Tympanie

Autor(en): A. Ewringmann, B. Glöckner

Ätiologie & Pathogenese

Tympanien von Magen und Darm kommen bei den Kleinnagern deutlich seltener vor als bei Kaninchen oder den Meerschweinchenverwandten. Dies ist dadurch zu erklären, dass die Muskulatur von Magen und Darm bei den kleinen Nagern stärker ausgebildet ist und sich nicht so leicht ausdehnt. 

Tympanien können durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden. Die wichtigste Rolle spielen dabei Infektionen des Verdauungstraktes, wobei insbesondere eine massive Vermehrung von Protozoen mit Tympanien und Auftreibungen des Abdomens einhergehen kann. Vermehrte Ansammlungen von Gasen entstehen aber auch bei anhaltender Inappetenz sowie im Rahmen massiver Fütterungsfehler. Beide Ursachen lösen Fehlgärungen aus. Eine Tympanie kann letztlich auch bei hochgradiger Dyspnoe beobachtet werden, bei der die Tiere vermehrt Luft abschlucken. 

Massive Gasansammlungen im Verdauungstrakt führen zu dessen Ausdehnung, sodass ein vermehrter Druck auf das Zwerchfell entsteht. Dadurch werden die Herz-Kreislauf- und die Atmungsfunktionen eingeschränkt, sodass letztlich ein Schockzustand resultieren kann. 

Klinik 

Die Patienten haben ein pralles, aufgetriebenes Abdomen. Der Allgemeinzustand ist gestört und es besteht Inappetenz. Die Tiere haben blasse Schleimhäute und weisen in fortgeschrittenen Stadien Atembeschwerden auf. 

Diagnose 

Eine Diagnose kann bereits anhand des klinischen Bildes gestellt werden. Vorsichtige Perkussion des Abdomens mit dem Finger ergibt einen hohlen Klang. Die genaue Lokalisation und das Ausmaß der Tympanie können anhand von Röntgenaufnahmen ermittelt werden (s. Abb. 1). Sowohl durch eine ausführliche Anamnese als auch durch Kotuntersuchungen muss die Ursache der Erkrankung ermittelt werden. Bei der Kotuntersuchung empfiehlt sich zunächst die Durchsicht eines Nativpräparates, da nur in ihm Flagellaten diagnostiziert werden können. 

Abb. 1: Darmtympanie bei einem Goldhamster 

Therapie & Prognose 

Die Prognose bei schwerer Tympanie ist immer vorsichtig zu stellen, insbesondere, wenn es bereits zu ausgeprägter Kreislaufsymptomatik gekommen ist. Die Tiere müssen zunächst durch Vollelektrolytinfusionen und den Kreislauf unterstützende Medikamente (z. B. Etilefrin) stabilisiert werden. Sie erhalten zudem ein Analgetikum (z. B. Metamizol). Eine Entgasung des Blinddarms, der den voluminösesten Anteil des Darmes darstellt, kann durch Punktion mit einer feinen Kanüle erfolgen. Die Tiere erhalten im Anschluss Metoclopramid, um die Darmmotorik anzuregen und dadurch Gase forciert aus dem Darm zu eliminieren. Es müssen zudem Antitympanika (z. B. Sab simplex®) eingegeben werden. Außerdem ist die Applikation eines Antibiotikums (z. B. Cotrim K®) sinnvoll, um einer Vermehrung pathogener Keime und damit einer Enterotoxämie vorzubeugen. Die Darmflora wird mit Laktobazillus-Präparaten stabilisiert und die Patienten müssen zwangsgefüttert werden. 

Therapie der Tympanie:

 

  • ggf. Notfallbehandlung:
    - Sauerstoffzufuhr
    - Prednisolon (z. B. Solu Decortin®), 5 –10 mg/kg i.m., s.c.
    - Infusionen 84 (z. B. Sterofundin®), 20–40 mg/kg s.c.
  • ggf. Abgasen durch Blinddarmpunktion
  • Antitympanikum (z. B. Sab simplex®, mehrmals tägl. 0,5 –1 ml/kg p.o.)
  • Metoclopramid (z. B. MCP-ratiopharm®), 3 x tägl. 1–5 mg/kg s.c., p.o.
  • Probiotikum (z. B. Bene-Bac®)
  • Bauchmassagen
  • ggf. Analgetikum, z. B.
    - Metamizol 101 (Novalgin®), 2–3 x tägl. 10–20 mg/kg s.c., p.o.
    - Carprofen 99 (Rimadyl®), 1 x tägl. 5 mg/kg s.c.
    - Meloxicam 100 (Metacam®), 1 x tägl. 0,15 mg/kg s.c., p.o.
  • evtl. Antibiotikum (bei schwerer Tympanie immer !!)
  • ggf. Zwangsfütterung

 

Quelle: A. Ewringmann, B. Glöckner, Leitsymptome bei Hamster, Ratte, Maus und Rennmaus, Diagnostischer Leitfaden und Therapie, ISBN: 9783830410638, 2007, S. 117 

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