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  • Lucia Hagmann
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  • 14.11.2008

Karrierestart in der Schweiz

Ein weißes Kreuz auf rotem Grund ziert die Schweizer Flagge. Umgedreht erinnern diese Farben an ein bekanntes Erste-Hilfe-Symbol. Für viele junge Mediziner aus Deutschland ist das Programm: Sie gehen in die Schweiz, weil sie dort Rettung vor heimischen Verhältnissen erhoffen. Doch ist die Schweiz wirklich das "gelobte Medizinerland"?

 

Schweizer Flagge - Foto: Thieme

Dass sich die Schweizer Flagge und die Rot-Kreuz-Fahne so ähnlich sehen,
kommt nicht von ungefähr: Zu Ehren des Rot-Kreuz-Gründers Henry Dunant
wurden die Nationalfarben seines Heimatlandes einfach umgekehrt.

 

Henning ist nervös. Heute hat der deutsche PJler aus Freiburg seinen ersten Tag als Unterassistent in der Kardiologie eines Schweizer Spitals. Die morgendliche Visite ist in vollem Gange. Gespannt folgt er dem ihn betreuenden Oberarzt in eines der Patientenzimmer. Kritisch begutachtet der Schweizer den Urinbeutel des ersten Patienten und murmelt schließlich: "De Urinsack schmöckt aber gar nöd guat." Entsetzt sieht Henning den erfahrenen Mediziner an. Hat er einen Moment nicht aufgepasst? Hat der Oberarzt etwa tatsächlich mit der Zunge an dem Urinbeutel …? Würde man Ähnliches von ihm erwarten? Doch die deutsche Krankenschwester kann ihn aufklären: Das Wort "Schmecken" gebrauchen die Schweizer für "Riechen". Hennings Miene hellt sich auf. Sein Bild von dem zivilisierten Land mit der modernen Hightech-Medizin ist wiederhergestellt.

Weiterbildung: beste Schweizer Qualität

Solche kleinen sprachlichen Verwirrungen sind in Schweizer Krankenhäusern mittlerweile Alltag. Wie ein Magnet zieht das Bergland Mediziner aus aller Welt, besonders aber aus Deutschland an. Von den rund 30.000 Ärzten in der Schweiz ist mittlerweile jeder Zehnte ein Deutscher. Und das, obwohl die Arbeitsmarktchancen in der BRD exzellent sind. 2007 betrug die Arbeitslosenquote für Ärzte in Deutschland nur 1,6 Prozent. Die sichere Job-Perspektive allein macht aber offensichtlich noch nicht glücklich: In einer von den Helios-Kliniken durchgeführten Befragung deutscher und Schweizer Klinikärzte waren die deutschen Kollegen mit ihrer Arbeitssituation deutlich unzufriedener. Der Grund: Die Arbeitsbedingungen in der Schweiz sind einfach besser. Besonders attraktiv für die deutschen "Übersiedler" sind die bis zu 25 Prozent höheren Gehälter. Ein junger Assistenzarzt verdient in Deutschland etwa 3.300 Euro brutto, in der Schweiz bekommt er um die 4.100 Euro. Vorteile bringt auch das neue Schweizer Arbeitszeitgesetz, das eine maximale Arbeitszeit von 50 Stunden pro Woche vorschreibt.

Bekannt sind Schweizer Spitäler für ihr angenehmes Arbeitsklima. Meist duzt man sich, der Umgang ist kollegial, Hierarchien werden eher flach gehalten. Chefärzte sind Teil des klinischen Geschehens und leisten auch Routinearbeit. Ärzte in Weiterbildung arbeiten unter enger fachlicher Anleitung des Oberarztes. In manchen Häusern gibt es Assistentensprecher, die die Interessen der Assistenzärzte im Dialog mit Ober- und Chefärzten vertreten. Um viele nicht ärztliche Tätigkeiten wie Blutentnahmen, Zugänge legen und EKG schreiben kümmert sich das Pflegepersonal. Das entlastet die ärztlichen Kollegen. Auf einen deutschen Klinikarzt kommen nicht selten 25 Patienten, in der Schweiz sind es meist nur die Hälfte. Auch in Akutfächern bleibt oft Zeit für ein Frühstück.

