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- H. Genzwürker und J. Hinkelbein
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- 01.01.2005
Online-Kurs Notfallmedizin - Fall 4: Hemiparese
Zusammengestellt aus dem Fallbuch Anästhesie, Intensivmedizin und Notfallmedizin.
Um 16:38 Uhr werden Sie als Notarzt mit dem Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) in die Wohnung einer 39-jährigen Patientin gerufen. Die Rettungsassistenten des Rettungswagens (RTW) sind ebenfalls erst vor einigen Minuten am Einsatzort eingetroffen.
Vom Ehemann der Patientin erfahren Sie, dass diese seit etwa 45 Minuten unter einer zunehmenden Schwäche der linken Körperseite leidet, nicht mehr gehen kann und seitdem auch verwaschen spricht. Vorerkrankungen werden vom Ehemann verneint.
Folgende Werte wurden von den Rettungsassistenten bereits gemessen: Blutdruck 190/110 mmHg, Puls 80/min, Sinusrhythmus im EKG, Sauerstoffsättigung 97 %.
Bei der körperlichen Untersuchung stellen Sie fest, dass die Patientin den linken Arm und das linke Bein kaum heben kann, die Motorik der rechten Körperseite ist normal.
Fragen:
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1. Welche Arbeitsdiagnose und welche Differenzialdiagnosen haben Sie?
Antwort:
- Arbeitsdiagnose: Schlaganfall;Begründung: Halbseitenlähmung, verwaschene Sprache
- Differenzialdiagnosen: transitorische ischämische Attacke (TIA), prolongiertes reversibles ischämisches neurologisches Defizit (PRIND), hypertensive Krise, intrazerebrale Blutung, Subarachnoidalblutung, epidurales Hämatom, Sinusvenenthrombose, Hirntumor, Hypoglykämie, Enzephalitis, psychogene Lähmung
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2. Welche notfallmedizinischen Maßnahmen führen Sie durch?
Antwort:
- Sauerstoffgabe über Gesichtsmaske (5-10 l/min)
- Monitoring: 12-Kanal-EKG, Pulsoxymetrie, Blutdruckmessung (alle 3-5 min)
- Periphervenöser Zugang (mindestens 18 G), kristalline Infusionslösung (Ringerlösung, 500 ml i.v.)
- Bestimmung des Blutzuckers: Ausschluss einer Hypoglykämie
- Blutdrucksenkung nicht erforderlich
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3. In welches Krankenhaus schicken Sie Ihren Patienten? In das nächste Haus der Grund- und Regelversorgung? Oder eines mit Maximalversorgung und neurologischer Abteilung?
Antwort:
In ein Krankenhaus der Maximalversorgung mit Neurologischer Abteilung, Fahrzeit 10 Minuten. Auch wenn die Fahrzeit länger ist, profitiert die Patientin sicherlich von der besseren Infrastruktur in einem Krankenhaus der Maximalversorgung (CT, Stroke-Unit, ggf. Lysetherapie).
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4. Welche Maßnahmen und Vorbereitungen treffen Sie auf dem Transport in die Klinik?
Antwort:
- Information der Zielklinik (Ankunftszeit), möglichst Direktkontakt mit dem diensthabenden Neurologen
- Genaue Dokumentation der Anamnese (z. B. Dauer der Symptomatik) und des Befundes (neurologische Befunde: Reflexe, Cincinnati cerebral Performance Stroke Scale [CPSS]).
- ggf. Blutabnahme (Blutbild/-gerinnung, Leber-, Nierenwerte)
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5. Wie kann Ihre Verdachtsdiagnose gesichert werden?
Antwort:
Zur Sicherung der Diagnose muss schnellstmöglich eine kraniale Computertomographie (CCT) durchgeführt werden.
Online-Kurs Notfallmedizin
Die Fälle im Online-Kurs Notfallmedizin
Fall 1: Motorradunfall
Fall 2: Kind mit Krampfanfall
Fall 3: Thoraxschmerz
Fall 4: Hemiparese
Fall 5: Suizidversuch
Fall 6: Verbrennung
Fall 7: Bauchschmerzen & Arrhythmie
Fall 8: Fieber, Husten, Auswurf
Fall 9: Wespenstich