- Pressemeldung
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- Manon Krüger
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- 26.09.2014
Gefährlicher Süßstoff?
Künstlicher Süßstoff befindet sich in vielen Nahrungsmitteln und soll gesünder sein als Zucker. Israelische Forscher entdeckten ernstzunehmende Nebenwirkungen. Macht Süßstoff etwa dick?
Viele Menschen greifen zu Süßstoff statt Zucker, in der Hoffnung davor bewahrt zu werden, dick und krank zu werden. Süßstoffe gelten als gesunde Alternative zu herkömmlichem Zucker, da sie kaum oder gar keine Kalorien enthalten. Sie zählen zu den am häufigsten eingesetzten Nahrungsmittelzusätzen und werden insbesondere Übergewichtigen und Diabetikern empfohlen. Trotzdem steigt die Zahl der adipösen und übergewichtigen Menschen weiter an.
Israelische Forscher vom Weizmann-Institut in Rechovot zeigten nun, dass der Konsum von synthetischen Süßstoffen den Stoffwechsel verändern und das Essverhalten verschlechtern kann. Die Ergebnisse des Teams um Eran Elinav und Eran Segal deuten darauf hin, dass der massive Gebrauch von Süßstoffen überdacht werden muss. Schon seit längerem können bei Menschen mit einem hohen Langzeitkonsum von Süßstoffen, veränderte klinische Parameter gemessen werden – so z.B. eine erniedrigte Glukosetoleranz und Adipositas.
Im Tierversuch überprüften sie den Effekt von Süßstoffen auf den Blutzuckerspiegel. Sie versetzten das Trinkwasser von Mäusen mit Saccharose, Glukose oder einem gängigen Süßstoff (Saccharin, Sucralose oder Aspartam). Nach elf Wochen entwickelten die Mäuse der Süßstoff-Gruppe eine stark erhöhte Glukoseintoleranz. In den Kontrollgruppen veränderten sich die Werte nicht.
Die Forscher entdeckten bei den Mäusen mit verschlechterter Glukosetoleranz eine Veränderung in der Darmflora. Sie übertrugen die Bakterien aus dem Darm der Süßstoff-Gruppe auf keimfreie, gesunde Mäuse und konnten bei diesen ebenfalls eine Glukoseintoleranz auslösen. Durch Genomanalysen wurde gezeigt, dass eine bestimmte, seltene Bakteriengattung die Veränderung der Stoffwechselaktivität und der Glukosetoleranz auslöst. Auch beim Menschen konnte die Effekte auf die Darmflora beobachtet werden. Sieben gesunde Freiwillige nahmen eine Woche lang die maximal empfohlene Tagesdosis an Saccharin zu sich. Bei vier von ihnen konnte eine Veränderung in der Darmflora und eine verschlechterte Glukosetoleranz beobachtet werden. „Unsere Ergebnisse deuten an, dass die künstlichen Süßstoffe genau die Krankheiten fördern, zu deren Bekämpfung sie ursprünglich eingeführt wurden“, schließen die israelischen Forscher aus ihren Studien.
Die Forscher gehen davon aus, dass allein der süße Geschmack der Ersatzstoffe ein Hungergefühl auslösen kann. Der Körper bereitet sich auf den erwarteten Zuckerschub mit einer erhöhten Insulinproduktion vor. Da jedoch nicht die erwartete Menge an Zucker aufgenommen wird, sinkt der Blutzuckerspiegel und in Folge dessen steigt das Hungergefühl.
Zur Studie: doi:10.1038/nature13793