• Bericht
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  • Johannes Steinbach
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  • 22.04.2009

Famulatur TCM im Tzu Chi Hospital in Hualien, Taiwan

Schon lange wollte ich für eine längere Zeit nach Asien. Taiwan war dafür die richtige Wahl. Kulturell sind hier viele Eigenheiten aus den unterschiedlichen Provinzen des Mainlands China zu finden. Auf der anderen Seite ist es nicht so krass wie in anderen Regionenfür einen Asienneuling wie mich, zum Beispiel Südostasien wäre für mich wahrscheinlich nicht der richtige Ort gewesen. Diverse Famulaturberichte machten noch mehr Lust auf Taiwan und dabei besonders auf Hualien.

Alle Fotos von J. Steinbach

 

Vorbereitungen

Den Flug habe ich im Frühjahr gebucht und nach intensivem Vergleichen der unterschiedlichen Angebote, China Airlines non-stop Frankfurt-Taipeh für 893 € ausgesucht. Wenn man den Flug später bucht, wird es nicht unbedingt teurer. Der Flug ist allerdings billiger, wenn man ein 4-Wochen-Ticket nimmt.
China Airlines war eine wirklich gute Wahl: Der Service ist toll und ich konnte meinen Rückflug problemlos und ohne etwas zuzuzahlen umbuchen.

Bei einem Aufenthalt über 30 Tage muss man sich noch ein Visum für 28 € besorgen. Dieses habe ich in der taiwanesischen Vertretung in Berlin beantragt. Ich rate euch zu einem "Visitor´s Visum", da es bei mir Probleme gab als ich erwähnte, dass ich ein Praktikum machen möchte (Arbeitserlaubnis, -bestätigung, etc.).

Impfungen sind ebenfalls anzuraten: Hepatitis A und B, Typhus und japanische Encephalitis werden empfohlen. Die Impfung gegen japanische Encephalitis ist in Deutschland sehr kostenintensiv (ca. 130 €), in Taiwan hingegen ist die Impfung in staatlichen Krankenhäusern für ca. 10 € zu bekommen.

 

Sprache

Die Landessprache in Taiwan ist Chinesisch, was einige Schwierigkeiten machen kann, wenn man versucht in einem abgelegenen Dorf die Speisekarte zu lesen. Ich hatte keinerlei Sprachkenntnisse und habe mich immer sehr gut zurecht gefunden. Die Menschen sind sehr hilfsbereit und versuchen irgendwie dich zu verstehen. Die Ärzte sowie die Kontaktpersonen können recht gutes Englisch. In kleinen Läden oder an Ständen sieht das ganze schon anders aus.

 

Hualien

Hualien ist für einen Asienneuling ein sehr guter Einstieg, um sich mit den dortigen Verhältnissen vertraut zu machen. Der Kulturschock hält sich in Taiwan sehr stark in Grenzen, da v. a. die Großstädte den europäischen oder amerikanischen recht ähnlich sind. Hualien ist eine Kleinstadt mit ca. 200.000 Einwohnern. Die Architektur ist nicht wirklich schön und eine wirklich geplante Struktur der Stadt ist auch nicht zu erkennen. Hualien liegt an der weniger entwickelten Ostküste, die aber im Gegensatz zum Westen noch unberührte Natur bietet. Die Lage zwischen dem Meer und den Bergen ist für Unternehmungen toll.

 

Unterkunft

Ich war in einem recht spartanischen Wohnheim untergebracht. Anfangs hatte ich mein eigenes Zimmer, welches eigentlich für vier Personen ausgelegt war. Daran war ein eigenes Bad mit Dusche angeschlossen. Die Betten hatten allerdings keine "Federung". Man schläft wie in einer Berghütte auf dem blanken Holz. Wer einen gewissen Komfort haben möchte, dem sei eine Isomatte empfohlen. Waschmaschine und Trockenraum befanden sich nebst Kühlschrank auf der Etage, ebenso ein TV-Raum. Wegen Bettwäsche braucht ihr euch keine Gedanken machen. Darum kümmern sich die Kontaktpersonen. Gestört hat mich, dass meine Freundin in einem anderen Wohnheim untergebracht war, wo strikte Geschlechtertrennung herrschte - diese wurde sogar von einem Portier überwacht. Es war wirklich sehr schwer, wenn nicht gar unmöglich, in das andere Wohnheim zu kommen.

 

 

 

Das Unigelände an sich ist aber sehr schön: Hier findet man die Mensa, die Uni selbst mit Bibliothek, in der man das Internet nutzen konnte, sowie ein Sportplatz mit Laufbahn und eine Turnhalle mit Schwimmhalle, einem Fitnessraum, Tischtenniskeller und ein Tanzzimmer, welches ich allerdings nicht nutzte.