Zudem legen die Eidgenossen viel Wert auf eine gute Weiterbildung. In den meisten Schweizer Spitälern finden strukturierte Fortbildungen während der Arbeitszeit statt. Dazu kommen extra Fortbildungstage. Ein Assistenzarzt erhält in der Regel eine Woche Weiterbildungsurlaub. Seminar- oder Kongresskosten werden bezuschusst, wenn nicht komplett vom Arbeitgeber übernommen. Um die Qualität der Lehre sicherzustellen, werden jährlich alle Assistenzärzte zu ihrer Arbeitssituation befragt. Durchgeführt wird die Umfrage von der "Foederatio Medicorum Helveticorum" (FMH). Sie regelt die Weiterbildung. Auch Facharzttitel werden von dieser Dachorganisation der Schweizer Ärzte vergeben. Die Ergebnisse der Umfrage werden im Internet veröffentlicht.

Ein weiterer Pluspunkt der Schweiz: Das kleine Land gibt im internationalen Vergleich, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, enorm viel für Forschung aus. Die wichtigste Schweizer Institution zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung ist der Schweizerische Nationalfonds (SNF). Seit 2007 soll auf Wunsch der Kompetenzzentren für klinische Forschung besonders die patientenorientierte klinische Forschung in der Schweiz gestärkt werden, da diese die Grundlage für die Entwicklung neuer Präventions-, Diagnose- und Therapieverfahren ist. Die SNF stellt dafür mehrere Millionen Franken zur Verfügung.

Praktisches Jahr als "Uhu"

Christine Lang hat die Vorteile des Schweizer Systems in ihrem Praktischen Jahr kennengelernt. Deswegen ist sie ein Jahr nach ihrem Examen wieder zurückgekehrt und arbeitet jetzt seit einigen Monaten als Assistenzärztin im Inselspital Bern. "Die Weiterbildung in der Schweiz ist umfangreicher. Es bleibt mehr Raum für Fragen", sagt sie. Besonders schätzt sie die täglichen "Teachings" für Assistenten. Trotz des neuen Arbeitszeitgesetzes verlässt sie das Spital zwar selten vor 19.00 Uhr, und auch ihr Schweizer Kollege Dr. Urspeter Knecht meint, die Arbeitsbelastung sei nicht geringer als in Deutschland. Überstunden würden aber bezahlt und für Nachtdienste gebe es Freizeitausgleich. Leider ist das jedoch auch in der Schweiz nicht überall der Fall. Ein Assistent berichtet von Kliniken, in denen kein Wert auf Arbeitszeiterfassung gelegt wird und wissenschaftliches Arbeiten in der Freizeit erfolgt.

Der Werdegang von Christine Lang ist typisch für deutsche Schweizgänger. Viele beginnen ihre Karriere in dem Land mit einem PJ-Tertial. Wer Ähnliches plant, sollte mit einer Bewerbung nicht zu lange warten. Viele Stellen sind bereits ein bis zwei Jahre im Voraus vergeben. Wer Glück hat, bekommt aber auch kurzfristig eine Zusage, wenn ein anderer Kandidat abspringt. In der französischsprachigen Schweiz werden die PJ-Plätze zentral von den Unis in Lausanne und Genf vergeben. Eine Bewerbung in der deutschsprachigen Schweiz richtet sich an das Sekretariat des jeweiligen Abteilungsleiters der Lehrkrankenhäuser. Um "böse" Überraschungen zu vermeiden und sämtliche bürokratische Eventualitäten zu klären, sollte vor Antritt des Tertials unbedingt das zuständige Landesprüfungsamt (LPA) konsultiert werden. Die Ausbildung muss an einer staatlich anerkannten Universität oder einem ihr offiziell angeschlossenen Lehrkrankenhaus stattfinden. Abhängig vom LPA wird die Immatrikulation an der ausländischen Uni oder eine Äquivalenzbescheinigung gefordert, die nachweist, dass man Schweizer Studenten gleichgestellt ist. Zudem kann eine Ausbildungsbescheinigung verlangt werden, die Inhalte und Umfang des jeweiligen Auslandstertials belegt. Viele Schweizer Spitäler sind diesbezüglich sehr gut organisiert und haben entsprechende Formulare vorrätig.

