• Interview
  • |
  • Das Interview führte Andrea Sörgel
  • |
  • 23.07.2013

Was leistet die Doktoranden-Akademie?

Der Weg zum Doktortitel ist oftmals steinig und mit allerlei Hindernissen gepflastert. Da kann es nicht schaden, wenn man ein bisschen Hilfe bekommt, die einem sagt, welche Tücken lauern und wo man besser anders handeln sollte. Diese Unterstützung bietet die "Doktoranden-Akademie". Was die Akademie genau ist und wie sie euch bei dem Weg zur Doktorarbeit hilft, erzählt die Gründerin Dr. med. Jasmin Webinger im Interview.

 

Dr. Jasmin Webinger 

Frau Dr. Webinger, wie ist die Doktoranden-Akademie entstanden?

Zuerst stand die Website "Meinpromotionscoach", die sich dann zur Doktoranden-Akademie weiterentwickelt hat. Ursprung war, dass ich selbst im letzten Jahr angefangen habe, klinische Studien als Prüfärztin zu betreuen. Anfangs habe ich nach Informationen gesucht, wie ich meine Arbeit organisieren und woran ich mich halten kann. Leider habe ich relativ wenig Information darüber gefunden. Deshalb habe ich ein eigenes System entwickelt, mit dem ich meine wissenschaftliche Arbeit strukturiere. Dieses Wissen möchte ich gerne an Doktoranden weitergeben. Gleichzeitig habe ich häufig Doktoranden getroffen, die mich um Rat gefragt haben. Daraufhin habe ich eine Einführungsveranstaltung für Studenten zum Thema "Wie schreibe ich eine Doktorarbeit?" über die Fachschaft der Uni Erlangen angeboten. Mehr als 90 Studenten haben sich zu der Veranstaltung angemeldet, sodass wir aus Raumnot auf einen angemieteten Saal ausweichen mussten. Dies hat mir gezeigt, dass das Thema viele Menschen interessiert.

 

Wie genau funktioniert die Akademie?

Dies funktioniert über Informationsmaterial, das sich auf der Homepage der Akademie findet.

Homepage der Doktoranden-Akademie

Hier kann man auf Checklisten, Textbausteine zum Thema "Wie schreibe ich einen potentiellen Doktorvater an?" und Leitfäden zu verschiedenen Themengebieten zugreifen. Die Veranstaltungen der Akademie können den Promovierenden zusätzlich helfen. Zudem gibt es Webinare, die gut angenommen werden. Doktoranden können sich von Zuhause aus zu meinen und auch den Webinaren von meinen Kooperationspartnern aus dem Bereich statistische Beratung und wissenschaftliches Schreiben online zuschalten.

 

Welche Kosten entstehen für den Doktoranden?

Textbausteine und Checklisten können auf der Homepage kostenfrei abgerufen werden. Bei den Webinaren ist das Einstiegswebinar immer kostenfrei. Es gibt ein Webinar zum Thema "Statistik" und zum Thema "Schreiben". Zum Statistikwebinar gibt es einen Workshop, der dann zur Auswertung der eigenen Daten der Doktoranden dient. Aus dem einen Tag dauernden Workshop, der unter Anleitung eines Statistikers stattfindet, nehmen die Doktoranden einen fertig ausgewerteten Datensatz mit nach Hause. Die Teilnahmegebühr für den Workshop beträgt derzeit für Studenten 320€. Dies ist nur durch mein spezielles Konzept möglich. Der normale Weg führt zum Statistiker, bei dem man nach Wochen die ausgewerteten Daten zurückbekommt. Oder man versucht sich alleine an der Auswertung, was oft zu Grübeleien darüber führt, ob man alles richtig gemacht hat.

 

Wie definieren Sie Ihre Zielgruppe?

Zum einen Medizinstudenten und zum anderen junge Ärzte, die gerade mit dem Berufsleben angefangen haben und ihre Dissertation neben dem Beruf fertig bekommen müssen. Bei letzteren spielt häufig die Zeitknappheit eine große Rolle.

 

Nun interessiert uns Ihre eigene Geschichte! Wie sind Sie zu Ihrem Promotionsthema und Ihrem Doktorvater gekommen?

Ich wusste nur, dass ich eine Doktorarbeit schreiben will. Das war ungefähr im fünften oder sechsten Semester. Ich wollte etwas Anspruchsvolles machen und nicht nur Daten auswerten, ich wollte ins Labor. Ich habe Termine bei verschiedenen Professoren ausgemacht, die mir dann ihre Projekte erklärt haben. Letztlich habe ich mein Thema in der Kardiologie über Empfehlung bekommen.

 

Wie war der Verlauf Ihrer eigenen Dissertation und welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?

Ich hatte mir alles viel leichter vorgestellt! Ich hatte große Probleme, die Methodik so sauber auszuführen, wie es zum Beispiel Biologen schon im Studium lernen. Das Pipettieren genauer Mengen hat bei mir sehr lange gedauert und ich musste viele Versuchsansätze wiederholen, bis ich endlich ein vernünftiges Ergebnis hatte. Durch die Unterstützung von MTAs und Biologen in der Arbeitsgruppe ist die Arbeit am Ende doch noch gelungen. Allerdings war der Weg dahin steinig. Oft war ich total deprimiert und dachte mir, jetzt werfe ich alles hin.

 

Wann konnten Sie ihre Arbeit beenden?

