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  • 03.06.2019

Neustart Gynäkologie

Meine bisherige Karriere als Assistenzärztin lief eigentlich alles andere als geplant. So wollte ich zunächst Anästhesistin werden und boxte mich gegen dominante Kollegen an einer Uniklinik durch. Nach einer völlig unerwarteten schweren Hirnblutung meines Vaters, musste ich jedoch für bessere zeitliche Arbeitsbedingungen aus der Klinik in eine Hausarztpraxis wechseln. Kein einfacher Schritt, aber ich wollte natürlich für meinen Vater da sein und hab daher meine eigenen Präferenzen in den Hintergrund gestellt. Ich nahm also mehr oder weniger das erstbeste Angebot einer Hausarztpraxis an und griff damit total daneben. Die Allgemeinmedizin und die Arbeit mit den Patienten einschließlich der Besuche im Pflegeheim gefielen mir auf Anhieb sehr. Leider kam ich dauerhaft nicht mit der sehr speziellen und, wie ich leider erst später erfahren musste, berüchtigten Chefin zurecht. Mir blieb nur ein Ausweg: der nächste Wechsel.


Glücklicherweise vermittelte mir ein Sportsfreund und Oberarzt eine neue Stelle in einer Frauenklinik ohne Geburtshilfe und mit überwiegend onkologischem Schwerpunkt. Da man sich als Frauenärztin natürlich später auch niederlassen kann und ich die Vielfalt dieser Fachrichtung durchaus schätze, ergriff ich die Chance und trat am 1. April diese neue Stelle als Assistenzärztin für Gynäkologie an. Wie immer war ich noch vor dem ersten Arbeitstag total motiviert. Ich beschaffte mir Fachliteratur, schickte dem Chefarzt eine E-Mail, kümmerte mich voller Elan um alle bürokratischen Formalitäten. Allerdings war mir auch ein bisschen mulmig, musste ich ja wieder ganz von vorne anfangen.


Bis vor wenigen Wochen hatte ich noch niemals - wenn man jetzt von Übungen an Puppen absieht - eine gynäkologische Untersuchung durchgeführt. Wir hatten damals dieses Studienfach relativ am Anfang des klinischen Abschnittes und das ist bei mir inzwischen tatsächlich auch schon einige Jahre her. Anästhesie und Allgemeinmedizin haben nun auch relativ wenige Schnittbereiche mit der Frauenheilkunde. Und so fühlte ich mich vom ersten Tag an wie eine völlige Anfängerin. Nicht nur, dass ich das SAP-System der Klinik nicht kannte, ich wusste auch gar nicht, wie man das gynäkologische Ultraschallgerät richtig einstellt, geschweige denn eine sonographische Untersuchung durchführt.


Das Verständnis der Kollegen für meine anfängliche Unwissenheit war relativ gemischt. Dies lag vermutlich auch an der insgesamt sehr angespannten Personalsituation, wie sie in vielen regionalen Kliniken aktuell vorherrscht. Aber davon darf man sich natürlich nicht unterkriegen lassen und ich versuche bis heute immer wieder daran zu denken, dass die fachärztlichen Kollegen auch irgendwann mal angefangen haben. Von daher bin ich jetzt doch relativ optimistisch, dass ich mich bald in das neue Fachgebiet einfinden werde. Im Blog wird es daher nun nicht mehr um weitere Geschichten aus der Allgemeinarztpraxis, sondern um spannende Fälle und meine Erfahrungen aus und in der Gynäkologie gehen. Und ich kann euch jetzt schon sagen, dass meine ersten Tage und Wochen mehr als ereignisreich waren. Aber mehr dazu im nächsten Beitrag. Die Spannung steigt!

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