Das Äquivalent zum PJ ist in der Schweiz die Unterassistenz. "Als Unterassistent arbeite ich eigenverantwortlicher als in Deutschland", erzählt Henning von seinem Schweiz-Tertial. "Ich habe eigene Patienten, deren Diagnostik und Therapie ich in Rücksprache mit Assistenz- und Oberärzten plane. So wird man besser in den klinischen Ablauf integriert." Deutsche Medizinstudenten werden Schweizer Studenten im Wahlpflichtjahr gleichgestellt, das als "Unterassistenz" ähnlich dem PJ im letzten oder vorletzten Studienjahr abgeleistet wird. Als frischgebackener Unterassistent ("Uhu") kommt man, je nach Spital, in den Genuss eines ersten kleinen Verdienstes zwischen 500 bis 2.200 Schweizer Franken monatlich. Eine Auslandskrankenversicherung ist für PJ-Studenten ausreichend. Unterkommen kann man meist in einem dem jeweiligen Spital angeschlossenen Personalwohnheim.

Einmal Facharzt und zurück

Ein PJ-Tertial oder eine Famulatur eignen sich prima, um herauszufinden, ob das Land den eigenen Erwartungen entspricht. Dabei kann man bereits erste Kontakte knüpfen, und nicht selten bekommt man als Unterassistent auch gleich eine Stelle angeboten. Wer in der Schweiz eine Weiterbildung machen möchte, muss mindestens drei Jahre einrechnen. So lange braucht es zum Minimaltitel "Praktischer Arzt". Für einen Facharzttitel muss man fünf bis sechs Jahre einplanen. Junge Assistenten beginnen ihre Weiterbildung in der Regel in einem peripheren Krankenhaus und wechseln nach ein bis zwei Jahren an ein Uniklinikum. Im Ausland absolvierte Weiterbildungsperioden werden für den Erwerb eines eidgenössischen Weiterbildungstitels nur anerkannt, sofern sie der Weiterbildungsordnung der FHM entsprechen. Denn die Weiterbildungsprogramme sowie OP-Kataloge unterscheiden sich von Land zu Land.

In manchen Fachrichtungen wird ein "Fremdjahr" in einem nicht fachspezifischen Gebiet verlangt. Christine Lang wurde für den Eidgenössischen Weiterbildungstitel Radiologie ihr Jahr in einem deutschen Institut für Pathologie angerechnet. Welche Weiterbildungszeiten für welchen Facharzt in welchen Spitälern abgeleistet werden müssen, erfährt man in den Weiterbildungsprogrammen auf den Internetseiten der FMH (Linktipps). Nicht zu unterschätzen ist die Schweizer Facharztprüfung: Nach etwa zwei Jahren gibt es ein schriftliches Basisexamen. Am Ende der Weiterbildungszeit folgt dann die eigentliche Facharztprüfung mit einem mündlichen (praktischen) und einem schriftlichen Teil.

Wer nach ein paar Jahren Weiterbildung südlich des Hochrheins in die deutsche Heimat zurückkehren will, sollte sich mit der Landesärztekammer seines Bundeslandes in Verbindung setzen. Tätigkeiten im Ausland müssen gemäß den Grundsätzen der deutschen Weiterbildungsordnung absolviert werden, damit sie angerechnet werden können. Gefordert werden unter anderem die Supervision durch einen zur Weiterbildung befugten leitenden Arzt, Tätigkeitsabschnitte von mindestens sechs Monaten sowie die Vorlage von Leistungsverzeichnissen. Das wäre in der Chirurgie zum Beispiel ein OP-Katalog.

Ärzte dringend gesucht!

Die Schweizer selbst sind über die Zuwanderungswelle aus dem "großen Kanton im Norden" geteilter Meinung. Vielen ist sie willkommen, da ohne die deutschen Kollegen in vielen Spitälern die medizinische Versorgung zusammenbräche. Dass in der Schweiz Ärzte fehlen, ist zum Großteil auf den Numerus clausus zurückzuführen. Dieser bezieht sich nicht wie in Deutschland auf den Abiturdurchschnitt, sondern ist ein mehrstündiger Eignungstest, dessen Ergebnis seit 1998 als Zulassungskriterium für das Medizinstudium gilt. Zudem haben das neue Arbeitszeitgesetz und der zunehmende Wunsch nach Teilzeitarbeit zu einem größeren Personalbedarf in den Kliniken geführt.