Im PJ habe ich den letzten Teil geschrieben und die Arbeit abgegeben, als ich angefangen habe zu arbeiten. Diesen Ablauf kann ich jedem empfehlen!

 

Können Sie uns Tipps und Tricks zur Themen- und Doktorvatersuche geben?

Ein Indikator für eine gute Betreuung sind Empfehlungen von zufriedenen Doktoranden. Außerdem sollte man möglichst schnell promovieren, da es immer wieder vorkommt, dass der Doktorvater zum Beispiel krank wird, eine Stelle an einer anderen Klinik annimmt oder auch einfach die Lust am Thema verliert. Es besteht immer die Gefahr, dass irgendetwas dazwischen kommt und die Arbeit zum Scheitern bringt.

 

Wie würden Sie die Zeitplanung empfehlen?

Zu Beginn empfehle ich, sich in das Thema einzulesen. Dies kann zum Beispiel mit Hilfe von Reviews geschehen, die man vom Doktorvater besorgen kann. Bei einer experimentellen Arbeit ist es wichtig, sich gut in die Methode einarbeiten zu lassen. Was man dabei lernt, spart einem später wertvolle Zeit. Die Dauer des praktischen Teils lässt sich nicht so gut beeinflussen, da er von vielen Faktoren abhängt, zum Beispiel ob genügend passende Patienten zur Verfügung stehen. Zum Schreiben empfehle ich, dies möglichst rasch durchzuziehen; die Arbeit wird vom Liegen nicht besser. Ich kenne viele Doktoranden, die die Arbeit haben liegen lassen und sich nur nicht mehr trauen, sich beim Doktorvater zu melden.

 

Wie wertet man die Daten aus?

Hierbei gibt es im Wesentlichen zwei Dinge zu beachten. Bei der Planung von klinischen Studien ist es wichtig, mit einem Statistiker zu besprechen, ob das Studiendesign geeignet und die Fallzahlen hoch genug sind. Bei Laborversuchen, bei denen die Auswertung weniger komplex ist, kann dies der Doktorand auch selbst erledigen. Man sollte hierbei auf die Erfahrung des Doktorvaters zurückgreifen. Für die Auswertung selbst empfehle ich jedem, sich zum einen Grundkenntnisse in SPSS und zum anderen auch grundlegende statistische Kenntnisse anzueignen, da dies von den Universitäten für das Medizinstudium in zu geringem Ausmaß erfolgt. Man sollte die Auswertung nicht auf die leichte Schulter nehmen. Eine falsch ausgewertete Arbeit kann für den Doktoranden, für den Doktorvater, aber auch für die Patienten weitreichende Folgen haben.

 

Sollte man eher eine Langfassung oder ein Paper anstreben?

Dies kann ich so generell gar nicht sagen. Wenn sich ein Paper ergibt, ist dies natürlich schön. Allerdings muss der Doktorand in der Regel die Erstautorenschaft bekommen, was natürlich vom Doktorvater abhängt. Dies sollte man im Vorfeld besprechen. Arbeit ist beides!

 

Welche Literaturverwaltung würden Sie empfehlen?

Ich empfehle immer Citavi. Zum einen gibt es eine kostenfreie Version mit bis zu 100 Papers. Zum anderen ist dieses Programm sehr intuitiv zu erlernen. Es gibt eine gute Kurzanleitung auf der Citavi-Homepage. Endnote ist schwieriger im Handling.

 

Sollte lieber ein Textsatzprogramm, also zum Beispiel LaTeX, oder Word verwendet werden?

Die von mir betreuten Doktoranden haben alle Word verwendet. Allerdings kann es bei Arbeiten, die viele Graphiken und Formeln beinhalten, geschickt sein, LaTeX zu verwenden. [Anmerkung der Redaktion: Als LaTeX-Editor, für den relativ wenig Einarbeitung nötig ist, eignet sich zum Beispiel LyX.]

 

Nach dem, was Sie erzählt haben, scheint es sinnvoll zu sein, sich Hilfe zu holen. Wie kann man Ihre Akademie nutzen?

Viele haben Fragen zum Thema "Promotion". Die Antworten kann man sicher zum Teil in der Akademie in Form von Leitfäden, Checklisten und Veranstaltungen finden. Jeder kann sich so selbst heraussuchen, was ihm hilft. Man kann sich online zur Akademie anmelden. Die meisten Kurse können auch über das Internet genutzt werden. Die Statistikworkshops sind vor Ort. Wir bieten Kurse in Marburg, Berlin und in Erlangen an.

 

Wie groß sind die Gruppen der Statistikkurse? 

 Das sind Gruppen von meist drei bis fünf Teilnehmern, die ganz individuell betreut werden.

 

Vielen herzlichen Dank für das Interview! Möchten Sie unseren Lesern noch etwas mit auf den Weg geben?

Eine Sache ist mir noch wichtig. Sein eigenes Wissen zu teilen, beschleunigt den Fortschritt in Wissenschaft und Medizin. Jeder kann bei sich selbst anfangen. Auch Doktorväter und Wissenschaftler können ihr Wissen teilen! Durch den Austausch kann jeder auch selbst ein Stück weiter voran kommen!

 


 

Hier geht's zum Archiv der Doktoranden-Akademie

Mein Studienort

Medizinstudenten berichten aus ihren Unistädten

Werde Lokalredakteur Die Unistädte auf Google Maps
Medizin im Ausland

Erfahrungsberichte und Tipps aus über 100 Ländern

Erfahrungsbericht schreiben Auslands-Infopakete
Cookie-Einstellungen