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  • Anne Schneider
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  • 26.05.2020

Kleine Götter in Weiß - die Top 5 Klischees über Medizinstudierende

Anne hat sich fünf weit verbreitete Vorurteile vorgeknöpft und ehrlich Stellung bezogen.

 

„Medizinstudierende machen nichts außer lernen, lernen, lernen – müssen sie ja auch, schließlich ist es das schwierigste und zeitaufwendigste Studium, das man sich vorstellen kann.“

Zum Glück nicht ganz. Für jedes Studium, jede Ausbildung und jeden Beruf muss man sich anstrengen und jeder Fachbereich hat seine Tücken. Wie viel man lernt und wann im Semester man damit beginnt, ist letztendlich sehr individuell – die einen lernen eher kontinuierlich und dafür in kleineren „Portionen“, die anderen fangen lieber kurz vor den Prüfungen an und machen mehr auf einmal. Außerdem kann man sich, indem man zum Beispiel die Vorlesungen sausen lässt, die, zumindest in Hamburg, nicht anwesenheitspflichtig sind, seine Zeit flexibler einteilen und den Aufwand begrenzen.

 

„Mit Medizinstudierenden zu reden, ist langweilig, weil ihr Studium für sie das einzige Thema ist. Da kommt man ja eh nicht mit…“

Jein. Tatsächlich ertappen meine „Uni-Freunde“ und ich uns auch im privaten Kontext viel zu oft dabei, wie wir immer wieder auf unser Studium oder damit zusammenhängende Themen zu sprechen kommen. Dadurch, dass unser Campus sozusagen das Hamburger Uniklinikum ist, kommen wir im Uni-Alltag auch leider wenig mit Studierenden aus anderen Fächern zusammen. Deshalb freuen wir uns außerhalb der Uni immer über Gesellschaft von „Nicht-Medizinern“ und reden auch gerne über ganz andere Dinge. Falls wir doch mal abschweifen, sind wir dankbar über einen Hinweis, dass es auch viele andere Themen gibt, über die man sich unterhalten kann.

 

„Ihr schneidet doch den ganzen Tag an Leichen herum, oder?“

Nicht direkt. Zu Beginn des Studiums haben wir einen Präpapierkurs, mit dessen Hilfe wir uns die Anatomie des Menschen veranschaulichen können. Für die einen ist dieser Teil des Studiums extrem interessant, für die anderen ein Graus. In jedem Fall ist er aber eine einzigartige Chance, die eigentlich jeder Medizinstudierende zu schätzen weiß, weil man sich dank der Bereitschaft der Körperspender anatomische Strukturen noch mal ganz anders einprägt als nur anhand von Lehrbuchbildern. Abgesehen von wenigen, an Rechtsmedizin interessierten Ausnahmen, ist der Präpkurs aber in der Regel der einzige „Abschnitt“ im Medizinstudium, der dieses Klischee erfüllt.

 

„Der will sich doch eh nur ins gemachte Nest setzen und Papis Praxis übernehmen.“

Stimmt meiner Meinung nach eher nicht. Unter meinen Kommilitonen gibt es zwar ein paar, die Ärzte in der Familie haben, zum Beispiel als Eltern oder Geschwister, aber das sind längst nicht alle. Und einige wollen auch bewusst eine andere Fachrichtung einschlagen als ihre „Ärzte-Eltern“, und nicht „Mami und Papi nacheifern“. Außerdem ist es nicht das Ziel jedes (werdenden) Arztes, sich nach ein paar Jahren in einer eigenen Praxis niederzulassen.

 

„Du studierst doch Medizin – ich hab‘ Rücken, genau hier. Woran liegt das und was kannst du dagegen machen?“

Ich kann zwar den Citratzyklus auswendig, aber deine Schmerzen, die neuesten OP-Techniken an der Wirbelsäule oder ob du jetzt deine Medikamente anders einnehmen sollst, kann ich dir leider nicht erklären… Hat man niemand anderen im Verwandten- oder Freundeskreis, der im medizinischen Bereich arbeitet, so wird man mit Eintritt ins Medizinstudium zum „Hausarzt“ seines sozialen Umfelds. Obwohl, nein, nicht nur zum Hausarzt, sondern auch zum Orthopäden („ich hab Rücken!“), zum Dermatologen („guck mal, ich hab hier so ’ne Stelle…“) oder welcher Facharzt auch immer gerade zu den jeweiligen Beschwerden passt und gebraucht wird. Die Reaktion ist oft eine Gratwanderung zwischen „na gut, davon habe ich schon mal gehört, vielleicht hilft ja einfach Rückengymnastik“ und „oh Gott, ich muss ihn sofort in die Notaufnahme schicken, es könnte ja auch Hautkrebs sein“. Trotz des Gefühls der Überforderung ist es aber eigentlich schön, wenn einem von Anfang an so viel Vertrauen entgegengebracht wird.

 

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