Ruptur des M. peroneus (fibularis) tertius

Autor(en): B. Huskamp, N. Kopf, W. Scheidemann, G. F. Schusser

Definition:

Es liegt eine Zerreißung des schmalen Muskels oder ein Abriss der Endsehne des an der Vorderfläche des Unterschenkels gelegenen M. peroneus tertius vor. Dieser Muskel ist sehnig. Er entspringt in der Fossa muscularis cranialis femoris gemeinsam mit dem M. extensor digitalis longus. Im oberen Teil der Tibia trennt sich der M. peroneus tertius vom M. extensor digitalis longus. Nach unten zu läuft er über das Sprunggelenk in einer starken, breiten Sehne aus. Der Muskel wird vom N. peroneus innerviert. Beim Pferd ist er oberflächlich gelegen, man kann ihn gut durch die Haut palpieren. Der Muskel kann einmal im Bereich der Ursprungssehne in der Fossa muscularis ohne oder mit einem Fragmentausriss aus dem Os femoris erfolgen. Andererseits kann es zur Kontinuitätstrennung im Bereich des Muskelbauches kommen. Selten liegt eine Zusammenhangstrennung im sehnigen Endteil vor.

Symptome: 

Abhängig von der Lokalisation der Ruptur, werden durch eine M.peroneus-Ruptur typische funktionelle Störungen ausgelöst (siehe Abb. 1a und 1b). Es besteht ein Unvermögen, das Sprunggelenk zu beugen. Am stehenden Pferd ist der Sprunggelenkwinkel weit geöffnet. Noch weiter geschieht dies, wenn die Gliedmaße vom Erdboden abgehoben wird. In der Hangbeinphase, also zu Beginn der Bewegung, schlottert und pendelt der Unterschenkel, hierbei legt sich der antagonistisch wirkende Fersensehnenstrang, bestehend aus dem Tendo gastrocnemius, Tendo solei, Tendo accessorius und aus der oberflächlichen Beugesehne, in Falten. Lässt man am stehenden Pferd die erkrankte Hintergliedmaße nach hinten hochheben, so fehlt jeglicher Widerstand. Die Extremität lässt sich weit nach hinten strecken und herausziehen. Ist die Peroneusruptur frisch, kann man unterhalb des Kniegelenks eine Lücke im Muskel, eine zirkumskripte Schmerzhaftigkeit oder auch ein kleines Hämatom nachweisen. Ist die Erkrankung einige Tage alt, fehlen derartige lokale Veränderungen. Allgemeinstörungen sind niemals vorhanden. 

Abb. 1a: Friesian-Pferd mit Ruptur des M. peroneus tertius 

 

 

Abb. 1b: Die erkrankte Hintergliedmaße lässt sich widerstandslos nach hinten strecken 

Ätiologie: 

Die Peroneusruptur entsteht beim Pferd durch heftiges Ausschlagen oder starke Abwehr- und Befreiungsbewegungen mit der aufgezogenen Gliedmaße im Behandlungs- bzw. im Beschlagsstand. 

Diagnose:Die typischen Symptome am stehenden und am im Schritt geführten Pferd, wie abnorm geöffneter Sprunggelenkwinkel, schlotternder Unterschenkel und beim Aufheben der Gliedmaße die typische Faltenbildung des Fersensehnenstranges lassen eine klinische Diagnose mit Sicherheit zu. 

Differentialdiagnose: 

Es müssen Frakturen der Tibia ausgeschlossen werden. 

Prognose und Therapie:Die Prognose ist gut. Rupturen im Bereich des Muskelbauches heilen innerhalb von 8–10 Wochen ohne Therapie aus. Liegt ein Sehnenabriss an der Ursprungsstelle in der Fossa muscularis femoris vor, ist ebenfalls nach Wochen mit einer funktionellen Heilung zu rechnen. Inwieweit die Injektion von granulationsgewebsanregenden und bindegewebszubildenden Mitteln in den Muskelspalt die Heilungsvorgänge fördert, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. 

Epikrise:

Unbelastete Bewegung während 6–8 Wochen lohnt sich bei Sportpferden immer. In jedem Fall können Pferde mit Peroneusruptur der Zucht zugeführt werden.

Quelle: O. Dietz, B. Huskamp (Hrsg.), Handbuch Pferdepraxis, ISBN: 9783830410287, 3. Aufl., völlig neu bearb. 2005, S. 897

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