- Bericht
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- Ines Elsenhans
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- 22.07.2011
Erfahrungsbericht Hammerexamen
Für 716 Prüflinge stand im Oktober 2006 erstmals die 2. Ärztliche Prüfung an. Dietmar Daubner gehörte zu den Prüfungspionieren und berichtet nun von seiner Vorbereitung, nennt Details aus dem Hammerexamen und lässt Sie an den eigenen Erfahrungen teilhaben. Möchten auch Sie von seinen Tipps profitieren?

Alles beim Alten
Mitte Oktober 2006 war es soweit: Die erste Runde der gefürchteten zweiten Ärztlichen Prüfung stand an. Über das sogenannte Hammerexamen ist viel geredet und noch mehr spekuliert worden. Gerade wir als Pioniere wussten überhaupt nicht, was uns an den drei Tagen des schriftlichen Teils erwartete. Also hieß es "Augen zu und durch".
Um es vorweg zu nehmen: Es hat sich nicht viel geändert. Fachlich gesehen war es nicht mehr und nicht weniger ein Hammer als das bisherige 2. Staatsexamen. Sogar die Themenauswahl war wie immer - sehr exotisch; hierfür ist das IMPP ja bekannt. Für diejenigen, die nach uns kommen, sei gesagt: Mit einer guten Vorbereitung kann man es schaffen.
Die Vorbereitung
Vor dem Hammerexamen steht ja bekanntlich das Praktische Jahr. Ich habe mir pro Woche nach Dienstschluss jeweils etwa 3 bis 4 Stunden Zeit genommen, um wichtige Krankheitsbilder der Inneren Medizin und der Chirurgie zu rekapitulieren. Die Erfahrung mit und an den Patienten hilft dabei, die Diagnostik und Therapien besser im Gedächtnis zu behalten. Leider werden häufige und damit sehr wichtige Krankheitsbilder wie Myokardinfarkt, Diabetes mellitus, Apoplex oder Kolonkarzinom im StEx nur am Rande gefragt. Mir hat aber das klinische Denken dennoch ungemein weitergeholfen. Also, gutes Arbeiten und Mitdenken zahlt sich aus!
Bereits während des PJ habe ich begonnen, die Neuauflage des GK, also der Schwarzen Reihe zu bearbeiten. Die neugestaltete Fallzusammenstellung macht beim Kreuzen mehr Spaß und geht oft schneller als das Bearbeiten der Einzelfragen. Aus meiner Sicht reicht der neue GK aber nur ganz knapp, um das Examen zu bestehen. Während des Lernens hatte ich oft das Gefühl, dass wichtige Krankheitsbilder fehlten. Die meisten kommen in den Einzelbänden vor, aber ganz sicher fühlte ich mich nicht. Darüber hinaus kann man sich so viele Informationen pro Frage kaum merken. Von daher empfehle ich weiterhin zusätzlich das PC-Kreuzen mit der Mediscript-CD. Außerdem sollte man die Altexamina bearbeiten.
Um noch vor dem Examen genug Zeit zur Vorbereitung zu haben, habe ich den PJ-Urlaub komplett am Ende des letzten Tertials genommen - so blieben mir 3 ½ Monate reine Lernzeit. Mit Hilfe eines Lernplans habe ich die neue Schwarze Reihe bearbeitet und die CD gekreuzt. Mit einem kleinen Schock habe ich dann festgestellt, dass die Fragen auf der CD doch etwas schwieriger zu beantworten sind, als die Fragen im GK. Nach meinen Erfahrungen mit dem Examen gilt jedoch der Tipp: Nur nicht verrückt machen lassen!
In den schließlich verbleibenden drei Wochen habe ich die aktuellsten Examina (2. Stex 08/03-03/05) gekreuzt. Zusätzlich habe ich viel im "Exaplan" gelesen. Von dem neu erschienenen Buch "Das Hammerexamen" habe ich kaum etwas Positives gehört und es mir deshalb auch nicht gekauft. Gleiches gilt für die neue CD zum Hammerexamen. In diesen Werken ist lediglich die Pathophysiologie relativ umfangreich eingearbeitet. Der Stellenwert des alten "ersten Staatsexamen" war im Hammerexamen aber sehr überschaubar, sodass es keiner gezielten Vorbereitung auf diese Fächer bedarf.
Aufgrund der Ankündigung, dass die meisten Fragen in Form von Falldemonstrationen gestellt würden, habe ich in den Fächern Innere Medizin, Chirurgie und Neurologie mit Fallbüchern gelernt. Diese animieren dazu, an Differentialdiagnosen zu denken und den Ablauf von der Diagnose bis zur Therapie zu strukturieren.
Die Zeit bis zum Examen wurde immer kürzer, aber die Ankündigungen des IMPP enthielt keine weiteren Informationen, die einem weiterhelfen konnten. Wir wussten lediglich soviel: Die Prüfung wird drei Tage dauern, jeweils fünf Stunden. Diese Zeit reichte übrigens vollkommen aus und erlaubt auch größere Pausen.
Tag der Wahrheit: das Examen
Am ersten Tag des Examens überwog bei mir die Nervosität. Die Prüfungsunterlagen umfassten das Fragenheft, die Bildbeilage und vier DinA 4 Seiten mit Laborwerten. Um zur Ruhe zu kommen, blätterte ich zunächst die Unterlagen durch. Bei den Fragen handelte es sich an allen drei Tagen um 50 Einzelfragen und 57 Fragen, die sich auf vier Fallstudien bezogen.
