- Bericht
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- Caterina S.
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- 19.10.2004
Famulatur in der Dermatologie in Florianopolis
Eigentlich hatte Caterina sich ja erst für eine Famulatur in Finnland über den DFA beworben. Aufgrund einer zu hohen Bewerberzahl, bekam sie zunächst eine Zusage für Taiwan. Aufgrund der sehr hohen Flugkosten dorthin und vorrausehbarer Sprachprobleme war sie von einer Famulatur in Taiwan allerdings nicht besonders angetan. Durch ein Telefonat mit den Mitarbeitern des DFA fand sie dann aber heraus, dass es noch einige Restplätze für Brasilien gab.
1. Motivation
Da ich in den letzten 4 Jahren nach dem Abitur schon zweimal jeweils mehrere Monate in Mittel- und Südamerika war, habe ich mittlerweile eine besondere Leidenschaft für die lateinamerikanische Kultur und Bevölkerung entwickelt. Die erneute Möglichkeit nach Südamerika zu reisen, erschien mir sehr interessant. Dort wäre es möglich, praktische klinische Erfahrungen zu sammeln und noch dazu Portugiesisch zu lernen. Denn in Brasilien wird im Gegensatz zu allen anderen lateinamerikanischen Staaten Portugiesisch gesprochen. Die erneute Bewerbung für Brasilien über den DFA lief problemlos, schon nach einer Woche hatte ich die Zusage für Brasilien bei der brasilianischen Organisation DENEM.
2. Vorbereitung
In den folgenden Wochen bekam ich vom DFA einen Zugangscode für den IFMSA Online Service zugesandt, in welchem ich meine Bewerbung noch mal wiederholen musste, bzw. die vorher angegebenen Ortswünsche noch mal ändern konnte. Es waren letztendlich nämlich wesentlich mehr Famulaturstädte möglich als auf der DFA-Info-Seite angegeben waren. Im IFMSA Online Service sollte dann auch ca. 6 Wochen vor Famulatur-Beginn die endgültige Zusage vom LEO (lokaler Organisator der Famulatur im Gastland) einsehbar sein.
Des Weiteren habe ich einen Portugiesisch-Kurs an der Uni begonnen. Der hatte allerdings den Nachteil, dass dort kein brasilianisches, sondern europäisches Portugiesisch unterrichtet wurde. Da ich schon seit einigen Jahren sehr gute Spanisch-Kenntnisse habe, tat ich mich auch nicht allzu schwer und nahm daher insbesondere gegen Semesterende (Klausurenzeit!) den Kurs nicht mehr allzu ernst.
Auch um einen Flug nach Rio de Janeiro (hin und zurück 710 Euro mit Lufthansa/Varig über Frankfurt) habe ich mich schnell nach der Zusage vom DFA gekümmert. Die Flüge nach Rio und Sao Paolo sind normalerweise am günstigsten, im Sommer jedoch nur schwer zu erschwinglichen Preisen zu bekommen. Von beiden Städten gibt es auch die besten Anschlussflüge für alle anderen brasilianischen Städte.
Den endgültigen Famulaturort erfährt man erst ca. 6 Wochen vor Famulaturbeginn - bei mir waren es letztendlich sogar erst 2 Wochen vorher!! Wartet man mit der Buchung eines Brasilien-Fluges bis man die endgültige Zusage hat, kann es also extrem teuer werden…
Wie eben schon erwähnt hat es bei mir dann aber wirklich sehr lange mit der endgültigen Zusage gedauert, dass ich am Schluss sehr verunsichert war, ob es denn mit der Famulatur überhaupt noch klappt. Bei mehrmaligen Anrufen beim DFA wurde mir immer wieder tröstend mitgeteilt, dass sie nicht viel machen könnten, ich selbst fleissig e-mails an DENEM (die brasilianische Partnerorganisation) schicken sollte bzw. einfach abwarten sollte. Leider wurde mir auf diese e-mails oft nicht geantwortet bzw. ich wurde nur kurzangebunden vertröstet, dass ich immer mehr mit dem Gedanken spielte, die Famulatur abzusagen. Nach einem sehr verzweifelten Anruf in Sao Paolo beim zuständigen nationalen Verantwortlichen von Brasilien, bekam ich dann aber doch innerhalb von 2 Tagen (1 Woche vor Abflug bzw. nicht mehr ganz 2 Wochen vor Famulaturbeginn) meine endgültige Zusage für Florianopolis (mein 1. Wunschort!!!) und 3 Tage später die e-mail-Adresse der Tochter meiner Gastfamilie. Lediglich mein Wunschfach Gynäkologie konnte nicht erfüllt werden, ich bekam dafür Dermatologie zugeteilt, aber aufgrund der Freude, dass es überhaupt noch mit der Famulatur klappen sollte, war mir das zunächst ziemlich egal. Ich kümmerte mich also in den nächsten Tagen um einen Inlandsflug von Rio nach Florianopolis (ca. 110 Euro) und konnte meine Ankunftsdaten gerade noch rechtzeitig an meine Gastschwester e-mailen, bevor ich zum Flughafen musste.
