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  • Melanie Hüttemann
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  • 18.12.2015

Einsatz von Hypnose statt Narkose

Etwa 100 Mio. Vollnarkosen werden in der Welt jährlich durchgeführt. Nicht selten kommt es zu unangenehmen Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen. Manche Patienten vertragen Anästhetika überhaupt nicht, reagieren allergisch. Das Risiko, durch eine Vollnarkose ums Leben zu kommen ist zwar mit 1/200.000 sehr gering, aber es wird auch vermutet, dass einige Anästhetika wie Halothan und Isofluran neurodegenerative Erkrankungen begünstigen können. Gute Gründe nach Alternativen zur medikamentösen Vollnarkose zu suchen. Eine Möglichkeit ist schon seit Jahrtausenden bekannt: die Hypnose.

 

Hypnose - Foto: Coloures-pic/Fotolia.com

 Foto: Coloures-pic/Fotolia.com

 

Der Begriff Hypnose ist von dem griechischen Wort "hypnos" = Schlaf abgeleitet. Doch wer hypnotisiert ist, schläft nicht tatsächlich. Die hypnotische Trance ist ein besonderer Wachzustand mit einem Wachzustand-typischen EEG, in dem das Bewusstsein in den Hintergrund und das Unterbewusstsein in den Vordergrund gerückt wird. Dadurch wird der Hypnotisand für Suggestionen empfänglich. Das Unterbewusstsein nimmt Gehörtes nahezu ungefiltert auf. Der Patient fühlt sich in einem "Schwebezustand" an einem ihm angenehmen imaginierten Ort.

 

Geschichte der Hypnose

Bereits in der Frühzeit des Menschen war die Hypnose bekannt. Sie hatte damals allerdings religiöse Hintergründe.

Auch im 18. Jahrhundert begann das Wiederaufleben der Hypnose Dank religiösen Eifers: dem Exorzismus. Johann Joseph Gassner war katholischer Prister und Exorzist. Er litt an Migräne, gegen die er mit Exorzismus-Riten anging - erfolgreich. Die Umsetzung an anderen Menschen gelang ihm ebenfalls.
Doch nicht Gassner, sondern der Arzt Franz Anton Mesmer gelangte mit der Hypnose zu Ruhm. Er untersuchte Gassners Methode und glich sie mit seinem eigenen "animalischen Magnetismus" ab. Noch heute spricht man in einigen Ländern von "Mesmerismus". Den Begriff "Hypnose" führte im Jahr 1843 der Arzt James Braid ein.

Im Zusammenhang mit der Hypnose fallen noch einige Namen des 18. und 19. Jahrhundert, u.a. Siegmund Freud versuchte sich an ihr, aber eine Renaissance erfuhr sie eigentlich erst im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts. Mittlerweile ist die Hypnose wissenschaftlich anerkannt und wird unter anderem bei Depressionen, Abhängikeiten, Ängsten und Stress angewendet, und eben in der Analgesie akuter und chronischer Schmerzen.

 

Stadien der hypnotischen Trance

Hypnotherapeuten unterscheiden vier verschiedene Stadien der hypnotischen Trance:
1. hypnoide Trance
2. leichte Trance (Somnolenz)
3. mittlere Trance (Hypotaxie)
4. tiefe Trance (Somnambulanz)

In der hypnoiden und leichten Trance ist der Hypnotisand entspannt und hat eine langsamere Atem- und Herzfrequenz. Er ist in der Lage sich zu bewegen und zu sprechen.
Die Fähigkeit zu kommunizieren und sich gerichtet zu bewegen, läßt in höheren Stadien nach, ebenso die Schmerzempfindung.

 

Vorbehalte

Viele Patienten haben Vorbehalte, entweder weil sie das peinliche Verhalten von Hypnotisanden bei der Showhypnose vor Augen haben - Hypnose also mit Willensverlust gleichsetzen - oder weil sie denken, sie seien nicht hypnotisierbar. Beide Ängste sind unbegründet.

Der Klient ist dem Hypnotiseur zu keiner Zeit ausgeliefert. Eine Hypnose bedarf der Mitarbeit des Klienten. Es ist dem Hypnotiseur nicht möglich, einem Patienten seinen Willen aufzuzwängen. Eine Anstiftung zu Handlungen, die den Grundsätzen des Klienten widersprechen, ist nicht möglich. Hypnose hat auch nichts mit Show zu tun. In einigen Ländern ist aus diesem Grund die Showhypnose sogar verboten.

