• Bericht
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  • Anne-Kristin Vieth
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  • 23.11.2009

PJ-Tertial Innere in Cairns, Queensland

Anne-Kristin hat acht Wochen an der James Cook University in der Abteilung Infektiologie verbracht, da sie neben dem normalen Klinikalltag vor allem mehr über Krankheiten wie Dengue-Fieber lernen wollte. Das hat sie auch geschafft und so hat sich das PJ-Tertial für sie auf jeden Fall gelohnt.

Motivation

Seit ich vor ein paar Jahren zum ersten Mal in Australien war, wusste ich, dass ich irgendwann noch einmal für längere Zeit zurückkommen wollte. Um dieses riesige Land am anderen Ende der Welt, das so viele Touristen aus aller Welt anlockt, aus einer anderen Perspektive kennenzulernen.

Sowohl die vielseitige Landschaft, die mich fasziniert als auch die Freundlichkeit der Australier, die auf die Frage „How is it going?“ eine Antwort und Rückfrage erwarten, waren ausschlaggebend.

Außerdem hatte ich bei einer Famulatur in England bereits das angloamerikanische Krankenhaussystem kennen- und schätzen gelernt und wollte diese Erfahrung zusammen mit meinen Englischkenntnissen erweitern.

Bewerbung

Beworben habe ich mich in Cairns circa 8-10 Monate vorher, zuerst persönlich bei Prof. John McBride, dem Direktor der Medizinischen Klinik und Uniprofessor, dann noch über die James Cook University Australia, bei Brian Fowler, dem Clinical Coordinator für die Studenten und Assistenten.Die Bewerbung bestand aus einer E-mail, in der ich besonderes Interesse für seinen Forschungsschwerpunkt (Infektiologie, Denguefieber) bekundete und einem Lebenslauf.Die Unterlagen, die ich dann ausfüllen musste, schienen fast kein Ende zu nehmen. Weiter musste ich eine Gebühr von 450 AUS $ bezahlen, was sich jedoch gelohnt hat.

Und warum gerade Cairns? Weil es vom Klima her und den damit verbunden medizinischen Fällen ganz anders ist als der Rest von Australien.

Vorbereitungen

Zuerst muss man alle Unterlagen der James Cook University ausfüllen, die einem auch schon alle weiteren Schritte erklären. Als Visum habe ich ein Work & Travel Visum beantragt, da ich ein ganzes Tertial in Australien und damit länger als für das Touristenvisum möglich im Land war. Mit dem Work & Travel Visum darf man 4 Monate an einer australischen Uni studieren. Dann braucht man natürlich noch Impfungen. Aber nur solche, die sowieso in Deutschland für Mediziner empfohlen sind. Und dann schließlich den Flug, den man, wenn man Glück hat, bei Quantas relativ günstig bekommen kann.Für Geldangelegenheiten würde ich mir ein Konto bei einer der Banken, bei denen Abheben im Ausland umsonst ist, wie z.B. MLP empfehlen oder auch die Deutsche Bank, wo man dann bei WESTPAC in Australien umsonst abheben kann. Da muss man allerdings den Automaten suchen, was im Outback und sogar in manchen Städten schwierig sein kann.

Aufenthalt in Cairns

Nachdem ich bereits 8 Wochen in Adelaide, SA, verbracht hatte, kam ich nach Cairns. Einen Ort in Far North Queensland, der sich auf den ersten oder vielleicht auch erst auf den zweiten Blick als Touristenort entpuppte. Hier wurde ich erst mal von der Aprilschwüle am Ende der Wet Season und von einem Bett im Backpackers empfangen. Ein Zimmer musste ich mir selbst suchen und fand auch schnell eins für 130$. Man muss sich einfach nur umhören, in Internetläden nach Aushängen oder nach shared accomodation schauen.

In der Klink war ich dem Infektiologie-Team (ID team: infectious diseases) zugeteilt. Ich konnte aber auch bei anderen medizinischen Teams mitlaufen oder einfach nur Fragen stellen.