Im Juni 2008 gab es in den Kantonen nur 161 registrierte arbeitslose Ärzte. Das mangelnde Interesse der jungen Schweizer am Fach Medizin ist nicht das Problem: In diesem Jahr kamen knapp 3.000 Bewerber auf 984 Studienplätze. Angesichts des wachsenden Bedarfs an Ärzten verlangte der Schweizer Wissenschaftsrat deshalb letztes Jahr, die Zahl der Ausbildungsplätze um 20 Prozent zu erhöhen. Einige Hochschulen haben darauf reagiert. Die Medizinische Fakultät Bern nimmt jetzt 150 statt wie bisher nur 125 Studenten pro Jahr auf. Trotz solcher Maßnahmen wird die Schweiz auf absehbare Zeit weitere ausländische Mediziner benötigen. Wer sich als Assistenzarzt in der Schweiz bewerben will, kann sich im Internet (Linktipps) einen Überblick über die Stellenanzeigen in den verschiedenen Spitälern je nach Kanton und Fachrichtung verschaffen. Auch die Schweizerische Ärztezeitung ist dafür gut geeignet. Seit dem

1. Juni 2002 gibt es ein bilaterales Abkommen zwischen der Schweiz und den Staaten der Europäischen Union, das EU-Bürgern freien Zugang zum schweizerischen Arbeitsmarkt ermöglicht. Es beinhaltet auch, dass Abschlussdiplome der medizinischen Ausbildung gegenseitig anerkannt werden. Allerdings muss die Schweizer Medizinalberufekommission (MEBEKO) ausländische Arztdiplome formal anerkennen. Zudem ist eine Aufenthaltsgenehmigung erforderlich. Man unterscheidet dabei zwischen verschiedenen Kategorien mit Gültigkeiten zwischen ein bis fünf Jahren. Ansprechpartner hierfür sind die kantonalen Fremdenpolizeibehörden.

Gastfreundschaft mit Beigeschmack

Im Moment spart die Schweiz mit jedem "importierten" Arzt etwa eine Million Franken Ausbildungskosten (etwa 612.660 Euro). Trotzdem empfangen die Schweizer die deutschen Einwanderer nicht immer mit offenen Armen. Deutsche gelten zwar als zuverlässig und fleißig, aber auch als hektisch, überheblich und laut. Anfang 2007 startete eine große Schweizer Tageszeitung die Serie "Wie viele Deutsche verträgt die Schweiz?" und titelte unter anderem mit Schlagzeilen wie "Machen Deutsche aus der Schweiz ein zweites Mallorca?". Solche Titel zeigen, dass viele Schweizer die reelle Angst quält, dass ihnen "billige deutsche Arbeitskräfte" die Jobs wegnehmen. Der Schweizer Arbeitgeberverband und Gewerkschafter argumentieren, dass die Zuwanderung positiv für Wachstum und Beschäftigung sei. Schließlich erwirtschaften deutsche Arbeitnehmer in der Schweiz nicht unerhebliche Geldbeträge und geben ihre verdienten Franken auch größtenteils wieder in der Schweiz aus. Trotz solcher besonnener Stimmen ist die Schweiz aber nicht gefeit vor wenig rationalen Abwehrreflexen. So besteht seit Juli 2002 in der Schweiz ein Zulassungsstopp für neue Arztpraxen, der vor einer "Ärzteflut" aus der EU schützen sollte. Tatsächlich droht der Schweiz jetzt aber besonders in ländlichen Regionen ein enormer Hausärztemangel, da immer mehr junge Schweizer Assistenzärzte eine Praxistätigkeit scheuen. Sie bleiben lieber in den Spitälern, spezialisieren sich dort oder wandern in andere Branchen ab.

Brückenbauer mit Vorbild

Aber auch auf deutscher Seite gibt es Vorurteile. Von Schweizern heißt es, sie seien höflich und sorgfältig, aber auch stur und langsam. Nicht wenigen Deutschen fällt es schwer, den richtigen Zugang zu ihnen zu finden. Dr. Knecht führt dies auf ein Kommunikationsproblem zurück. "Deutsche kommunizieren direkter", sagt er. Er muss es wissen, denn seine Frau ist Deutsche.

