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  • Beyza Saritas
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  • 20.11.2023

Erfahrungsbericht 2. Staatsexamen – Teil I

Mitte Oktober hat unsere Lokalredakteurin Beyza ihr zweites Staatsexamen abgelegt. In diesem Artikel schildert sie euch, wie und womit sie sich auf diese große Prüfung vorbereitet hat.

  

 

Das zweite Staatsexamen, früher Hammerexamen genannt, ist die letzte schriftliche Prüfung des Medizinstudiums. Drei Tage, 15 Stunden und 320 Fragen später heißt es: Nie wieder kreuzen! Doch um das zweite Staatsexamen zu bewältigen, müssen sich angehende Ärzte und Ärztinnen zumeist monatelang auf den Prüfungsstoff vorbereiten. Von A wie Augenheilkunde bis U wie Urologie kann jedes klinische Fach mal mehr, mal weniger geprüft werden. Nach Bestehen des zweiten Staatsexamens kann das Praktische Jahr angetreten werden, an dessen Ende man nach dem dritten Staatsexamen endlich Arzt oder Ärztin ist.

Sicherlich hat der ein oder andere, der auf das zweite Staatsexamen zusteuert, vom „100-Tage-Lernplan“ gehört. Der Lernplan ist so strukturiert, dass man sich an ihm quasi nur noch entlanghangeln muss. Er bereitet einen gut auf das zweite Staatsexamen vor, und wenn man ihn konsequent durchgearbeitet hat, sollte dem Bestehen so gut wie nichts im Wege stehen.

Der Lernplan beinhaltet, wenn man ihn den nicht ummodifiziert, keine freien Tage. Man sollte sich bewusst sein, dass dies bedeutet, dass man 100 Tage lang ohne einen Pausentag lernen muss. Um die Lernzeit etwas angenehmer zu gestalten, habe ich den Plan auf etwa 130 Tage gestreckt und mir einen lernfreien Tag pro Woche eingebaut. Rückblickend kann ich sagen, dass das für mich eher kontraproduktiv war. Auf der einen Seite hatte ich an meinen freien Tagen ein schlechtes Gewissen, dass ich nichts für das Staatsexamen getan habe, auf der anderen hat sich damit die Lernzeit natürlich deutlich gestreckt. Das erste Staatsexamen (Physikum) glich einem Sprint, hier habe ich nur etwa 6 Wochen Lernzeit gehabt, während das zweite Staatsexamen mit seiner monatelangen Vorbereitung eher ein Marathon war, bei dem es wichtig ist, eine gewisse Konstanz aufrecht zu halten.

Um für sich herauszufinden, welche Lernzeit man einplanen sollte, kann ich die Website http://davidpaulweber.de empfehlen. Auf diese Weise kann man bereits vor (oder auch während) der Lernphase ermitteln, wie viele Tage die individuelle Prüfungsvorbereitung umfasst. Da in Düsseldorf teilweise bis Ende des Semesters noch Klausuren geschrieben werden oder Blockpraktika stattfinden, habe ich wie die meisten bereits im Semester mit der Vorbereitung auf das Staatsexamen begonnen. Wenn ich wusste, dass ich zeitlich stark eingespannt bin, habe ich manchmal auch einen Lerntag auf zwei Tage gesplittet. An der Reihenfolge des vorgegebenen Lernplans habe ich an sich nichts verändert. Von einigen Kommilitonen habe ich aber gehört, dass es auch sinnvoll sein kann, die Pharmakologie-Tage ganz an den Anfang des Lernplans zu setzen, damit man beim Lernen der Inneren Medizin nicht komplett planlos dasteht, wenn Pharmaka beiläufig erwähnt werden.

Um mir einen Überblick über die kommende Lernzeit zu verschaffen, habe ich eine Excel-Tabelle angelegt. Hier habe ich für mich getrackt, wie ich im Lernplan vorankomme und ob und wie sich meine Leistungen verbessern. Vorab: Am Anfang des Lernplans kreuzt man i.d.R. sehr viel schlechter, als man es aus den Uni-Klausuren gewohnt ist. Bis man sich erst einmal an den Fragenstil des IMPP gewöhnt und ein Gefühl für die Fragen entwickelt hat, vergeht etwas Zeit. Lasst euch daher nicht durch schlechte Ergebnisse am Anfang verunsichern, man schneidet im Laufe des Lernplans i.d.R. deutlich besser ab als am Anfang. 