Lange Zeit wurde behauptet, nur ca. 10% aller Menschen seien hypnotisierbar. Dem ist aber nicht so. Es gibt Experten, die sagen, jeder Mensch sei hypnotisierbar, andere nennen Zahlen von 80%.

Hypnose statt Narkose

Die Indikation zu einer Hypnose anstelle einer Vollnarkose wird heutzutage vor allem dann gestellt, wenn eine Narkose wegen Unverträglichkeit kontraindiziert ist. Der Patient muss eine hohe Motivation und eine gute Suggestibilität aufweisen.

Einen Tage vor der Operation ist es, wie bei anderen Hypnosen auch, unbedingt notwendig, den Patienten über die Geschehnisse aufzuklären und ihm das Vorgehen bei einer Narkose zu beschreiben. Dadurch erhält der Patient eine Anleitung und ihm werden gleichzeitig Ängste und Vorbehalte genommen. Manche Ärzte führen auch eine Probehypnose durch.       

Unmittelbar vor der Operation wird der Patient dann gebeten, die Augen zu schließen und an etwas zu denken, bei dem er sich sicher und glücklich fühlt. Die meisten Patienten wählen Urlaubserinnerungen. Dann soll der Patient schildern, was er sieht, hört, schmeckt, riecht und fühlt. Diese Wahrnehmungen werden vom Hypnositeur nun monoton wiederholt, immer wieder. Nach einigen Minuten befindet sich der Patient in über 90% der Fälle in einer leichten hypnotischen Trance.

In der Hypnotherapie als Narkoseersatz verwendet man meist die leichte Trance, da der Patient dann noch kooperativ ist. Wird allerdings auf Lokalanästhetika verzichtet, muss schon die mittlere oder tiefe Trance angestrebt werden.

Im Zustand der Hypnose nehmen die Patienten den Schmerz während der Operation entweder sensorisch gar nicht wahr oder sie spüren ihn, ohne dass er sie stört, sie leiden nicht unter ihm. Die Patienten sind entspannt und ihre Angst ist reduziert. Auch in Notfall-Situationen kann man sich das zu Nutzen machen.

Jede Hypnose muss schließlich aufgelöst werden. Der Hypnotiseur stellt bei dem Patienten duch Suggestionen und Gegensuggestionen den Bewusstseinszustand wieder her. Das "Aufwachen" geht meist schneller als die Einleitung der Hypnose, aber darf nicht zu hastig geschehen; Kopfschmerzen könnten die Folge sein.

 

Vorteile der Hypnose

Die Nebenwirkungen, die durch Narkotika hervorgerufen werden können, entfallen, sodass die Methode insbesondere bei Narkosemittelallergien angewendet werden kann.

Ärzte fanden heraus, dass die Patienten während der Operation unter Hypnose weniger stark bluten als unter medikamentöser Narkose. Das führen sie darauf zurück, dass die inhibierende Wirkung der Narkotika auf die natürlich Vasokonstriktion bei Verletzungen wegfällt. Darüber hinaus müssen die Patienten nicht beatmet werden, sondern atmen spontan, sodass auch der positive Druck im Thorax als Blutungsursache wegfällt.

Ein erheblicher Vorteil ist, dass die Patienten nicht ohne Bewusstsein sind und Anweisungen der Chirurgen ausführen können.

Hypnosedation hat auch gute Ergebnisse in der postoperativen Phase: die Zeit, bis der Patient wieder arbeiten kann, wird erheblich reduziert, vor allem dadurch, dass es eine geringere Rate an postoperativen Entzündungen gibt.

 

Grenzen der Hypnose

Es gilt zu beachten, dass auch bei der Hypnose bestimmte Kontraindikationen gelten und einige Voraussetzungen erfüllt sein müssen. So muss der Patient ein Mindestmaß an Hypnotisierbarkeit besitzen und die Fähigkeit zur Imagination haben. Nicht anwenden darf man die Hypnose zum Beispiel bei schwer verhaltensgestörten Menschen oder Patienten, die unter Drogen stehen.

Nach wie vor ist die Vollnarkose wohl "die Anästhesie der Wahl", insbesondere bei schweren Operationen. Eine Ausweitung der Hypnose bei leichteren Operationen, die nicht zwingend einer Vollnarkose bedürfen, ist jedoch sicherlich überlegenswert.

 

Linktipps

"Deutsches Institut für klinische Hypnose und Psychotherapie"

"Deutschsprachige Fachgesellschaften für Hypnose"

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