3. Unterbringung
Trotz der sehr kurzfristigen Kommunikation bin ich dann am Flughafen in Florianopolis von meiner Gastschwester abgeholt worden und war erleichtert, dass sie sehr gut Englisch sprach. Ich war nicht gerade in der Lage, meine "fortgeschrittenen" Portugiesischkenntnisse gleich anzuwenden. Leider bin ich dann sowohl mit ihr als auch ihren beiden Schwestern dabei verblieben, über den gesamten Zeitraum Englisch zu sprechen, sodass ich eigentlich nur im Krankenhaus und mit den Gasteltern Portugiesisch (eher umgewandeltes Spanisch) gesprochen habe.
Ich hatte in der Familie mein eigenes Zimmer und musste mich auch sonst um fast gar nichts kümmern, da es eine Hausangestellte gab, die kochte, putzte, die Betten machte, die Wäsche machte, selbst wenn ich lediglich mein Geschirr wegräumen wollte, wurde lautstark von allen Seiten protestiert… Auch in punkto Essen wurde immer gefragt, was ich haben wollte und es war für meine Gastfamilie selbstverständlich dass ich auch am Wochenende mit ihnen aß, auch wenn sie gemäß den DENEM-Richtlinien am Wochenende nicht für meine Verpflegung zuständig waren.
Lediglich unter der Woche während der Mittagspause im Krankenhaus war ich für mein Essen selbst zuständig. Zwar hätte ich auch dort freie Verpflegung durch die Krankenhaus-Küche gehabt, aber nach einmaligem Ausprobieren dieser, habe ich es dann doch vorgezogen, zumindest mittags lieber auswärts essen zugehen. Zumal die Restaurants und insbesondere jene, die ein sogenanntes Buffet-a-Kilo anbieten, derart günstig waren, dass ich mit einem wirklich vorzüglichen und reichhaltigem Lunch dort immer noch billiger wegkam als in jeder deutschen Studentenmensa!!!
4. Krankenhaus
Da ich meine Famulatur in einem staatlichen Universitäts-Krankenhaus ableistete, hatte ich in Brasilien die Möglichkeit einige sehr interessante Krankheiten zu sehen, die in Deutschland vermutlich alles andere als alltäglich sind. Das Krankenhaus ist in erster Linie für die ärmere Bevölkerung ohne zusätzliche private Krankenversicherungen zuständig. Diese erhält dort eine kostenlose Behandlung und oft sogar noch Medikamenten-Muster gratis.
Wie schon erwähnt, war ich der Dermatologie-Abteilung zugeteilt, die mich dort auch alle sehr freundlich aufnahmen. Mein vorgesehener Zeitplan war zwar von 8.00-12.00 und von 13.00-16.00, aber aufgrund oftmals mangelnder Patientenzahlen oder auch anderer Gründe war ich selten zu diesen ursprünglich vorgegebenen Zeiten im Krankenhaus. Hinzu kam noch, dass meine Gastfamilie doch etwas außerhalb mit nur sehr schlechten Busverbindungen wohnte und ich daher meistens mit einer meiner Gastschwestern zum Krankenhaus gefahren bin. Es hing also oft sehr von ihren Stundenplänen ab, ob ich 1 Stunde vor oder nach der vorgesehenen Zeit im Krankenhaus ankam - gestört hat das aber sowieso keinen.
Überhaupt waren die Ärzte vor Ort alle sehr freundlich und unkompliziert, sodass es nie irgendwelche Probleme gegeben hat. Am Montag Vormittag gab es immer eine Fortbildung über ein bestimmtes dermatologisches Spezialgebiet, welche meistens von den älteren Fachärzten geleitet wurde. Dienstags und Donnerstags wurden ambulante Operationen durchgeführt (jede Menge Nävus-Entfernungen, Biopsien, etc…).
Um ehrlich zu sein, hab ich mich dabei meistens extrem gelangweilt (leider durfte ich wie auch die brasilianischen Studenten nichts selbst machen) und es daher vorgezogen derweilen in meinem mitgebrachten Klinikleitfaden Dermatologie zu lesen, um die Zeit nicht vollkommen zu verschwenden…
Die anderen Tage waren dann für so genannte Consultorios reserviert, es gab eine Akne-Sprechstunde, eine Psoriasis-Sprechstunde, eine Präkanzerosen-Sprechstunde, etc. und sogar, was mich doch sehr geschockt hat, eine eigene Leprasprechstunde! Meine "Aufgabe" dabei war es im Allgemeinen zuzuhören und ab und zu Neoplasien mit Kryotherapie zu behandeln. Auch wenn diese Consultorios zwar meist nicht besonders spektakulär waren, habe ich dennoch den Eindruck, von ihnen noch am meisten profitiert zu haben, da ich dabei viele Krankheitsbilder sehen konnte. Zudem konnte ich noch durch die Arzt-Patienten-Gespräche mein Portugiesisch-Verständnis entscheidend verbessern. Im Gegensatz zu meinen Gastschwestern kann nämlich der größte Teil der brasilianischen Bevölkerung, wenn überhaupt, nur sehr schlecht Englisch und auch die meisten Ärzte in der Dermatologie haben sich meist derart für ihre schlechten Englisch-Kenntnisse geschämt, dass sie mir nur selten etwas erklärt haben.
