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- Tanja Jähnig
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- 19.01.2016
Spickzettel Schmerztherapie
Allzeit bereit: Mit dem Schmerzmittel Spickzettel bist du für jeden Schmerzpatient gut gewappnet!
Im Folgenden sind die gängigsten Schmerzmittel aufgelistet und nach ihrer Wirkungsweise und ihrem Einsatzgebiet unterteilt.
Antipyretische Analgetika (schmerzlindernd und fiebersenkend)
Paracetamol
• analgetisch und antipyretisch
• nicht antiphlogistisch
• sehr gute Verträglichkeit
• CAVE: bei Überdosierung droht Leberversagen!
Metamizol
• analgetisch,spasmolytisch und antipyretisch
• leicht antiphlogistisch
• indiziert bei akuten oder chronischen starken Schmerzen, Koliken, Tumorschmerzen sowie bei hohem Fieber, das nicht auf andere Maßnahmen anspricht
• CAVE: Gefahr einer Agranulozytose
Cyclooxygenase-Hemmer
2 Formen der Cyclooxygenase:
• COX 1 (konstitutiv)
• COX 2 (induziert durch Noxen, konstitutiv u.a. in Niere, Gehirn, Magen, Endothel)
COX 1-Hemmer
Leitsubstanz: Acetylsalicylsäure
Weitere Säure-Antiphlogistika: Ibuprofen, Naproxen, Diclofenac, Indometacin etc.
• klassische antipyretische Antiphlogistika hemmen beide Cyclooxygenasen
• antipyretische und analgetische Wirkung
• CAVE: Magenschleimhaut-Schädigung (Gefahr einer gastrointestinalen Blutung!; Kombination mit Glukokortikoiden erhöht das gastrointestinale Risiko um das Neunfache), Verminderung der Nierendurchblutung (Gefahr einer Niereninsuffizienz, insbesondere bei dauerhafter Einnahme)
COX 2-Hemmer
Leitsubstanz: Celecoxib
• antiphlogistisch, antipyretisch und analgetisch
• Indikation: aktivierte Arthrosen, chron. Polyarthritis (rheumatoide Arthritis) und Spondylitis ankylosans (Morbus Bechterew)
• Magenschleimhaut-Schädigung weniger ausgeprägt (Prostaglandin-Synthese kaum eingeschränkt)
• CAVE: protektiver Effekt geht verloren gleichzeitiger Einnahme von niedrigdosiertem ASS
• CAVE: Gefahr schwerer kardiovaskulärer Ereignisse, insbesondere Herzinfarkt; Hypertonie (BD engmaschig überwachen), Nierentoxizität, schwerwiegende Leberreaktionen beschrieben (u. a. fulminante Hepatitis, Lebernekrose und Leberversagen).
• Möglichkeit der Einschränkung des Reaktionsvermögens!
Opioide
• Chemisch heterogene Gruppe, die am Opioidrezeptor wirkt
• Starke Analgesie; außerdem antitussiver Effekt
• Wichtigsten Nebenwirkungen: Atemdepression (v.a. bei Überdosierung), Vigilanzminderung, Harnverhalt sowie Obstipation (Obstipation nicht unterschätzen, keine Minderung der Obstipation bei längerer Einnahme)
Auswahl an Opioiden
Morphin
• First-pass-Effekt nach oraler Gabe
• klassisches Therapeutikum gegen sehr starke Schmerzen
Pethidin
• bei Kolikschmerzen
Methadon
• orale Gabe
• Heroin-Substitutionstherapie
Fentanyl
• auch transdermal applizierbar (CAVE: schlechte Wirksamkeit bei kachektischen Patienten)
Heroin
• schnell ZNS-gängig
• Suchtstoff ohne medizinische Indikation
Codein
• ausgeprägt antitussiv, aber nur schwach analgetisch
• Indikation: trockener Husten, banale Schmerzen
Sufentanyl
• potentestes zugelassene Opioid in Deutschland
• Indikation: in der Anästhesie und Intensivmedizin als Analgetikum verwendet
• 7-10-fache relative analgetische Potenz von Fentanyl/ 700-1000-fache von Morphin
Opiat-Antagonisten
Naloxon
• parenterale Gabe
• Antidot bei Opioid-Vergiftung
Agonistisch wirkende Opiate: Morphin, Pethidin, I-Mathadon, Fentanyl, Heroin, Codein
Partiell agonistische und agonistisch-antagonistisch wirkende Opiate: Buprenorphin, Pentazocin, Nalbuphin, Tramadol
--> Suchtgefahr und Atemdepression sind in dieser Gruppe geringer ausgeprägt, jedoch auch der analgetische Effekt
WHO-Stufenschema der Schmerztherapie (Tumorschmerz)
| Stufe 1 (mäßige Schmerzen) | Stufe 2 (starke Schmerzen) | Stufe 3 (stärkste Schmerzen) |
| Nicht-Opioid-Analgetika: z.B. Diclofenac, Ibuprofen, Metamizol, Acetylsalicylsäure, Paracetamol | Schwach wirksame Opioide: z.B. Codein, Tramadol, Tilidin + Naloxon, Dextropropoxyphen |
Stark wirksame Opioide: z.B. Morphin, Buprenorphin, Oxycodon, Fentanyl |
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Adjuvanzien: Steroide, Neuroleptika, Antidepressiva, Sedativa, Antikonvulsiva, Antiemetika |
Nicht-Opioid-Analgetika: z.B. Diclofenac, Ibuprofen, Metamizol, Acetylsalicylsäure, Paracetamol | Nicht-Opioid-Analgetika: z.B. Diclofenac, Ibuprofen, Metamizol, Acetylsalicylsäure, Paracetamol |
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Die Analgetika sollten grundsätzlich nach festem Zeitschema mit fixierten Dosisintervallen verabreicht werden |
Adjuvanzien: Steroide, Neuroleptika, Antidepressiva, Sedativa, Antikonvulsiva, Antiemetika | Adjuvanzien: Steroide, Neuroleptika, Antidepressiva, Sedativa, Antikonvulsiva, Antiemetika |
| Die Analgetika sollten grundsätzlich nach festem Zeitschema mit fixierten Dosisintervallen verabreicht werden | Die Analgetika sollten grundsätzlich nach festem Zeitschema mit fixierten Dosisintervallen verabreicht werden CAVE: keine Kombination schwacher mit starken Opioiden! („Rezeptorblockade“) |
Quellen:
Rote Liste
Pharmazeutische Zeitung Online
Pharmakologie und Toxikologie (Lüllmann, Thieme-Verlag)