- Fachartikel
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- Ines Elsenhans
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- 29.07.2016
Bakterium in der Nase erzeugt Antibiotikum
Deutsche Wissenschaftler finden in der Nase einen neuen Wirkstoff, der multiresistente Erreger tötet.
Forscher bereisen oft entlegene Gebiete rund um den Globus, um neue Antibiotika von Bodenbakterien oder Pilzen zu finden. Dabei liegen neue Wirkstoffe manchmal direkt vor der Nase – genauer, in der Nase. Tübinger Wissenschaftler haben dort ein Bakterium gefunden, dass einen Stoff produziert, der multiresistente Erreger tötet. Der Stoff, den sie Lugdunin tauften bestehe aus einer unbekannten Ringstruktur von Aminosäurebausteinen.
Im Fachmagazin Nature berichtet Professor Andreas Peschel, dass der Stoff vom Bakterium Staphylococcus lugdunensis produziert wird, das bei einem kleinen Teil der Menschen natürlicherweise in der Nase vorkommt. Auf den Stoff sind sie aufmerksam geworden, weil sie feststellten, dass Menschen mit diesem Bakterium in der Nase nur selten das Bakterium Staphylococcus aureus tragen.
"Die Vorstellung, dass die menschliche Mikroflora ebenfalls eine Quelle von antimikrobiellen Stoffen sein könnte, ist eine neue Entdeckung", so Prof. Peschel. Nun soll untersucht werden, ob Lugdunin auch therapeutisch genutzt werden kann. Vorstellbar wäre etwa eine Besiedlung von Risikopatienten mit dem Bakterium, um MRSA-Infektionen vorzubeugen.
Zur Zulassung eines neuen Medikamentes wird es jedoch so schnell nicht kommen. Antibiotikaentwicklungen dauern oft mehrere Jahre, schließlich müssen neben der Wirksamkeit auch die Verträglichkeit beim Menschen und mögliche Wechselwirkungen geprüft werden. Es besteht beispielsweise die Gefahr, dass der Wirkstoff im Inneren des Körpers auch menschliche Zellstrukturen angreift.