- Kurs
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- Bernhard Hellmich
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- 25.02.2014
Online-Kurs Innere Medizin - Fall 12
56-jährige Patientin mit erhöhtem Blutzucker
Bei einer 56-jährigen Patientin stellen Sie bei einer Routinelaborkontrolle einen Blutzuckerwert von 194 mg/dl fest.
Zwei Kontrollmessungen (nüchtern, kapillär) ergeben Werte von 129 mg/dl bzw. 141 mg/dl.
Fragen:
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1. Nennen Sie mindestens zwei Kriterien, anhand derer die Diagnose eines Diabetes mellitus gestellt werden kann! Kann bei Anwendung dieser Kriterien bei der Patientin bereits ein Diabetes mellitus diagnostiziert werden?
- 1. aktueller Blutzucker > 200 mg/dl + Diabetessymptome (z. B. Durst, Polyurie)
- 2. oder: Nüchternblutzucker (kapillär, 8 h nüchtern) > 120 mg/dl
- 3. oder: 2-h-Blutzuckerwert im oralen Glukosetoleranztest (75 g) > 200 mg/dl
Da bei der Patientin zwei mal Nüchternblutzuckerwerte über 120 mg/dl gemessen wurden, liegt formal ein Diabetes mellitus vor.
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2. Welche Formen eines Diabetes mellitus kennen Sie? Nennen Sie den jeweils im Vordergrund stehenden pathophysiologischen Mechanismus!
- 1. Diabetes mellitus Typ I:
Autoimmunerkrankung, Versagen der Insulinsekretion in den Inselzellen des Pankreas
- 2. Diabetes mellitus Typ II:
Insulinresistenz, später sekundäres Beta-Zellversagen möglich
- 3. andere spezifische Diabetes-Typen:
- MODY-Diabetes (maturity onset diabetes of the young): autosomal-dominant vererbter Insulinsekretionsdefekt unterschiedlicher Ursache (3 Formen)
- genetische Defekte der Insulinwirkung (Insulinrezeptordefekt; selten)
- pankreopriver Diabetes mellitus: endokrine Pankreasinsuffizienz, z. B. nach Pankreatitis oder Pankreasresektion
- Überwiegen von kontrainsulinären Hormonen (Katecholamine, Kortisol), z. B. bei Cushing-Syndrom, Akromegalie oder bei Stress
- medikamentös induzierter Diabetes mellitus, z.B. durch Glukokortikoide (fördern die Glukoneogenese)
- 4. Gestationsdiabetes (schwangerschaftsinduzierte Insulinresistenz + reduzierte Insulinsekretionskapazität).
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3. Nennen Sie mindestens drei orale Antidiabetika mit unterschiedlichem Wirkmechanismus und geben Sie jeweils den Wirkmechanismus und eine typische Indikation zum Einsatz der Substanzklassen an!
- Sulfonylharnstoffe (z. B. Glibenclamid): fördern die Insulinsekretion der Beta-Zellen. Indikation: keine ausreichende Blutzuckersenkung durch Diät bei Diabetes mellitus Typ II.
- Biguanide (z. B. Metformin): hemmen die hepatische Glukosefreisetzung und steigern die Glukoseaufnahme in die Muskulatur. Indikation: keine ausreichende Blutzuckersenkung durch Diät und/oder Sulfonylharnstoffe bei Diabetes mellitus Typ II, vor allem bei Adipositas mit Insulinresistenz.
- Alpha-Glukosidase-Hemmer (z. B. Acarbose): hemmen die Glukoseaufnahme im Darm und damit den postprandialen Glukoseanstieg. Indikation: nicht ganz ausreichende Blutzuckersenkung durch Diät bei Diabetes mellitus Typ II; geringere Wirksamkeit als Sulfonylharnstoffe oder Metformin.
- Insulinsensitizer (Glitazone): verbessern Insulinsensitivität und vermindern Hyperinsulinämie. Indikation: Diabetes mellitus Typ II, wenn andere orale Antidiabetika nicht ausreichen und Insulintherapie noch vermeidbar erscheint; teuer.
- Sulfonylharnstoff-Rezeptoragonisten (z. B. Repaglinide): wirken wie Sulfonylharnstoffe auf den Sulfonylharnstoffrezeptor der Beta-Zelle, jedoch geringeres Hypoglykämierisiko. Indikation: vermehrte Hypoglykämieneigung unter Therapie mit Sulfonylharnstoffen.
Die Fälle im Online-Kurs Innere Medizin
Fall 1: Belastungsdyspnö
Fall 2: Luftnot, Schwindel und Kribbeln in den Fingern
Fall 3: Abgeschlagenheit, Fieber und Ikterus
Fall 4: Leistungsminderung und Kopfschmerzen
Fall 5: Pruritus und Husten
Fall 6: Schmerzen im Oberbauch
Fall 7: Postoperativer Husten, Fieber und Thoraxschmerzen
Fall 8: Progrediente Gewichtszunahme
Fall 9: Fieberschübe
Fall 10: Herzrasen und Luftnot
Fall 11: Husten, Nachtschweiß und Gewichtsverlust
Fall 12: Erhöhter Blutzucker
Fall 13: Unterbauchschmerzen
Fall 14: Rasche Ermüdbarkeit und Luftnot
Fall 15: Erstuntersuchung Typ-I-Diabetiker