 

Verpflegung

In Hualien bekommt man von den Kontaktpersonen einen Ausweis mit integriertem Guthaben für die buddhistische, also vegetarische und leckere all-you-can-eat-Mensa. Man kann sich aber auch sehr gut in nahe gelegenen Restaurants, Garküchen oder Nachtmärkten für wenig Geld verpflegen. Es ist anzuraten anfangs in Begleitung eines Chinesen die unterschiedlichen Gerichte zu erkunden. Wer probierfreudig ist, wird in Taiwan Vieles kosten können. Das Essen ist klasse, sodass ich nicht müde geworden bin, immer neue Sachen auszuprobieren

 

Arbeit im Krankenhaus

Ich war in dem buddhistischen Tzu Chi Hospital, in der dortigen Abteilung für Traditionelle Chinesische Medizin. Diese Abteilung ist eine reine Ambulanz mit ca. 40 Behandlungsbetten und 4 Sprechzimmern. Der Arbeitsalltag bestand für die Ärzte also aus Behandlungsrunden von Akupunkturen und einer Sprechstunde. Die Sprechstunde war dabei weniger interessant, da eine Synchronübersetztung chinesisch-englisch oft nicht möglich oder teilweise sehr mühevoll war. Bei den Behandlungsrunden der Ärzte war ich in einer Studentengruppe dabei und erfuhr dort das bedside-teaching.

In der ersten meiner vier Praktikumswochen begleitete ich einen Assistenzarzt bei seiner Arbeit. Diese Woche war als Einführung in die Traditionelle Chinesische Medizin gedacht, mit der ich mich zuvor fast gar nicht beschäftigt hatte. In dieser Woche konnte ich an mir und an anderen Studenten Akupunkturen üben und die unterschiedlichen Acupoints und deren mehr oder weniger erfolgreichen Treffer ausprobieren.

In den folgenden drei Wochen begleitete ich mit anderen Studenten zusammen den Chefarzt bei seiner Arbeit. Unter seiner Anleitung und später auch selbständig durfte ich am Patienten sehr häufig akupunktieren. Ebenfalls lernte ich viel über die Grundlagen der chinesische Philosophie und die Denkmodelle, die hinter der TCM stehen.

Angemerkt sei, dass die Ärzte und im besonderen Maße der Chefarzt Dr. Tseng sehr freundlich und entgegenkommend waren. Die teilweise in Deutschland übliche Arroganz mancher Chefs konnte ich bei ihm nicht feststellen. Ebenso war er sehr engagiert, den Studenten möglichst viel beizubringen.

Grundsätzlich stehe ich vielen alternativen Heilmethoden wie Homöopathie, TCM usw. sehr skeptisch gegenüber. Aber zumindest bei der TCM muss ich meine Meinung bei gewissen Fragestellungen klar revidieren.

 

 

Im allgemeinen ist das dortige Universitätsklinikum wirklich sehr modern und auch Famulaturen in anderen Fachgebieten erscheinen mir sehr empfehlenswert.

 

Land und Leute

Über Land und Leuten könnte man bestimmt endlos berichten. Kurz gefasst: Taiwan ist ein wirklich interessantes Land. Es ist allerdings kein typisches Urlaubsland und Taiwan ist hauptsächlich für den Binnentourismus erschlossen. Die Bevölkerung ist wirklich sehr freundlich und die Taiwanesen versuchen dir wirklich zu helfen, wo sie nur können. Das Land hat einige wirklich schöne Naturschutzgebiete zu bieten, die oft allerdings nur mit dem Auto zu erreichen sind. Wer Trekkingtouren mag, ist hier aber wirklich gut aufgehoben. Man sollte sich aber frühzeitig um die Organisation der Touren kümmern.

Die Kontaktpersonen von der Uni Hualien waren um mich sehr bemüht. Sie haben sich um sämtliche Formalien im Krankenhaus gekümmert und waren oft als orts-, sprach- und speisekundige Führer an meiner Seite. Für die ausländischen Famulanten wurde von ihnen auch ein Willkommens- und Abschiedsessen in einem guten Restaurant organisiert. Des weiteren waren sie v. a. dabei behilflich Autos oder Scooter zu mieten und die Ausflüge zu planen.

 

Fazit

Die Zeit in Taiwan war wirklich toll. Am besten haben mir die mannigfaltige Natur vom Korallenriff über subtropischen Dschungel bis hin zu bergigen Wäldern, gefallen. Die Menschen waren immer sehr nett und ich habe viele interessante und großzügige Menschen getroffen.
Bei der Famulatur konnte ich einen Einblick in eine Welt erhalten, von der ich vorher nicht viel kannte. Leider waren der Monat im Krankenhaus und die anschließenden vier Wochen des Herumreisens viel zu schnell vorbei. Ich würde diese Reise wirklich sofort wieder unternehmen und werde die nächste Gelegenheit nutzen nach Taiwan zu gelangen.

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