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  • Mikolaj Walensi
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  • 16.03.2015

Gefährliche Komplikation: Wundheilungsstörung

Wundheilungsstörungen gehören zu den gefürchteten Komplikationen nach einer OP. Ob Hämatom, Infektion oder Platzbauch – wir erklären die wichtigsten Pathologien und ihre Therapiemöglichkeiten.

Der Tumor ist raus, die Fraktur versorgt, der Blutfluss wiederhergestellt – nach einer Operation sind viele Patienten erleichtert, wenn alles nach Plan verlaufen ist. Doch manchmal trügt der Schein. Denn nur weil die OP überstanden ist, muss das noch lange nicht heißen, dass es nun keine Komplikationen mehr geben kann. Zum Beispiel können Wundheilungsstörungen auftreten, die lebensbedrohlich sind.

 

Septische Eingriffe vs. aseptische Eingriffe

Bei septischen Eingriffen wie z.B. Abszessexzisionen werden Wunden meistens offen belassen, um eine gute Wundheilung zu ermöglichen und das Risiko eines Rezidivs möglichst gering zu halten. Der Wundverband wird initial täglich gewechselt, eine Heilung per secundam intentionem innerhalb von etwa 4 bis 6 Wochen erwartet. Zur Behandlung chronischer, komplizierter Wunden gibt es unzählige Produkte zur Wundversorgung. Diese arbeiten mit Stoffen wie Alginaten, Hydrofasern, -gelen, und -kolloiden oder Polyurethan, um nur einige zu nennen.

Nach einer antiseptischen Operation wird die Haut stets verschlossen. Das kann auf unterschiedliche Weise erfolgen: mit einem Klammernahtgerät, mit nicht-resorbierbarem (z.B. Donati-Naht oder Allgöwer-Naht) oder mit resorbierbarem Faden (Intrakutannaht) und seit nicht allzu langer Zeit mit Wundklebern. Meistens heilen die Wunden problemlos und bilden eine wenig sichtbare Narbe. In einigen Fällen kommt es jedoch zu Komplikationen, die den Chirurgen in Zugzwang bringen. Die regelmäßige stationäre und ambulante Wundkontrolle ist daher wichtig, um Komplikationen frühzeitig entdecken und behandeln zu können.

 

Wunde - Foto: Mikolaj Walensi

Abb 1.: Reizlose Wunde nach einer laparoskopischen Operation. Der Verschluss erfolgte mittels einer Intrakutannaht mit einem resorbierbaren Faden. Die Fadenentfernung entfällt, der Patient darf ab dem 2. postoperativen Tag duschen und ab der 4. postoperativen Woche wieder baden. Foto: Mikolaj Walensi

 

Wunde - Foto: Mikolaj Walensi

Abb. 2: Eine reizlose Wunde am Oberschenkel nach Verschluss mittels Donati-Einzelknopfnähten. Sie zeigt keine Rötung, keine Schwellung, keinen Ausfluss und schmerzt nicht. Die Patientin hatte einen femoro-poplitealen Bypass vor 5 Tagen. Foto: Mikolaj Walensi

 

Hämatom und Serom

Flüssigkeitsansammlungen unter der Wunde machen häufig durch eine Schwellung, ein Spannungsgefühl oder durch eine Sezernierung auf sich aufmerksam. Zur schnellen Diagnose eignet sich ein Ultraschallgerät sehr gut (Abb. 3a, b). Der Arzt muss das Wundsekret steril abpunktieren oder im Rahmen einer Revision ausräumen und dafür sorgen, dass weitere Flüssigkeit abfließen kann. Bei großen Wundhöhlen empfiehlt sich eine Redondrainage (Saugdrainage), damit es nicht zu Rezidiven kommt.

