- Kurs
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- Bernhard Hellmich
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- 25.02.2014
Online-Kurs Innere Medizin - Fall 8
45-jährige Patientin mit progredienter Gewichtszunahme
Eine 45-jährige Patientin stellt sich wegen einer seit Monaten progredienten Zunahme des Körpergewichts in Ihrer internistischen Praxis vor.
Zudem klagt die Patientin darüber, ständig müde zu sein und zu frieren. Vorerkrankungen sind nicht bekannt.
Bei der körperlichen Untersuchung ergeben sich keine Auffälligkeiten. Der Blutdruck beträgt 130/80 mmHg, die Herzfrequenz 56/min.
Die Patientin zeigt Ihnen die folgenden Laborbefunde, die wenige Tage zuvor bei ihrem Hausarzt bestimmt worden seien:Glukose 109 mg/dl, Kreatinin 1,0 mg/dl, Hb 14,2 g/dl, Leukozyten 6.200/µl, Thrombozyten 234.000/µl, TSH 38,2 mU/l, Cholesterin 387 mg/ dl, Triglyceride 329 mg/dl.
Fragen:
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1. Wie lautet Ihre Verdachtsdiagnose?
- Hypothyreose, da das TSH massiv erhöht ist, was Ausdruck einer erheblichen Hypothyreose ist. Die Zunahme des Körpergewichts und die Hyperlipoproteinämie sind typische Symptome der Hypothyreose.
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2. Nennen Sie mindestens vier Ursachen hierfür! Welche ist bei der Patientin die wahrscheinlichste Ursache?
- Hashimoto-Thyreoiditis (chronische Autoimmunthyreopathie): am wahrscheinlichsten, da in dieser Altersgruppe am häufigsten
- iatrogene Hypothyreose: z. B. nach Einwirkung ionisierender Strahlen, Medikamente (Thyreostatika, Lithium, Interferon-a), unzureichende Substitution nach Strumektomie
- kongenitale (angeborene) Hypothyreose: Schilddrüsenaplasie oder- dysplasie und bei endemischer Struma
- sekundäre Hypothyreose (fehlende thyreotrope Stimulation, bei Hypophysenvorderlappeninsuffizienz): liegt hier nicht vor, TSH wäre dann nicht messbar oder vermindert
- tertiäre Hypothyreose: TSH-Mangel als Folge eines TRH-Mangels.
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3. Welche weiteren fünf Untersuchungen halten Sie für sinnvoll? Welche Befunde erwarten Sie?
- Konzentrationsbestimmung der freien und gebundenen peripheren Schilddrüsenhormone (T3/T4): bei manifester Hypothyreose vermindert, bei latenter Hypothyreose normal
- Bestimmung der Thyreoglobulin- (TAK) und der mikrosomalen (anti-Peroxidase) Antikörper (MAK oder TPO-Antikörper): erhöht bei Hashimoto-Thyreoiditis
- Schilddrüsensonographie: kleine echoarme Schilddrüse bei Hashimoto-Thyreoiditis, fehlende Darstellbarkeit der Schilddrüse bei Schilddrüsenaplasie
- Bestimmung des Nüchternblutzuckers wiederholen, ggf. oraler Glukosetoleranztest
- Bestimmung von HDL- und LDL-Cholesterin.
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4. Wie wird die Erkrankung behandelt?
- Durch Substitution von Schilddrüsenhormon (T4, Levothyroxin).
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5. Was unternehmen Sie wegen der erhöhten Blutfettwerte?
- Ausreichende Therapie der Hypothyreose, dann Kontrolle von Cholesterin und Triglyceriden (erst dann ggf. Therapie mit Cholesterinsynthese- Hemmer).
Die Fälle im Online-Kurs Innere Medizin
Fall 1: Belastungsdyspnö
Fall 2: Luftnot, Schwindel und Kribbeln in den Fingern
Fall 3: Abgeschlagenheit, Fieber und Ikterus
Fall 4: Leistungsminderung und Kopfschmerzen
Fall 5: Pruritus und Husten
Fall 6: Schmerzen im Oberbauch
Fall 7: Postoperativer Husten, Fieber und Thoraxschmerzen
Fall 8: Progrediente Gewichtszunahme
Fall 9: Fieberschübe
Fall 10: Herzrasen und Luftnot
Fall 11: Husten, Nachtschweiß und Gewichtsverlust
Fall 12: Erhöhter Blutzucker
Fall 13: Unterbauchschmerzen
Fall 14: Rasche Ermüdbarkeit und Luftnot
Fall 15: Erstuntersuchung Typ-I-Diabetiker