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  • Silja Schwenke
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  • 14.03.2014

Angriff der Pollen – Tipps gegen Heuschnupfen

Deutschland ist ein Land der Allergiker: Laut Schätzungen leiden mindestens zehn Millionen Menschen hierzulande mehr oder weniger ausgeprägt unter allergischen Beschwerden, wie etwa der allergischen Rhinitis. Gefährlich wird es, wenn die Allergie zu Asthma führt. Aber auch eine laufende Nase kann schon sehr lästig sein. Hier einige Tipps, die gegen Heuschnupfen helfen.

 

Frau putzt sich die Nase - Foto: PhotoDisc

Allergien sind sehr lästig. Ständig muss man niesen und die Nase läuft. Foto: PhotoDisc

 

Seit ein paar Jahren freute die Medizinstudentin Alex Kristen* sich nicht mehr so richtig auf den Frühling. Während ihre Kommilitonen das erste Picknick planten und draußen in der Sonne lernten, ging sie fast nicht mehr aus dem Haus und hielt Fenster und Türen möglichst geschossen. Ende März oder im April fingen ihre Augen heftig an zu jucken, tränten und röteten sich. Die Nase lief und Alex ganzer Kopf fühlte sich wie verstopft an. Eine Allergie gegen Birke und Gräser hatte der Allergologe festgestellt. Dank ihres Studiums wusste Alex jetzt wenigstens, was sich da gerade in ihrem Körper abspielte:

Auf den Zellmembranen ihrer Mastzellen und basophilen Granulozyten saßen Immunglobulin-E-Antikörper, die auf die Allergene von Gräser- und Birkenpollen reagierten: Immer, wenn die Allergene zwei oder mehr Ig-E-Antikörper überbrückten oder vernetzten, setzten die Zellen Mediatoren frei. Histamin zum Beispiel. Zusätzlich bildeten sich in Reaktionen weitere Stoffe, wie Prostaglandine oder Leukotriene. Dadurch schwoll zum Beispiel die Nasenschleimhaut an, die Augen tränten und beides juckte und kribbelte.  

Aber dieses Wissen bewahrte Alex leider nicht vor der nächsten Niesattacke. Und auch ihr Versuch, die Aktivität des Histamins mittels Selbsthypnose auf der Couch zu dämpfen, scheiterte kläglich.

Also doch wieder Medikamente. Jeden Tag nahm Alex jetzt Antihistaminika als Tablette. Diese Wirkstoffe, zum Beispiel Cetirizin oder Loratadin, hemmen peripher die Histamin-H1-Rezeptoren und so die Wirkung von Histamin. Das half ein wenig, aber Alex fühlte sich benebelt. Ihre Ärztin hatte ihr eine Hyposensibilisierung – eine subkutane Immuntherapie – vorgeschlagen, zu der sie bisher aber zu bequem gewesen war. Hätte sie doch nur zugestimmt! Ob sie für nächstes Jahr zum 2. Staatsexamen fit sein könnte, wenn sie bald mit der Therapie anfing?

 

Das Immunsystem verändern

Die subkutane Immuntherapie (SCIT) beginnt für saisonale Allergene außerhalb der Saison, die Birken- und Gräser-Allergikerin Alex kann also erst nach dem Sommer mit der Hyposensibilisierung beginnen. Bei der SCIT spritzen die Ärzte das Allergen subkutan unter die Haut und steigern zunächst von Injektion zu Injektion die Dosis. Da die Immunreaktion möglichst dauerhaft verändert werden soll, dauert die Therapie ganze drei Jahre. 

Durch die SCIT „gewöhnt“ sich der Körper langsam an die Antigene der Pollen. Die Antigenpräsentation, die Antwort von immunmodulatorischen T-Lymphozyten, und die Antikörperantwort verändern sich nachweislich. Deshalb gilt diese Behandlung als kausal. Dass sie bei Allergien gegen Blütenpollen wirkt, ist bewiesen: In fast allen Studien dazu sank der Medikamentenverbrauch um mindestens 30 Prozent, und auch die Symptome gingen in der gleichen Größenordnung zurück.

Eine Alternative ist die sublinguale Immuntherapie (SLIT), bei der Tropfen oder Schmelztabletten unter die Zunge gelegt werden – allerdings über drei Jahre lang jeden Tag.

Für diese Saison bleiben Alex also nur die üblichen Tricks: Möglichst oft den Fußboden wischen, jeden Abend die Haare waschen und ihre draußen getragene Kleidung nicht im Schlafzimmer lassen. Aus Angst vor Kreuzallergien, erhitzt sie ihr Obst, etwa Äpfel, eine halbe Minute in der Mikrowelle. Da sie in einer größeren Stadt wohnt, lüftet sie vor allem am frühen Morgen – dann sind die wenigsten Pollen unterwegs. Auf dem Land wären dafür die Abendstunden am besten geeignet.

Außerdem meidet sie große, viel befahrene Straßen: Eine aktuelle Studie zum Pollenflug in Berlin belegt, dass in der Nähr der Stadtautobahn A100 die Zahl der Gräserpolllen mehr als doppelt so hoch war wie im Bezirk Tiergarten**. Gleichzeitig war die Feinstaubkonzentration hier besonders hoch – keine gute Kombination.

Als letzte Möglichkeit bliebe ihr noch, zu den Spitzenzeiten in weniger Pollen-belastete Regionen zu reisen, zum Beispiel auf eine Nord- oder Ostseeinsel oder ins Hochgebirge.

 

Wo die Pollen fliegen – Vorhersage

Täglich aktualisierte Informationen darüber, wie hoch die Pollenbelastung gerade ist, finden Betroffene beim Deutschen Wetterdienstes (www.dwd.de/pollenflug) und auf den Seiten der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst (www.pollenstiftung.de). Beide zusammen veröffentlichen während der Pollensaison Vorhersagen zum „Pollenflug-Gefahrenindex“ für die acht allergologisch wichtigsten Blütenpollen: Hasel, Erle, Esche, Birke, Süßgräser, Beifuss und Ambrosia. 95 Prozent aller Pollenallergiker in Deutschland reagieren auf diese Pollenarten. Interessierte können sich auch per Newsletter über den Pollenflug informieren lassen oder sich von den Seiten der Stiftung eine kostenlose App für das Smartphone herunterladen.

Ganz aktuell, am 12. März 2014, hat die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst auf ihrer Jahrespresskonferenz einen Aus- und Rückblick auf die diesjährige Pollensaison gegeben: Haselnusspollen begannen demnach schon Mitte Dezember des vergangenen Jahres zu fliegen, ihre Zeit ist fast vorbei. Dafür fliegen im Moment die Pollen der Erle. Ihre Stärke wird in etwa mit der von 2103 vergleichbar sein. Die Saison der Birke beginnt im Süden von Deutschland jetzt, Mitte März, der Norden hat noch etwa eine Woche Ruhe. Gräser werden im Süden ab Mitte April fliegen, im Norden eine Woche später, Beifußpollen überall Mitte Juli. Etwa am 20. Juli sagt die Stiftung den Flugbeginn von Ambrosia für den Süden Deutschlands bevor, rund drei Wochen später fliegen ihre Pollen dann auch im Norden.

*Name von der Redaktion geändert    ** Quelle: Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst

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