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  • Vanessa Napierski
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  • 09.07.2020

Eine strahlende Zukunft - auch ohne Abitur

Wilhelm Conrad Röntgen hatte eine miserable Schulkarriere - und wurde später zum Nobelpreisträger. Die Geschichte eines Mannes, der die Medizin prägte wie kaum ein anderer.

 

 

- 1863 wurde er aufgrund eines vermeintlichen Fehlverhaltens des Gymnasiums verwiesen. Jahre später verweigerte ihm die Universität Würzburg wegen des fehlenden Abiturs die Habilitation.


- 1901 erhielt er "in Anerkennung des außerordentlichen Verdienstes, das er sich durch die Entdeckung der nach ihm benannten Strahlen erworben hat" den ersten Physik-Nobelpreis der Geschichte und revolutionierte damit die Diagnoseverfahren der modernen Medizin.      


- Am 27. März 2020 hätte Wilhelm Conrad Röntgen seinen 175. Geburtstag gefeiert, am 8. November die Geburtsstunde der nach ihm benannten Röntgenstrahlung.

Geboren 1845 in Remscheid, besuchte er nach Auswanderung der Familie in die Niederlande die technische Schule in Utrecht. Sein Vater, ein angesehener Tuchfabrikant wollte ihn auf die Übernahme seines Geschäftes vorbereiten.   
Doch der ehrgeizige Röntgen schrieb sich nach dem Schulverweis – er wurde irrtümlich für den Karikaturisten einer verunglimpfenden Zeichnung seines Lehrers gehalten – zunächst als Gasthörer für naturwissenschaftliche Vorlesungen an der Universität von Utrecht ein.
Bis er erfuhr, dass es in der Schweiz andere Möglichkeit gab. Wer bei der Aufnahmeprüfung überzeugte, durfte auch ohne Abitur ordentlich studieren. Röntgen überzeugte und studierte fortan an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich Maschinenbau. Nach dem Ingenieurs-Diplom folgte ein Aufbaustudium der Physik, das er im Juni 1869 mit dem Doktorgrad und seiner Dissertation zum Thema "Studien über Gase" abschloss.
Anschließend folgte Röntgen seinem Physikprofessor und Doktorvater August Kundt als Assistent an die Universitäten Straßburg und Würzburg. Die ursprünglich geplante Habilitation an der Maximilians-Universität in Würzburg wurde ihm aufgrund des fehlenden Abiturs verwehrt. 1874 wurde ihm dennoch die „Venia Legendi“ in Straßburg verliehen.
Nach zweijähriger Lehrtätigkeit im Rahmen einer außerordentlichen Professur an der Landwirtschaftlichen Akademie Hohenheim nahm er eine Physikprofessur in Gießen an – und erhielt mit dieser Position erstmalig ein regelmäßiges Gehalt.
Die Angebote der Lehrstuhlübernahmen in Jena und Utrecht lehnte Röntgen ab. 1888 wurde er als Ordinarius für Physik nach Würzburg berufen; ausgerechnet an jene Universität, die ihm einst die Habilitation verweigerte. Er forschte und lehrte daraufhin 12 Jahre lang als Experimentalphysiker, Institutsleiter und Universitätsdirektor in Würzburg.
Im November 1895 untersuchte er im hiesigen Labor die Leitfähigkeit und Entladung von Elektrizität in gasförmiger Materie. Als seine Hand dabei in das fluoreszierend aufleuchtende Licht geriet und Röntgen seine Fingerknochen erkennen konnte, entdeckte er zufällig eine neue Art von Strahlung.                                          Er stellte fest, dass es möglich war, mit der Strahlung das Innere des Körpers sichtbar zu machen und gab seiner Entdeckung den Namen "X-Strahlen".
Zwei Wochen später bewies Röntgen deren Anwendbarkeit, indem er eine Aufnahme der Hand seiner Frau machte. Das Bild wurde zu einem historischen Dokument, der Tag der Aufnahme zur Geburtsstunde der Radiologie.
Röntgen erhielt neben dem ersten Physik-Nobelpreis der Geschichte viele weitere Auszeichnungen für seine Entdeckung.  Der Trubel um seine Person war ihm beizeiten jedoch unangenehm. Damit seine Entdeckung möglichst schnell den kranken Menschen zugutekommen konnte, verzichtete er sogar auf die Patentierung.
Wilhelm Conrad Röntgen galt Zeit seines Lebens als zurückhaltend und schüchtern. Während seiner Vorlesungen soll er so leise gesprochen haben, dass ihn nur die Studenten in den ersten Reihen verstehen konnten.
Seine Entdeckung behält jedoch über seinen Tod am 10. Februar 1923 hinaus enorme Bedeutung für die moderne Medizin.

 

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