• Interview
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  • Julia Jacobs
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  • 01.04.2004

Weiterbildung Strahlentherapie - strahlende Zukunft für Nachwuchsmediziner

Professor Dr. rer.nat. Dr. med. Jürgen Debus ist Ärztlicher Direktor der Radiologie und Poliklinik mit Schwerpunkt Strahlentherapie des Universitätsklinikums Heidelberg. Julia Jacobs hat ihn zu einem Interview getroffen.

Prof. Debus, Foto: J. Jacobs

> Julia Jacobs: Welche Interessen und Fähigkeiten sollte ein junger Arzt für die Weiterbildung zur Strahlentherapie mitbringen?

Prof. Debus:  Man sollte Freude an der Arbeit mit Patienten haben, gerne mit Kollegen anderer Abteilungen kooperieren und ein grundlegendes technisches Verständnis mitbringen. Die Strahlentherapie ist ein interdisziplinäres Fach. Man sieht viele Krankheitsbilder von der Augenheilkunde bis zur Zahnmedizin.

> Welchen Krankheitsbilder behandeln Sie hauptsächlich?

Wir behandeln überwiegend onkologische Patienten. Das heißt aber nicht, dass wir den ganzen Tag nur Todkranke therapieren. 70 % der Patienten werden kurativ bestrahlt und auch palliativ bestrahlte Patienten können eine Lebenserwartung von weiteren 10 Jahren haben. Es ist ein Berufsfeld, in dem man viele Erfolgserlebnisse hat, gerade in der Bestrahlung von kindlichen Tumoren.  

> Halten Sie die Trennung der Strahlentherapie von der Radiologie für sinnvoll?

Ja, diese Trennung ist sehr sinnvoll. Ein Strahlentherapeut arbeitet mehr therapeutisch und weniger diagnostisch. Er muß also grundlegend andere Fähigkeiten erlernen, als der klassische Radiologe.

> Erfordert ihr Beruf radiologische Grundkenntnisse?

Ich empfehle jedem Strahlentherapeuten ein Jahr seiner Weiterbildung in der Radiologie zu verbringen. Viele unserer Arbeitsschritte hängen von der ursprünglichen Bilddiagnostik ab. Ein Strahlentherapeut muss sicher mit Röntgen-, CT- und MRT-Bildern umgehen können.

>Viele Studenten sehen in der Strahlentherapie vor allem eine Gerätemedizin. Stimmt das?

Nein, das trifft nur zu einem sehr kleinen Teil zu. Der Hauptteil unserer Arbeit besteht darin, die Patienten langfristig zu begleiten und ihre Behandlung mit den anderen Fachärzten zu koordinieren. Wir haben in Heidelberg eine Station mit 60 Betten und sehen die Patienten nicht nur zur Bestrahlung, sondern betreuen sie ganzheitlich. Hierdurch ist es möglich, eine vertrauensvolle und langfristige Arzt-Patienten-Beziehung aufzubauen.

>Kann man sich als Strahlentherapeut auch niederlassen?

Das ist sehr kostspielig. Wer es wagt, muß ein guter Geschäftsmann sein und mehrere Millionen investieren. Trotzdem gibt es in Deutschland einige nierdergelassene Strahlentherapeuten. Es ist auch möglich, selbstständig in Koorperation mit einer Klinik zu arbeiten.

>Gibt es interessante Forschungsmöglichkeiten in der Strahlentherapie?

Ja! Im Moment arbeiten zum Beispiel mehrere Arbeitsgruppen mit einer neuen Bestrahlungstechnik, der Schwerionentherapie. Sie ermöglicht eine präzisere Bestrahlung und ist auch bei strahlenunempfindlichen Tumoren wirksam.

>Was gefällt Ihnen persönlich am besten an Ihrem Fachgebiet?

Dass die Arbeit sehr patientenzentriert und interdisziplinär ist. Man sieht den Patienten nicht nur zu einer einmaligen Untersuchung, sondern kann ihn über einen längeren Zeitraum begleiten.

>Wie sehen die Stellenaussichen in ihrem Fach aus?

Sehr gut. Die Strahlentherapie nimmt stetig an Bedeutung zu. Mit ein bißchen Flexibilität kann man leicht eine Stelle nach den eignen Wünschen finden.

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