• Fachartikel
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  • Dr. med. Yvonne Kollrack
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  • 30.06.2014

Wie behandelt man Fußballverletzungen?: Der Pferdekuss

No. 2 | Gar nicht romantisch: Der "Pferdekuss"

Kapitän Philipp Lahm musste zum Ende des Trainingslagers des FC Bayern ­München im Juli 2013 vorübergehend kürzertreten. Er hatte in einem Testspiel einen „Pferdekuss“ abbekommen. Damit wird umgangssprachlich eine Prellung mit konsekutiver Einblutung nach stumpfer Gewaltein­wirkung wie einem Tritt oder Stoß bezeichnet. Meist trifft es am lateralen Oberschenkel den Tractus illiotibialis. Da die straffe Sehnenplatte dem Druck des Hämatoms nicht nachgeben kann, sind Prellungen in diesem Bereich besonders schmerzhaft. So harmlos der „Pferdkuss“ auch klingen mag – manchmal kann er gefährlich werden. Beim Ex-Nationalspieler Christian Ziege entwickelte sich 2002 infolge eines Pferdkusses im Oberschenkel ein Kompartmentsyndrom. Der Bluterguss wurde so groß, dass er die Blutgefäße abquetschte. Im schlimmsten Fall kann dies zu einer Nekrose und ­einer Amputation führen. Ziege wurde noch in der Nacht notoperiert.

 

 Pferdekuss - Foto: Kirsten Oborny

Beim Fußball wird besonders der Oberschenkel häufig "vom Pferd geküsst". 

 

Die Akutversorgung am Spielfeldrand erfolgt auch beim Pferdekuss zunächst durch das PECH*-Schema. Um Blutung und Ödembildung einzuschränken, wird ein Druckverband angelegt. Der Spieler sollte das Bein entlasten und hochlagern. Anfangs wird die Stelle etwa 20 Min. verteilt auf eine Stunde gekühlt. Nach 24 Stunden sollte die Hämatombildung abgeschlossen sein. Bis dahin muss der Sportler überwacht werden. Bei ausgeprägten Prellungen sollte der Umfang der Extremität regelmäßig kon­trolliert werden. Mit einer Sonografie am Folgetag kann überprüft werden, ob der Bluterguss durch eine Punk­tion mit anschließender Drainage „abgelassen“ werden kann. Eventuell muss sogar ein Minischnitt durchgeführt werden. Ist das Hämatom bereits verfestigt, kann es durch Infiltration von Plasminogenaktivator wieder verflüssigt und dann (unter sterilen Kautelen) abpunktiert werden. Bei konserva­tivem Regime sollte die sportliche ­Aufbelastung nicht vor fünf Tagen beginnen und ein Druckverband sollte für zwei bis drei Wochen weiter getragen werden. Sta­tische Übungen können schon vorher er­folgen, Dehnungsübungen jedoch erst nach zwei Wochen.

 

* PECH steht für die Sofortmaßnahmen, die bei Muskel- bzw. Gelenkverletzungen im Sport empfohlen werden: Pause - Eis (Kühlung) - Compression - Hochlagerung.

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