• Bericht
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  • Sabrina
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  • 07.03.2019

.. zerstört, weil ich mir ausmale, wie viel Zeit ich verlieren könnte. Ich lerne weiter, diesmal härter, genauer und detaillierter als zuvor. Ich lerne in jeder freien Minute, ob in den Pausen beim Ferienjob oder kurz vorm Einschlafen. Zwischen den intensiven Lernphasen kommt die Verzweiflung hoch. Was, wenn es wieder nicht genügt? Ich darf nicht weiter studieren bis ich die Prüfung bestanden habe. Ich werde Zeit verlieren, wertvolle Zeit, in der ich schon früher mit dem Studium fertig sein könnte. Der Ehrgeiz spricht aus mir, stellt sich breit wie ein Türsteher vor mich hin und belehrt mich über die Mindeststudienzeit. Ich wollte doch alles in Mindeststudienzeit schaffen. Heulend und am Boden zusammengekauert umarmt mich mein Freund. Muntert mich auf und sitzt dann einfach nur mit mir da. Ich beruhige mich, nehme meinen Mut zusammen und setze mich wieder an den Schreibtisch.

Der Prüfungstag rückt näher. Was tue ich, wenn es wieder nicht klappt? Es wird klappen, es muss, ich schaffe das, rede ich mir immer wieder ein. Die Nacht davor kann ich kaum schlafen. So viele Gedanken, die mich nicht loslassen.
Am Tag der Prüfung bin ich sehr angespannt. In aller Frühe bin ich bereits munter. Nach dem Frühstück mache ich mich auf den Weg zur Uni, die Sonne scheint mir ins Gesicht. Ich betrete den Prüfungsraum und sehe viele bekannte Gesichter. Auf ein Neues. Diesmal wird es klappen. Die Prüfung war angenehmer, ich habe viel gewusst. Es haut bestimmt hin. Voller Zuversicht und mit einem Lächeln im Gesicht verlasse ich den Prüfungsraum. Ich habe Lust Urlaub zu buchen, ich will Ferien machen. Zu Hause angekommen beginne ich mit der Urlaubsplanung. Starten möchte ich eine Woche nach der Ergebnisbekanntgabe. Damit ich meine Prüfung feiern kann. Bis dorthin lege ich eine Pause ein. Kein Lernen. Nur genießen.


Das Ergebnis kommt morgen. Ich bin mir fast sicher, dass ich es geschafft habe. Dieses Mal macht sich nur ein kleiner Funken Angst in mir breit. Am nächsten Tag warte ich den halben Tag lang gespannt auf das Ergebnis. Eine Freundin unterstützt mich dabei und ist für mich da.
Die Ergebnisse sollten in den nächsten 5 Minuten kommen. Mir ist kalt, schwindelig und ich bin zittrig. Ich werfe einen Blick in meine Prüfungsergebnisse. NICHT GENÜGEND. Das kann doch nicht wahr sein! Für mich bricht wieder eine Welt zusammen, ich beginne zu weinen. Ich kann nicht mehr. Ich will nicht mehr. Womit habe ich das verdient? Meine Freundin versucht mich zu trösten, ohne Erfolg. Am Boden zerstört weine ich den restlichen Tag vor mich hin. Meine Eltern und mein Freund kümmern sich um mich. Sie sind für mich da, auch wenn sie keine Worte dafür finden. Was soll ich nun tun? Ich verliere mindestens 3 Monate bis zum nächsten Ergebnis. Ich will nicht länger studieren. Ich will generell gerade nichts davon wissen. Wie soll es nur weiter gehen?