Auf geht's! Für den Tag 1 fanden sich Fragen aus der HNO und der Arbeitsmedizin. Bei der Arbeitsmedizin liebt das IMPP scheinbar alle chemischen Stoffe und ihre Auswirkungen auf den menschlichen Körper. Dann kamen gemischte Fragen querbeet aus der Inneren Medizin, Chirurgie.
Folgende Fälle mussten u.a. behandelt werden:
- M. Hirschsprung
- M. Perthes
- Non-Hodgkin-Lymphome, CLL
- Arbeitsunfall mit neurologischer Symptomatik.
Am zweiten Tag waren die Themengebiete Neurologie und Psychiatrie dran. Für die Einzelfragen in diesen Fächern war das Wissen aus der Bearbeitung der Altfragen meist ausreichend.
Weitere Fächer wie Derma, Ortho und wieder Innere wurden anhand folgender Fälle geprüft:
- Psoriasis und Hyperurikämie
- Gonarthrose mit Lungenembolie
- Diabetes mellitus mit typischen Retinopathieformen
- atypische Pneumonie
- Chlamydienerkrankungen.
Am dritten Tag tauchten dann wieder Fragen zur Arbeitsmedizin auf, darüber hinaus Fragen zu Naturheilkunde, Augenheilkunde, Urologie, Gynäkologie - und Rechtsmedizin: hier sah man nur Fragen zum Recht, nicht zur Medizin. Wir mussten lange Texte zur Aufklärung lesen und bearbeiten: Wann muss der Arzt aufklären, was macht man mit Patienten, die nicht deutsch sprechen? Dann folgten noch Fragen zur Schweigepflicht (auch die Ehefrau darf nichts wissen!) und zum Übernahmeverschulden.
Es wurden auch wieder Fälle vorgegeben:
- M. Wegener
- kombinierte Herz-Kreislauferkrankung mit TVT
- AV-Block, TAA, Hyperkäliämie
- akute postinfektiöse Glomerulonephritis
- Normaldruckhydorzephalus mit DD Parkinson und Demenz.
Während des Examens habe ich manche Schauerattacke durchlebt. Bei nicht wenigen Fragen musste ich raten. Ich habe natürlich schon zu Hause meine Prüfung ausgewertet und habe dabei festgestellt, dass mein Ergebnis bei den Einzelfragen besser ist als bei den Fallvorstellungen.
Leider (?) hängen die Fragen, die sich auf die Fallstudien beziehen, meist nicht zusammen, sie bauen auch nicht aufeinander auf. Bei einigen Fragen bemerkt man das Bemühen des IMPP, die Frage mit dem Fall in Zusammenhang zu bringen; eigentlich könnten die Fragen auch gut als Einzelfragen beantwortet werden.
Während der Fallvorstellung werden viele Informationen gegeben, was besonders frustrierend ist, wenn die mühsam erlernten Fakten als bekannt erwähnt werden. Statt das Wesentliche zu erfragen, nimmt der Fall dann eine Richtung, die oft viel zu sehr ins Detail geht. Medizin der dritten Kategorie halt - typisch IMPP. Dementsprechend kann sich glücklich schätzen, wer mit einer großen Portion Glück ausgestattet ist.
Mein Fazit
Leider ist das Examen überhaupt nicht praxisorientierter geworden. Es werden nach wie vor mit Vorliebe seltene und komplexe Themengebiete abgefragt. Man kann also eigentlich nicht sagen "es war HAMMERschwer", sondern man muss es so formulieren: "Die Themenauswahl war blöd."
Die gute Nachricht: Es war kein Mega-Hammerexamen, es ist mit genügend Lerndisziplin ohne Weiteres zu schaffen.
Zur Vorbereitung rate ich, weiterhin wie für das alte 2. Staatsexamen zu lernen, nämlich mit der Schwarzen Reihe, dazu Exaplan, Altfragen und CD. Da das Examen auf 320 Fragen gekürzt wurde, spielen die kleinen Fächer eine geringere Rolle als in den letzten Jahren. Haltet Euch also nicht zu lange damit auf. Es ist vollkommen ausreichend, den Stoff der kleinen Fächer kurz zu wiederholen! Wirklich wichtige Fächer sind: Innere, Chirurgie, Neurologie und Pharmakologie, eventuell noch Pädiatrie und Gynäkologie.
Während der Prüfung solltet Ihr Folgendes beachten: Lest die Fallvorstellungen immer gut und aufmerksam, bevor ihr anfangt zu kreuzen! Es gibt eigentlich keine Fallstricke, aber die Informationen sind teilweise ein wenig verwirrend und zudem sehr umfangreich: Meist werden multimorbide Patienten zu verschiedenen Zeitpunkten ihrer Erkrankung beschrieben. Es gilt, die relevanten Informationen herauszufiltern. Erleichtert wird dies dadurch, dass Ihr Euch während des Examens die wichtigsten Punkte markiert.
Es ist frustrierend, wenn man, wie ich, viel gelernt hat und trotzdem nicht auf die richtigen Antworten kommt, deshalb fühlte ich mich nach dem Examen leer und ziemlich unzufrieden. Aber nun weiß ich, dass ich bestanden habe und Ihr könnt es auch meistern: Das Examen ist zu schaffen, also don't panic!!!
Ich wünsche allen Examenskandidaten viel Glück beim Lernen und insbesondere für den zweiten Abschnitt der ärztlichen Prüfung!