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  • 15.07.2016

Dr. Motz und der Feind

Dr. Motz hat einige persönliche Feinde. Diese sind durch seinen liebenswerten Charakter bedingt, das ist kein Wunder und das ist auch ok so. Er ist ja nicht zum Freunde finden in der Klinik, sondern zum Arbeiten!

 

 

Dr. Motz wird wohl nie zum beliebtesten Mitarbeiter des Monats gewählt werden. Andersrum kann er aber auch viele Kollegen nicht ausstehen, weil ihn deren Kombination aus Dummheit und Langsamkeit wahnsinnig macht. Oft spioniert er den Assistenten bezüglich deren Kurvenführung hinterher oder gibt bei einem Notfallablauf zackige Anweisungen. Klar, dass die Assistenten sich da die Augen verdrehen und hinter Motz‘ Rücken auch mal der ein oder andere Finger symbolisch in den Rachen geschoben wird.

 

Die Ernährungsberaterin

Besonders die Ernährungsberaterin hat Dr. Motz gefressen, seit die einer 80-jährigen Schenkelhalspatientin wegen Appetitlosigkeit kurz nach der Operation eine intravenöse Vollernährung zukommen lassen wollte. Dr. Motz organisierte ein leckeres Hühnerei zum Frühstück und sowohl Appetitlosigkeit als auch Eiweißmangel schwanden.

 

Die Stationsleitung

Auch die stellvertretende Stationsleitung der Nachbarstation ist bei Dr. Motz unten durch, seit sie ihn bei der Pflegedienstleitung anschwärzte: Sie hatte sich beschwert, weil Dr. Motz sie einmal nicht gegrüßt hatte. Diese Missachtung fand allerdings statt, während Dr. Motz mit der Notaufnahme telefonierend in den OP rannte und dabei sein Nutellafrühstücksbrot laufend in den Mund schob.

 

Generalverdacht

Aber Dr. Motz hat auch Feinde, die gar nicht seine persönlichen Feinde sind! Es sind Abteilungsfeinde in den Kriegswirren des Krankenhausalltags. Wer der Feind ist, das bestimmt der Chef und zurzeit sind es … fast alle! Statt interdisziplinär kollegial Miteinander zu arbeiten, wird eifersüchtig auf Fachkompetenzüberschreitung geschielt und die Patienten stehen oft im Mittelpunkt des Kampfes. Aber nicht aus Fürsorge, sondern mit Blick auf die Fallzahlen! Denn mein Patient ist nicht dein Patient!


Die Neurochirurgen


Sie sind der Staatsfeind Nr. 1! Sie sind die größte Konkurrenz zu Dr. Motz unfallchirurgischer Abteilung, weil sie mit ihm um Patienten mit Wirbelkörperfrakturen und Schädel-Hirn-Traumata streiten. Da wird schon mal vom traumatologischen Chefarzt der neurochirurgische OP-Plan kontrolliert und recherchiert, warum der 90- jährige mit Sinterungsfraktur von LWK 2 in der „falschen“ Abteilung gelandet ist. War es der Einweiser, die Triage Pflegekraft der Notaufnahme oder etwa der diensthabende Assistenzarzt, der den Patient geturft hat? Während im „House of God“ die oberste Maxima war, Gomer jeglicher Art loszuwerden, pocht Dr. Motz Chef darauf, dieses zahlenmäßig lukrative Klientel an sich zu binden. Und jeder Assistent, der in der morgendlichen Besprechung gestehen muss, einen Patienten mit Schädelfraktur und Subarachnoidalblutung den Kopf-Chirurgen überlassen zu haben, muss aufpassen, dass er nicht bald seinen eigenen Kopf verliert. Schließlich ist eine Fraktur etwas Traumatologisches! Den Denkzettel für die Überheblichkeit bekommen sie natürlich postwendend. Denn Konsilfragen nach Verlauf-CTs und weiterem Procedere der neurologisch unbedarften Unfallchirurgen nerven die Neuros natürlich ungemein, sodass diese gerne höhnisch antworten: der OP natürlich die Neuro- Kollegen mit Konsilfragen nach Verlauf-CTs und weiterem Procedere nerven und Neuros ihrerseits höhnisch antworten “Ihr wolltet den Patienten, nun kommt allein zurecht“ – WTF? DRG und Case Mix Punkte sind alles, was zählt!

 

Der OP-Manager


Er ist natürlich immer gegen die Unfallchirurgen um Dr. Motz herum. Total voreingenommen bevorteilt er stets und immer die anderen Abteilungen (insbesondere die Erzfeinde Neurochirurgie). Die dürfen ungestraft ihre Saalzeiten überziehen und mit ihren akuten Notfällen den anderen Abteilungen die OP-Säle klauen. Auch die Allgemeinchirurgie mit ihren blöden akuten Bäuchen, die HNOs mit nachblutenden Tonsillen und die Gynäkologen mit Not-Sectios lässt der OP-Manager stets das OP-Programm von Dr. Motz torpedieren!
Zudem ist der OP-Manager in seiner Zweitfunktion Oberarzt der Anästhesie und daher doppeltes Feindbild, sprich der Teufel in Person!

 

Die Anästhesisten


Ihr oberstes Ziel ist es, Operationen zu verhindern! Willkürlich wird die OP Freigabe verweigert und freitagnachmittags kardiologische Vorbefunde gefordert oder gar ausführliche Echokardiografien! Angeblich zum Wohl des Patienten, da ein erhöhtes OP-Risiko angesichts unbekannter Linksschenkelblockade bestünde, aber Dr. Motz Kollegen sind sich sicher. Alles Schikane! Eine klitzekleine Hüftendoprothesenwechseloperation wird ja wohl auch bei einem 90-Jährigen mit akuter Dyspnoe mal eben zu machen sein, oder? Wenn der vom OP-Plan fällt, sind 5 Stunden OP-Zeit ungefüllt, Dr. Motz ist zur Langeweile verdammt und – andere Feinde gewinnen die freigewordenen Kapazitäten! Wieso stellen sich einfach immer nur alle gegen die Traumatologen?

 

Der Darth Vader des Krankenhauses


All diese Feindschaften müssen im Klinikalltag zusätzlich zu Patientenversorgung und Verwaltungsaufwand gepflegt werden. Zur Not mit angeordneten Überstunden, die die Verwaltung dann wieder zu streichen versucht. Denn da sind sich eindeutig alle einig: Die Geschäftsführung ist die böse Seite der Macht!

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