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- Christina Liebermann
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- 25.10.2011
Thrombosen: Die weißen Strümpfe verschwinden
Früher gehörten die langen weißen Thrombosestrümpfe in jedem Krankenhaus zur Routine. Bei den Patienten stets unbeliebt, waren sie nach Operationen und bei längerer Bettruhe oberste Pflicht. Heute verzichten viele Kliniken darauf.
Wirkung niemals bewiesen
Den Grund für den Verzicht auf die Thrombosestrümpfe erläutern Experten in der Fachzeitschrift „DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift“ (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2011): Die vorbeugende Schutzwirkung dieser Strümpfe konnte nie bewiesen werden. Medikamente hingegen bieten in den meisten Fällen einen besseren Schutz. Bei einigen wenigen Patienten bleiben die Strümpfe jedoch notwendig.
Thrombosestrümpfe im Kampf gegen tiefe Venenthrombose
Thromboseprophylaxestrümpfe sollen verhindern, dass sich in den tiefen Beinvenen Blutgerinnsel bilden. Diese Blockade kann nicht nur eine schmerzhafte Schwellung des Beins zur Folge haben. Wenn sich Teile vom Gerinnsel lösen und in die Lungenarterien geschwemmt werden, kann dies zu einer gefährlichen oder sogar tödlichen Lungenembolie führen. Besonders bettlägerige Patienten sind gefährdet.
Die speziellen Venenstrümpfe sollen bei ihnen verhindern, dass sich das Blut staut. Sie gehörten früher zu den wenigen Möglichkeiten, einer Thrombose vorzubeugen, berichten Professor Knut Kröger vom Helios Klinikum Krefeld und seine Kollegen.
Verbesserte Diagnostik und medikamentöse Prophylaxe
Heute stehen den Ärzten dagegen mehrere Medikamente zur Auswahl, und die Zweifel am zusätzlichen Nutzen der Thrombosestrümpfe sind in den letzten Jahren gestiegen. Mittels Ultraschall, der Duplexsonografie, können Ärzte einen Thrombus direkt nachweisen.
In zwei Studien wurde kürzlich damit untersucht, ob Thromboseprophylaxestrümpfe die Wirkung der Medikamente bei Patienten nach Hüftgelenkersatz oder nach einem Schlaganfall verbessern. Beide Studien konnten keinen zusätzlichen Nutzen belegen, berichten Professor Kröger und Mitautoren.
Die aktuellen medizinischen Leitlinien in den USA, Großbritannien und Deutschland sind deshalb zurückhaltend. Sie geben keine klare und zwingende Empfehlung zur Anwendung von medizinischen Thromboseprophylaxestrümpfen. Stattdessen werde die fehlende Datenlage beschrieben: Dazu gehört, dass nicht alle Strümpfe gleich gut sein müssen. Anders als bei Medikamenten müssen die Hersteller nicht in Studien belegen, dass ihr Produkt einen Nutzen hat.
Nutzen nur bei korrekter Anwendung
Die Wirkung ist schließlich auch von der korrekten Anwendung der Strümpfe abhängig, und die ist nicht einfach, weiß Professor Kröger: Es beginnt damit, dass bei vielen Patienten die Beine nach der Operation leicht anschwellen, ohne dass eine Thrombose vorliegt. Idealerweise müssten die Strümpfe dann neu vermessen werden. In einer Studie saß ein Drittel der oberschenkellangen Strümpfe nicht korrekt, berichtet der Experte.
Häufig bleibt es nicht beim Zwicken und Kneifen. Bei fünf Prozent der Patienten kommt es zu druckbedingten Hautschädigungen. Um sie zu vermeiden, müssten die Strümpfe im Zweifelsfällen mehrfach täglich ausgezogen und das Bein auf Druckschäden untersucht werden. Diesen Aufwand bei nicht erwiesenem Nutzen scheuen viele Kliniken.
Ausnahme vom Verzicht auf Thrombosestrümpfe
Es gibt aber weiterhin Patienten, die Thromboseprophylaxestrümpfe tragen müssen, warnt Prof. Kröger. Als Beispiel nennt er Patienten die aus irgendeinem Grund keine Medikamente zu Thromboseprophylaxe erhalten dürfen. Professor Kröger: Ihnen sollte, und da sind sich alle Leitlinien einig, eine mechanische Prophylaxe angeboten werden.
Quelle:
K. Kröger et al.: Medizinische Thromboseprophylaxestrümpfe – Gibt es eine Evidenz?
Deutsche Medizinische Wochenschrift (DMW) 2011; 136 (6): S. 276-279