- Kurs
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- Bernhard Hellmich
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- 25.02.2014
Online-Kurs Innere Medizin – Fall 15
Erstuntersuchung bei 49-jährigem Typ-I-Diabetiker
Ein 49-jähriger Patient mit einem seit dem 9. Lebensjahr bekannten Diabetes mellitus Typ I stellt sich erstmalig in Ihrer hausärztlichen Praxis vor.
Fragen:
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1. Welche 2 diagnostischen Maßnahmen ergreifen Sie, um die Einstellung des Diabetes mellitus bei diesem Patienten zu überprüfen? Nennen Sie Zielwerte, die Sie mit Ihrer Therapie anstreben werden!
- Bestimmung des HbA1c, um Informationen über die Blutzuckereinstellung in den letzten 3 Monaten zu gewinnen. Gute Blutzuckereinstellung bei HbA1c-Werten < 6,5%.
- Blutzuckertagesprofil, um die aktuelle Blutzuckereinstellung zu überprüfen:
– Nüchternwert: Information über den (Langzeit-) Insulinbedarf in der Nacht. Gute Blutzuckereinstellung bei Werten von 70–120 mg/dl.
– höchster postprandialerWert: Information über den Bedarf an Normalinsulin zu den Mahlzeiten; Zielwert < 160 mg/dl.
– Blutzuckerwert am Abend (22 Uhr): Information über den Bedarf an Langzeitinsulin am Morgen; Zielwert < 135 mg/dl.
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2. Welche 3 weiteren diagnostischen Maßnahmen führen Sie bei diesem Patienten durch?
- Blutdruckmessung an beiden Armen und 24-Stunden-Blutdruckmessung zum Ausschluss einer arteriellen Hypertonie, einer häufigen Begleiterkrankung bei Diabetes mellitus.
- Bestimmung des Cholesterins zur Erfassung eines weiteren kardiovaskulären Risikofaktors: Zielwert < 190 mg/dl.
- Bestimmung des LDL-Cholesterins (s. Cholesterin): Zielwert < 120 mg/dl.
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3. Welche Folgekomplikationen des Diabetes mellitus kennen Sie? Wie stellen Sie fest, ob diese bei o.g. Patienten vorliegen? Nennen Sie zu jeder Komplikation mindestens 1 Untersuchung!
- diabetische Nephropathie: Bestimmung des Albumins im Urin und der Nierenretentionswerte (Kreatinin im Serum)
- diabetische Neuropathie:
– symmetrische distale sensomotorische Neuropathie: Prüfung von Vibrations-, Temperatur- und Schmerzempfindung und Muskeleigenreflexen
– autonome Neuropathie: eingeschränkte Herzfrequenzvariabilität, Magenentleerungsverzögerung (Prüfung mittels Szintigraphie nach Testmahlzeit), Blasenatonie (sonographische Restharnbestimmung nach Miktion), erektile Dysfunktion (Anamnese), verminderte Hypoglykämiewahrnehmung (Anamnese)
- diabetische Retinopathie: Fundusuntersuchung, Bestimmung der Sehschärfe
- diabetische Makroangiopathie:
– koronare Herzkrankheit: Belastungs-EKG, Echokardiographie, ggf. Koronarangiographie (s. Fall 16)
– periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK): Pulsstatus, Doppler- und Farbduplexsonographie, ggf. Angiographie (s. Fall 35)
– zerebrovaskuläre Insuffizienz: Doppler-Sonographie der A. carotis
- diabetisches Fußsyndrom (Ulzera oder Nekrosen):
– Inspektion und Palpation der Füße (Hyperkeratose, Ulzera, Nekrosen, Pulsstatus, Temperatur?), Röntgen der Füße, pAVK-Diagnostik (s. o.).
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4. Wie wird der Diabetes mellitus Typ I behandelt?
- intensivierte Insulintherapie nach dem Basis- Bolus-Konzept: Versuch, die natürliche Insulinsekretion zu imitieren:
– morgens und abends Injektion eines lang wirksamen Verzögerungsinsulins als Basis und mahlzeitenbezogene Injektion von schnell wirksamem Normalinsulin je nach geplanter Nahrungsaufnahme (BE-Faktor) und nach dem aktuellen Blutzuckerwert vor Injektion.
– alternativ (falls sich der Blutzucker so nicht gut einstellen lässt) kontinuierliche subkutane Insulininfusion und mahlzeitenbezogene Bolusgabe über eine Insulinpumpe.
Die Fälle im Online-Kurs Innere Medizin
Fall 1: Belastungsdyspnö
Fall 2: Luftnot, Schwindel und Kribbeln in den Fingern
Fall 3: Abgeschlagenheit, Fieber und Ikterus
Fall 4: Leistungsminderung und Kopfschmerzen
Fall 5: Pruritus und Husten
Fall 6: Schmerzen im Oberbauch
Fall 7: Postoperativer Husten, Fieber und Thoraxschmerzen
Fall 8: Progrediente Gewichtszunahme
Fall 9: Fieberschübe
Fall 10: Herzrasen und Luftnot
Fall 11: Husten, Nachtschweiß und Gewichtsverlust
Fall 12: Erhöhter Blutzucker
Fall 13: Unterbauchschmerzen
Fall 14: Rasche Ermüdbarkeit und Luftnot
Fall 15: Erstuntersuchung Typ-I-Diabetiker