Wie lernt man denn jetzt fürs Staatsexamen? Ganz einfach: Lesen und Kreuzen. Ich habe mir nichts extra herausgeschrieben, weil ich persönlich keinen Nutzen darin sah und es auch einfach zu zeitaufwendig war. Damit bin ich gut gefahren. Für diejenigen, die schriftliche Notizen brauchen, gibt es ein mittlerweile fast vollständiges Anki-Deck, das durch die mühevolle Arbeit zahlreicher Medizinstudierenden aus ganz Deutschland zustande gekommen ist. Dieses findet ihr hier: Projekt Anki bvmd 

Obwohl ich beinahe mein gesamtes Studium mit Anki gelernt habe, habe ich für das zweite Staatsexamen darauf verzichtet. Die Karten sind zweifelsohne super, nur kam ich neben dem Lernpensum des jeweiligen Tages nicht zum Wiederholen, und letztlich ist das Prinzip von Anki nun einmal „Spaced Repetition“. Stattdessen würde ich empfehlen, sich wirklich beschränkt (!) eigene Karten zu Themenbereichen oder Fächern zu schreiben, in denen man Defizite hat.

Falls einem die Decke auf den Kopf fällt, man einen Spaziergang braucht oder einfach wieder ins Gym will, so gibt es auch für auditive Lerntypen Möglichkeiten, nebenbei noch für das M2 zu lernen. Freundlicherweise durfte ich im Rahmen der Prüfungsvorbereitung die App „Meditorium“ testen. Bei Meditorium findet ihr Lern-Podcasts, die den klinischen Lernstoff examensrelavant komprimieren und unverkrampft zusammenfassen. Gute Eselsbrücken und interessante Facts ermöglichen es einem, quasi nebenbei den Lernstoff zu lernen. Zwar ist der 100 Tage Lernplan mit Meditorium nicht komplett abgedeckt, jedoch wird die Mediathek sukzessiv erweitert. Wer auditiv gut lernen kann, dem sei Meditorium definitiv ans Herz gelegt. Es können sowohl Monats- als auch Jahresabos zu fairen Preisen abgeschlossen werden. Mittlerweile gibt es auch Amboss-Audio, dies habe ich aber nicht getestet. Hier findet ihr mehr über Meditorium

Von Kommilitonen, die das zweite Staatsexamen noch vor sich haben, werde ich oft gefragt, wie lange ich denn jeden Tag gelernt habe. Kurz und knapp: Da gibt es keine pauschale Antwort. Theoretisch hat man den lieben langen Tag Zeit und kann 24 h am Tag für das Examen lernen – das ist aber definitiv nicht nötig. Oft habe ich zwischen 8-10 Uhr mit dem Lernplan begonnen, weil vormittags einfach meine produktive Zeit ist. Die Lerntage haben sich häufig bis in den späten Nachmittag gezogen. Mittags habe ich eine große Pause gemacht und zwischen den Lerneinheiten auch jeweils kurze Pausen. Abends hatte ich frei, sodass man neben dem Examen definitiv noch Zeit für Freunde und Familie haben kann. Natürlich verschwindet das Examen dadurch nicht aus dem Hinterkopf, aber wenn ich an die Physikumszeit denke, bei der ich wirklich von morgens bis abends gelernt habe, ist der freie Abend doch sehr viel wert. Die Lerntage an sich sind mal mehr, mal weniger vollgepackt. Auf https://www.lernplan.net/select hat ein Frankfurter Kommilitone wirklich tolle Arbeit geleistet und die Lerntage nicht nur visuell in ihrem Umfang dargestellt, sondern auch nach IMPPact gegliedert. Dadurch könnt ihr Themen, die öfter im Examen drankommen, direkt sehen und ggf. Schwerpunkte beim Wiederholen (oder Lernen ;-)) setzen.

Um es kurz zu fassen: Das M2 ist kein Hexenwerk und wer einen kommerziellen Lernplan durcharbeitet, wird in der Regel bestehen. Leider zeigt sich ein Trend für immer mehr klinisch irrelevante, nicht auf den Lernplattformen vertretene, Themen. Dennoch gibt es genug Fragen, die beantwortbar sind und mit denen man besteht. 
 


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