Für einen gelungenen Karrierestart ist es umso wichtiger, die Schweiz als eigenes Land mit einer eigenen Kultur anzunehmen und den Schweizern mit Offenheit, Neugier und Einfühlungsvermögen zu begegnen. Dazu gehört natürlich auch, dass man den helvetischen Dialekt respektiert. Für die Deutschschweizer ist ihre Mundart ein wichtiges Element ihres Nationalgefühls, da er sie vom nördlichen Nachbarn abgrenzt. Dabei sollte man diese sprachliche Barriere nicht unterschätzen. Die meisten Deutschen brauchen schon ein paar Monate, bis sie sich in das "Schwyzerdütsch" so weit eingehört haben, dass sie sich im Dschungel des Krankenhausjargons mit seinen "Schlägli" (Schlaganfall) und "Röhrli" (Blutröhrchen) zurechtfinden. Einzig die sprachverwandten süddeutschen Schwaben oder Alemannen haben da gewisse Startvorteile. In Österreich gilt das für die Vorarlberger. Viele lernen da lieber gleich eine "richtige" Fremdsprache und starten ihre Karriere in einem Kanton in der "lateinischen" Schweiz - zum Beispiel in der französischsprachigen Welschschweiz oder im italienischsprachigen Tessin.

Wie man als Mediziner zwischen Deutschland und der Schweiz Brücken bauen kann, hat uns einer der berühmtesten Ärzte der Medizingeschichte vorgemacht. Der gebürtige Schweizer Paracelsus hatte nie Respekt vor Landesgrenzen. Er führte sein Leben lang ein Wanderleben zwischen Süddeutschland, Oberitalien, der Schweiz und Österreich. Sein Motto lautete: "Mensch frage, lerne und schäm dich nie, zu fragen und zu lernen." Deutsche Ärzte, die in der Schweiz ihr Glück suchen, sollten das beherzigen - dann werden sie es auch finden.
Lucia Hagmann

Tipps & Infos

Hintergrund: "Bachelor of Medicine" in der Schweiz

Wenn es um die rasche Umsetzung von Innovationen geht, macht die Schweiz dem großen Bruder aus dem Norden häufig etwas vor. Ein Beispiel ist die rasche Integration der Medizinstudiengänge in das Bachelor-Master-System. Im Jahr 1999 haben 29 europäische Bildungsminister im italienischen Bologna beschlossen, bis 2010 einen gemeinsamen "Europäischen Hochschulraum" aufzubauen. Hauptziel ist, über ein zweistufiges Studiensystem mit vergleichbaren Abschlüssen und einem einheitlichen Leistungspunktesystem Mobilitätshindernisse innerhalb Europas abzubauen. Aktuell nehmen 46 Länder am sogenannten "Bologna-Prozess" teil.

Die Schweizer Unikonferenz (SUK) erließ 2003 die entsprechenden Richtlinien. Bereits 2006 haben die Eidgenossen das Bachelor-System für Mediziner eingeführt. 2009 startet das Master-Curriculum. Ende 2007 haben erstmals alle Erstsemester an einer Schweizer Uni - auch die Mediziner - im Bachelor-System begonnen. Bis 2011 werden über 95% der Studierenden nach dem neuen Studienprogramm ausgebildet. Pro Studienabschnitt werden jetzt Leistungspunkte (ECTS: "European Credit Transfer System") vergeben, die die Anerkennung von Studienleistungen erleichtern soll. Ein Punkt entspricht dabei einem Aufwand von 25-30 Stunden.

Nach einem dreijährigen Studium kann ein Schweizer Medizinstudent jetzt sein Studium mit dem "Bachelor of Medicine" (180 ECTS) abschließen oder ein dreijähriges Studium mit Abschluss "Master of Medicine" (180 ECTS) anschließen. Für die Zulassung zum nationalen Staatsexamen ist ein Wahlstudienjahr nötig, das ins Masterstudium integriert ist. Danach ist es möglich, ein Doktoratsstudium zu absolvieren. Nur mit dem Staatsexamen darf man als Arzt arbeiten. Im Prinzip kann aber auch schon mit dem "Bachelor of Medicine" versucht werden, eine Stelle zu finden - zum Beispiel bei Pharmafirmen.
Deutschland hinkt dieser Entwicklung hinterher. 2007 konnten an 338 Hochschulen etwa 5.660 Bachelor- und Masterstudiengänge angeboten werden. Das sind nur 48% des Studienangebots. Medizinfakultäten blieben bisher außen vor. Wann "Bologna" auch in den Medizinstudiengängen ankommt, ist noch unklar. Sicher ist nur: Bologna wird kommen - auch an Ihre Fakultät.

* Stutz ist in der Schweiz ein umgangssprachliches Wort für Geld.

Linktipps

Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte

Rektorenkonferenz der Schweizer Universitäten

Bundesamt für Gesundheit

Schweizerischer Wissenschafts- und Technologierat

Krankenhausadressen

Portal für Berufswahl, Studium und Laufbahnfragen

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