Die australischen Studenten machen in ihren letzten beiden Jahren der Medical School auch so eine Art Famulatur und PJ, haben nebenher aber noch Vorlesungen und sind daher meistens nur morgens auf der Station. Das Examen macht man in Australien nach dem 5. Jahr, so dass man nach dem 6. Jahr als Intern anfängt zu arbeiten. Im 6. Jahr und dem darauf folgenden durchläuft man alle Gebiete der Klinik, sowohl Innere als auch Chirurgie, Gynäkologie und Pädiatrie. Danach kann man sich um einen Platz in der Facharztweiterbildung bewerben.

Der normale Klinikalltag begann jeden Morgen, von 8.00 bis 8.30, mit einem Unterricht verschiedener Gebiete der Inneren Medizin und richtete sich an alle Studenten und Interns. Dann war Visite, die sich je nach Wochentag und Patientenzahl bis in den späten Vormittag beziehungsweise Nachmittag ziehen konnte.

An manchen Tagen wurde zwischendrin noch ein Journal Club abgehalten, in dem die neuesten New England Journal Texte besprochen wurden - meistens interessante Fälle über HIV, Hepatitis C oder andere Infektionskrankheiten. Oder es gab Unterricht mit Lunch für die Interns. Interessante Fälle waren auch in der Outpatient-Sprechstunde zu sehen.

Ansonsten bestanden meine Aufgaben im Folgen, Zuschauen, Mitdiskutieren bei Fällen und Mitschreiben bei der Visite. Manchmal konnte ich Blut abnehmen, Nadeln legen oder eine ABG (arterielle Blutgasanalyse) machen.

Das Interessante im ID team in Cairns waren auf jeden Fall Tbc- und HIV-Patienten sowie Denguefieber-Patienten. Da Denguefieber besonders in der Wet Season häufig auftritt.

Outreach Trips

Da Australien groß ist und Cairns eines der größten Krankenhäuser, innerhalb von 2000 km Umkreis besitzt, müssen einige Gebiete von hier aus per Flugzeug medizinisch versorgt werden. Obwohl das Krankenhaus in Cairns für unsere Verhältnisse eher klein ist, liefert es medizinische Versorgung für das ganze Cape York bis zu den Torres Strait Islands vor Papua Neuguinea und für die Siedlungen westlich und teilweise südlich davon. Manche Patienten kommen tatsächlich aus Papua Neuguinea, z.B. Fälle von Tbc.
So kam es, dass ich auf einigen sogenannten „Outreach Trips“ mit dem kardiologischen Team mitfliegen konnte, genau so wie der weltbekannte Royal Flying Doctor Service, und Australien auf eine ganz andere Weise kennenlernte.

Verschiedene Teams des Cairns Base Hospital fliegen alle paar Wochen für zwei oder mehr Tage in die Indigenous Communities am Cape York um dort Sprechstunde zu halten, Echos zu machen und Patienten zu operativen Eingriffen nach Cairns zu schicken.

Dort leben fast ausschließlich Aborigines und einige Sozialarbeiter, sogenannte Healthworker, die gute Aufklärungsarbeit in Sachen Ernährung, Kindererziehung und Gesundheit leisten.

Die Trips mit dem Flying Doctor Service erlaubten mir wirklich Einblicke in die Geschichte und Gegenwart Australiens, die ich in keinem Urlaub oder Aufenthalt in einer der Metropolen des Landes bekommen hätte. Ganz zu schweigen von den unbeschreiblichen Bildern aus der Luft.

Fazit

Wenn man interessiert ist etwas über Tropenkrankheiten, wie z.B. Denguefieber zu lernen, einer Krankheit, die häufig bei Aborigines auftritt, und an die richtigen Ärzte gerät, die einem etwas zeigen wollen, ist man in Cairns gut aufgehoben. Das Wetter, jedenfalls in der Dry Season von Mai bis Oktober, ist immer warm und sonnig.

Außerdem ist Spaß in der Freizeit garantiert. Ob man mit dem ganzen Cairns Base Team freitags durch die Bars am Pier zieht oder den Rucksack packt, um am Wochenende Strände, Krokodile und Regenwald zu entdecken bzw. Lust auf Tauchen hat oder die „Tablelands“, westlich von Cairns, besuchen will, langweilig wird es nicht.

Ich kann ein PJ-Tertial in Australien, besonders in Cairns nur empfehlen. Lasst Euch nicht von Bewerbungsmühen und Gebühren abhalten, denn gerade durch meine „Outreach Trips“ haben sich die Studiengebühren gelohnt.

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John McBride an der James Cook University

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