Daher hab ich es auch schnell bereut in meiner Vorbereitung auf Brasilien nicht mehr Portugiesisch gelernt zu haben. Ich hatte mich darauf verlassen, dass Spanisch und Portugiesisch ähnlich seien und ich deshalb keine Probleme mit dem Verständnis haben würde. Das stimmte zwar insoweit, dass ich Geschriebenes mühelos verstanden habe, da aber die Aussprache der beiden Sprachen (plus Dialekte, Umgangssprache, etc...) doch sehr stark voneinander abweicht, habe ich zumindest die ersten beiden Wochen leider nur wenig von den Gesprächen verstanden. Ich kann daher nur jedem, der eine Famulatur in Brasilien plant, raten, sich so viel wie möglich mit der brasilianischen Sprache zu befassen und insbesondere das Hörverständnis mittels CDs etc. zu trainieren.
4. Rückblick
Trotz der anfänglichen Sprachprobleme im Krankenhaus würde ich nicht sagen, dass meine Famulatur vergeblich war. Auch da es mir dabei nun einmal nicht nur um die Arbeit im Krankenhaus, sondern eigentlich vielmehr um die Erfahrungen ging, die der ganze Austausch sonst noch mit sich brachte. Ich habe insbesondere durch das Leben in der Gastfamilie einen interessanten Einblick in das brasilianische Leben einer dortigen Mittelklasse-Familie gewonnen, viel mit ihnen unternommen, dabei viel von der Schönheit des Landes und die fast schon unglaubliche Gastfreundschaft der meisten Brasilianer kennengelernt und habe schon alleine deshalb sehr von meiner Famulatur profitiert.
Daher kann ich auch nur jedem, der mit dem Gedanken spielt, eine Famulatur in einem medizinisch nicht ganz so hoch-entwickelten Land wie Deutschland zu absolvieren, dazu raten, diese beispielsweise in Brasilien zu machen. Land und Leute werden diese bestimmt zu einem Erfolg werden lassen!!
5. Anmerkungen und Tipps
Bei einer über den DFA-vermittelten Famulatur in Brasilien ist man fast immer bei brasilianischen Medizinstudenten untergebracht, die dafür KEIN GELD, sondern lediglich so genannte Credits erhalten, mit Hilfe deren sie dann selbst eine Auslandsfamulatur machen können (ist nicht mal sicher). Ein kleines Gastgeschenk, Bilder von Deutschland, Familie, etc. mitzubringen, bietet sich daher an!
Um einen Visum habe ich mich in Deutschland nicht gekümmert, da man mit einem deutschen Reisepass bei Einreise automatisch ein 3-monatiges Touristen-Visum bekommt, was für zumindest für eine Famulatur genügen sollte, versprechen kann ich das natürlich nicht (bei mir war’s ausreichend bzw. es hat mich auch keiner danach gefragt).
Haftpflicht-, Reisekranken- und Reiseunfall-Versicherungen gibt’s als günstiges Paket für Medizinstudenten von der dt. Ärzteversicherung
Devisen: Man kann in Brasilien mittlerweile problemlos mit normalen ec-Karten an den Bankautomaten Geld abheben (ist auch billiger als mit Kreditkarte), dennoch ist eine zusätzliche Kreditkarte empfehlenswert (VISA oder Mastercard); Travellerschecks hatte ich selbst keine dabei, kann also daher nichts über ihre Akzeptanz aussagen.
Reise-Bücher: ich selbst hatte den Lonely Planet Brazil dabei, war durch die Auflage von 2002 zwar etwas veraltet, dennoch hilfreich. Angeblich soll aber im Frühjahr 2005 eine neue Auflage herauskommen.
Die billigsten Inlandsflüge gibt’s bei Air Gol (eine Art brasilianische Ryan Air), allerdings lassen sich die Flüge übers Internet bisher nur mit brasilianischer ID (dann werden alle Kreditkarten akzeptiert) oder aber als Ausländer nur mit American Express-Karte (!!!) buchen.
Es lassen sich aufgrund der extremen Größe Brasiliens natürlich keine generellen Aussagen bezüglich des Landes und der Kultur machen (auch die Klima-Verhältnisse variieren erheblich, dennoch könnt ihr mich weiteren Fragen natürlich gerne persönlich kontaktieren:
Ich werde versuchen, Euch bestmöglichst weiterzuhelfen!!!
Name und Anschrift des Uni-Krankenhauses in Florianopolis:
Universidade Federal de Santa Catarina
Hospital Universitario Campus Universitario
Trindade-Fpolis-SC
CEP 88040-970
Fone/Fax: (48) 234-3014
Ansprechpartner in der dortigen Dermatologie: Dr. Daniel