eingriffen aus, um das Infektionsrisiko zu kontrollieren. Erst in Situationen mit einem erhöhten Infektionsrisiko ist eine perioperative Antibiotikaprophylaxe in Erwägung zu ziehen. Wesentliche Kriterien sind:

  • Kontaminationsgrad des Operationsgebiets
  • patientenbezogene Risiken
  • operationsbedingte Risiken
  • Resistenzsituation der zu erwartenden Keime

 

Lesen Sie hier den gesamten Beitrag: Perioperative Antibiotikaprophylaxe – Wann ist der Einsatz gerechtfertigt?

Aus der Zeitschrift kleintier.konkret 1/2015

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