In den Urlaub geht es trotzdem. Zwar nicht so entspannt wie erhofft, aber eine Woche andere Gedanken tun mir gut. In der Zwischenzeit konnte ich meine Prozente erfragen. 3 von 140 Punkten haben mir gefehlt. 3 Punkte und ich hätte eine positive Note. Die Tränen kullern über meine Wangen. Wieso ich?
Ich mache Termine für Einsichtnahmen aus. Ich will mit den einzelnen Professoren sprechen. Gesagt getan. Ich darf meine Prüfung inklusive Korrektur durchsehen. Es gibt viel zu diskutieren. Aber kein Professor ändert was an seiner Beurteilung. Ganz nach der Devise: Was nicht hiersteht, kannst du nicht gewusst haben. Sie schicken mich nach Hause. Ich weiß nicht wie es weitergehen soll. Ich habe die Anmerkungen bei der Einsicht mitgeschrieben und meine korrigierten Prüfungen fotografiert.


Ran an den Schreibtisch heißt es wieder für mich. Mit mulmigen Gefühl beginne ich wieder zu lernen, während meine Kommilitonen bereits weiter studieren. Ich höre Geschichten von der Klinik. Wie toll es ab dem 3. Jahr ist und wie viel sie doch lernen dürfen. Sie erzählen mir von ihren Diensten und von dem neuen, interessanten Wissen mit Bezug zur Praxis. Es frustriert mich. Mit tränenden Augen schlafe ich fast täglich ein. Ich würde auch gerne die Vorklinik hinter mir lassen und in der Klinik sein. Ich lerne weiter, härter, bis zu zwölf Stunden am Tag. Mein Freund prüft mich jeden Abend vorm Schlafen gehen ab. Ein Gefühl, ob es gut oder schlecht ausgehen wird, habe ich keines mehr. Ich habe zu viel Angst, mir wieder zu große Hoffnungen zu machen. Ich stehe kurz vor meinem dritten Antritt. Maximal fünf Antritte habe ich. Dieses Wissen treibt mich zusätzlich in den Wahnsinn. Ich habe Angst. Angst vorm Scheitern. Trotzdem gehe ich hin. Ich werde die Prüfung schreiben. Ich will es doch schaffen.

Der dritte Antritt steht vor der Türe. Morgen ist es soweit. Nach einer viel zu kurzen Nacht, rapple ich mich auf. Kaum ein Frühstück bringe ich in den Magen, vor lauter Übelkeit.


Beim Betreten des Prüfungsraumes erkenne ich bereits viele bekannte Gesichter meines Jahrganges. Das gibt mir Mut.
Mit gemischten Gefühlen verlasse ich den Prüfungsraum. Meine Kommilitonen feiern davor. Sie feiern die erste Prüfung in der Klinik. Ich will keinen von ihnen sehen. Ich will nach Hause. In mein Bett und die Decke über den Kopf ziehen. Ob es dieses Mal gereicht hat? Ich habe keine Ahnung. Ich will mir keine Hoffnung mehr machen.


Während ich auf das Ergebnis warte, famuliere ich. Ich möchte die Zeit sinnvoll nutzen. In meiner Famulatur bekomme ich wieder Mut und Elan. Elan es schaffen zu wollen. Ich will meinen Traum, Ärztin zu werden, verwirklichen. Jeden Tag spüre ich auf ein Neues, dass ich hier richtig bin. Ich möchte keinen anderen Beruf ausüben. Meine Familie freut sich über mein lächelndes Gesicht, wenn ich von der Famulatur nach Hause komme. Am letzten Tag meiner Famulatur wird mir gesagt, dass sich das Team freuen würde, mich wieder zu sehen. Stolz verlasse ich das Krankenhaus.


Morgen ist es wieder so weit. Die Ergebnisse kommen. Eine unruhige Nacht steht mir bevor. SO viele Gedanken schwirren in meinem Kopf herum. Was, wenn es wieder nicht geklappt hat? Unausgeschlafen und frustriert warte ich auf mein Ergebnis. Als ich es endlich online stehen sehe, kann ich es nicht fassen.
NICHT GENÜGEND. Wieder nicht geklappt. Was nun?

 


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