• Bericht
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  • Laura Klein
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  • 06.09.2004

Famulatur im Emergency Department

Laura berichtet von ihrer spannenden Famulatur in der Notaufnahme des Concorde Hospitals in Sydney. Zwischen Wiederbelebungen, ausführlichen Untersuchungen und vielen weiteren lehrreichen Abläufen hat sie das Land und die Leute schätzen gelernt und wäre am liebsten gar nicht wieder gegangen ...

Foto: Laura Klein

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„Come on, Laura, we’ve got an emergency”, höre ich den Oberarzt rufen. Schnell strömen zahlreiche Pfleger und Ärzte zum “Intensive Care-Bereich”. Zugang legen rechts, arterielle Blutgasanalyse links, Sauerstoffmaske wird von oben gereicht, alles geht blitzschnell: „Be careful, we have to defebrillate him“...

Wow, genauso habe ich mir meine Famulatur im Emergency Department des Concord Hosptials in Sydney vorgestellt, aber gleich soviel „action“ am ersten Tag, das ist mehr, als ich mir hätte träumen lassen.

Aufgeregt hatte ich mich erst am selben Tag mit acht weiteren "oversea-students" bei der zuständigen Sekretärin eingefunden, um das Krankenhaus und den für mich zuständigen Chefarzt kennen zu lernen.

Das Department gefiel mir auf Anhieb. Neben zahlreichen netten Ärzten und Ärztinnen traf ich auch auf zwei australische Studentinnen, die mich, sofern es nicht augenblicklich etwas noch Spannenderes zu sehen gab, mit zu "ihren" Patienten nahmen. Und hatte ich mich eben noch bei der Patientin als 4.-Jahres-Studentin, im Gegensatz zu den einheimischen Studenten, die in ihrem 3. Studienjahr waren, vorgestellt, sollte ich dies bald bereuen.

Denn durch meinen vermeintlich höheren Rang ließen sie mir bei der Untersuchung den Vortritt, waren mir aber in diesen praktischen Dingen weitaus überlegen. Nach meinem fünfminütigen Versuch legten sie mit einer zweistündigen (!) Untersuchung und Anamnese nach, bei der weder neurologisch noch internistisch irgendetwas fehlte.

 

Foto: Laura Klein

 

Die sehr viel praktischer orientierte australische Ausbildung, an deren Ende ein Examen mit komplexer Patientenvorstellung sowie Befundauswertung steht, machte sich also bemerkbar.

Bereits an meinem 2. Tag kam ich dann schon in den Genuss, meinen ersten Patienten alleine aufnehmen und untersuchen zu dürfen. Dies war einfacher als gedacht, da die Patienten ausnahmslos eine viel geringere Erwartungshaltung als hierzulande mitbrachten, und ich habe es wirklich nie erlebt, dass jemand ein Problem mit meinem Akzent oder meinem Status gehabt hätte.

 

Foto: Laura Klein

 

Für diese Anamnese konnte ich mir beliebig viel Zeit lassen, nur war es manchmal etwas schwierig, den jeweils zuständigen Arzt zwecks Berichterstattung ausfindig zu machen, da die ganze Notaufnahme über ein Dringlichkeits-System geregelt wurde. Jeder Arzt nahm, sobald er seinen aktuellen Patienten fertig behandelt hatte, die erste Akte der jeweils höchsten Priorität aus der Hängeregistratur, die – durch Farbe kenntlich gemacht – in fünf Dringlichkeitsstufen unterteilt war.

Insgesamt arbeiteten bis zu 20 Ärzte auf einmal im Department, was nicht nur wegen dem hohen Patientenaufkommen notwendig war, sondern auch deshalb, weil insgesamt dort mehr Diagnostik betrieben wurde, als dies in einer unserer Ambulanzen der Fall ist; die Patienten können erst mit einer klaren Diagnose auf Station verlegt oder in minder schweren Fällen nach Hause geschickt werden.

 

Foto: Laura Klein

 

Aber nicht nur arbeitstechnisch war dies einfach eine Famulatur der Superlative, auch fortbildungsmäßig war sie nicht zu überbieten.

So wurde jeden Donnerstag von der Universität für alle Studenten die sogenannte "Grand Round" angeboten, bei der sich ca. 200 Studenten und zahlreiche Ärzte bei Sandwiches versammelten, um über aktuelle Fälle zu debattieren, welche das große Interesse der Ärzte an uns Studenten noch verdeutlichte.

Als Höhepunkt meiner Famulatur durfte ich sogar an einer Exkursion mit den Mikrobiologen der Universität teilnehmen, die auf einem Schiff statt fand. Diese bot einen interessanten Vortrag über die Geschichte der Tuberkulose, und gipfelte als krönender Abschluss in einer Rundfahrt im Sydney Harbor "by night".

Doch diese Famulatur war nicht nur lehrreich, auch freizeitmäßig wurde einem durch diese Stadt einfach alles geboten: Ob Zoo, Strand, Opera House oder die Natur rund um Sydney – unvorstellbar, was diese Metropole alles zu bieten hat!

 

 

Foto: Laura Klein

 

Der Abschied von diesem Land mit seinen ausnahmslos freundlichen Bewohnern fiel uns wirklich sehr schwer, was nicht zuletzt an unseren super netten Gasteltern lag.

Aber wer weiß: vielleicht bin ich zum PJ ja schon wieder dort...

Kontakt:

Am Besten im Internet auf die Seite des Concord Hospitals in Sydney gehen, und sich per E-Mail ca. 1 Jahr im Voraus bei der zuständigen Sekretärin bewerben.

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