 

Ultraschallbild - Foto: Mikolaj Walensi

Abb. 3a: Bauchdeckenhämatom: das Ultraschallbild zeigt eine scharf begrenzte, inhomogen geformte, echoarme Struktur mit septenartigen Strukturen im Inneren. Es handelt sich um ein nicht ganz frisches, teilweise organisiertes Hämatom. Ähnlich mit stärkeren Septen und echoreicherem Inhalt kann auch ein Abszess aussehen. Foto: Mikolaj Walensi

 

Ultraschall - Foto: Mikolaj Walensi

Abb. 3b: Bauchdeckenserom: das Ultraschallbild zeigt eine flache, nahezu echolose Struktur ohne Septen oder Inhalt. Hierbei handelt es sich um ein Serom. Frische Hämatome und Zysten (letztere rundlich) weisen ebenfalls einen nahezu echofreien Inhalt auf. Foto: Mikolaj Walensi

 

Infektion

Eine Infektion der Wunde fällt häufig durch gerötete Haut, im späteren Stadium durch Eiterbildung auf. Hier sollte eine antibiotische Therapie erfolgen: deeskalierend oder je nach Erregerspektrum mit Cephalosporinen (z.B. Cefazolin), Fluorchinolonen (z.B. Ciprofloxacin) oder Glykopeptiden (z.B. Vancomycin). Dazu sollten die Fäden früh entfernt und die Wunde bei Eiterbildung ein wenig gespreizt werden (Abb. 4a). Großflächige Wundflächen werden debridiert und offen belassen. Eine sehr gute und etablierte Therapiemöglichkeit ist die Vacuum (VAC)-Therapie (Abb. 4b, c, d). Dabei handelt es sich um einen Wundverschluss in Kombination mit einer Drainage. Durch Unterdruck wird ein Sog aufrechterhalten, der das Wundsekret rauszieht.

 

Wunden - Foto: Mikolaj Walensi

Abb. 4a, b: Kommt es unter einer Laparotomiewunde zu einer Flüssigkeitsansammlung (Serom, Hämatom, Infekt), muss der Anteil der Wunde eröffnet und gespreizt und die Wundbehandlung offen durchgeführt werden.
b: Um die offene Wundbehandlung zu beschleunigen kann eine sogenannte Vacuum-Therapie (VAC-Therapie) durchgeführt werden. Hierzu wird zunächst der Wundrand geschützt und im Anschluss ... Fotos: Mikolaj Walensi

 

Wundtherapie - Foto: Mikolaj Walensi

Abb. 4c, d: ... ein Polyurethanschwamm in die Wunde eingebracht. Diese Technik findet zahlreiche Anwendungen, z.B. bei chronischen Ulcera, Seromen und der Fixierung von Hauttransplantaten. Der Schwamm wird mit einer Folie abgedeckt ...
d: ... und mit einem trackpad verbunden, über den das Vakuum über ein Sauggerät angelegt wird. Das Wundsekret wird abgesaugt und die Granulation der Wunde gefördert. Fotos: Mikolaj Walensi

 

Platzbauch

Selten (ca. 0,5 – 3 %) kommt es nach einer Laparotomie zu einer Dehiszenz der Bauchwandfaszie und zum Exteriorisation intraabdomineller Strukturen (vor allem Darm, Omentum), man spricht dann von einem Platzbauch. Dieser kann komplett/offen (Faszien- und Hutdefekt) oder inkomplett/geschlossen/subkutan (Fasziendefekt bei intakten Hautnähten) vorliegen und tritt typischerweise etwa zwischen dem 4. und 6. postoperativen Tag auf. Begünstigende Faktoren sind eine geschwächte, ausgedünnte Bauchdecke durch Adipositas, Kompromitierung der Wundheilung (z.B. durch Diabetes mellitus, Infektionen, Organschäden, Tumorleiden oder Radio-/Chemotherapie) sowie postoperativ erhöhte abdominelle Drücke (z.B. durch Schmerzen, Hustenstöße, Aszites, Darmlähmung). Klinisch kann ein distendiertes, pralles Abdomen oder Sezernierung aus der Wunde auf einen Platzbauch hinweisen, letzte Sicherheit bringen bildgebende Verfahren. Die Therapie ist eine unverzügliche Revision im Operationssaal mit erneutem Faszienverschluss oder, sollte dieser nicht möglich sein, die Einlage eines Abdominal-VAC-Systems oder Bildung eines Laparostomas.

 

 

 

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