• Bericht
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  • Christine Grienberger
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  • 31.10.2006

Gynäkologie-Famulatur in China

Christine hat im August 2006 eine 30-tägige Famulatur in der Gynäkologie und Geburtshilfe in Hongkong absolviert. Den Platz an der Chinese University hat sie im Frühjahr 2006 über den Deutschen Famulantenaustausch (DFA) bekommen. Mit ihr zusammen war auch noch eine weitere Deutsche über den DFA im gleichen Krankenhaus untergebracht. In ihrem Bericht erfahrt ihr, warum es ihr vor Ort so gut gefallen hat.

Die Vorbereitungen

Zur Vorbereitung waren folgende Sachen zu erledigen: Einerseits mussten wir natürlich einen Flug buchen (verschiedene Airlines fliegen von München oder Fankfurt aus nonstop nach Hongkong) und andererseits haben wir ein Studentenvisum beantragt - was ungefähr vier bis sechs Wochen dauert. Dies ist zwar für Deutsche für die Einreise nicht erforderlich, deutsche Staatsbürger dürfen 90 Tage als Touristen bleiben, jedoch ist es in den DFA-Austauschkonditionen festgelegt, dass ein Visum beantragt werden muss. Besondere Impfungen sind für Hongkong selbst nicht nötig, jedoch ist eine Impfung gegen Japanische Enzephalitis zu empfehlen wenn man plant, ins chinesische Hinterland zu fahren.

 

Krankenhaus und Unterkunft

Untergebracht war ich zusammen mit einer anderen deutschen Medizinstudentin in einem Doppelzimmer eines Wohnheims direkt neben dem Krankenhaus - das Zimmer war komplett eingerichtet und wir konnten eine Küche auf dem Gang mitbenutzen. Das Prince of Wales Hospital ist das größte Lehrkrankenhaus der Chinese University of Hong Kong und ein Krankenhaus der Maximalversorgung. Die Hygiene- und Behandlungsstandards sind absolut vergleichbar mit deutschen Unikliniken.

Am ersten Tag stellte ich mich meinem Betreuer Prof. Yip vor und wurde sehr freundlich empfangen. Dann bekam ich auch sofort einen Stundenplan. Ich sollte in den vier Wochen zusammen mit den HK-Studenten durch die verschiedenen Abteilungen rotieren. Ich habe gleich in den ersten Tagen eine nette Studentengruppe kennen gelernt und mich ihnen für die gesamte Zeit der Famulatur angeschlossen. Dies würde ich auf jeden Fall empfehlen, denn durch den engen Kontakt mit anderen Studenten bekommt man viel mehr mit, sowohl vom Klinikalltag, als auch von der lokalen Kultur.

 

Alles ganz normal und selbstverständlich

Während der vier Wochen bekam ich dann auch die Möglichkeit, sowohl die Stationen als auch die Ambulanz zu sehen. In Hongkong ist Lehre an der Uniklinik sehr viel selbstverständlicher als in Deutschland, sodass es uns erlaubt war, uns einfach einem Arzt anzuschließen. Der begann dann auch sofort zu erklären. Natürlich in Englisch. Das ist wirklich ein Vorteil für uns, denn Kantonesisch nur für die Famulatur zu lernen wäre wirklich ein großer Aufwand. Die Ausbildung in Hongkong ist sehr praktisch orientiert und auch ich wurde wie selbstverständlich eingebunden - ich habe sofort am ersten Tag begonnen Specula-Untersuchungen zu machen, vaginal und rektal zu untersuchen. Auch das Abstrichnehmen war kein Problem. Ich fand es besonders nützlich, dass immer ein Arzt anwesend war und die Studenten sofort korrigierte. So lernte man wirklich viele praktische Fertigkeiten. Alles ganz normal und selbstverständlich.

 

Geburten, Patienten und Tutorials

Ich war bei vielen Geburten dabei und durfte auch aktiv mithelfen. Die Hebammen, die ich dort getroffen habe, waren zwar zunächst ein wenig ruppig, aber nach ein paar Tagen ließen sie auch die "Ausländerin" überall hineinschnuppern und aktiv werden. Im OP, also z.B. beim Kaiserschnitt, blieben die Studenten - und damit auch ich - allerdings komplett passiv. Wir durften noch nicht einmal mit am OP-Tisch stehen.

Man muss auch zugeben, dass die Patientinnen in China viel geduldiger sind als in Europa. Der Patientenkontakt hat sich aber als recht schwierig erwiesen, denn entgegen meiner Vorstellung konnte dort kaum ein Patient Englisch sprechen oder verstehen. Das Prince of Wales Hospital liegt nämlich in Sha Tin, einer Vorstadt von Hongkong im Norden, wo sich vor allem Frauen aus China behandeln lassen und dort auch wegen der besseren hygienischen Bedingungen im Gegensatz zu "Mainland China" entbinden. Bezahlen müssen sie das zwar selbst, aber das ist es den Frauen wohl wert.

Neben der Zeit in der Klinik - von Montag bis Donnerstag - standen jeden Freitag theoretische Tutorials auf dem Programm. In einer Gruppe von 15-20 Studenten wurden dort wichtige Themen der Gynäkologie und Geburtshilfe noch einmal besprochen und aufgearbeitet- wieder auf Englisch und wirklich sehr detailliert und gut.

 

Ausflugsziele

In unserer Freizeit hatten wir (zwei deutsche Famulantinnen und ein deutscher PJler) genug Zeit, um auch Hongkong und seine Umgebung kennen zu lernen. Hongkong ist eine unglaublich geschäftige und volle Stadt. Mir hat es jedoch super dort gefallen. Absolutes Muss ist ein Ausflug auf eine oder mehrere der "Outer Islands" - dorthin gelangt man einfach und billig vom Hafen aus mit dem Schiff. Zu empfehlen ist auch ein Besuch eines oder mehrerer Hochhäuser, z.B. der "Bank of China", eines der wohl berühmtesten Hochhäuser der Welt. Man kann in den Häusern öffentliche Aussichtsplattformen besuchen, von denen man einen fantastischen Ausblick über die Stadt und die Umgebung hat. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind sehr gut ausgebaut und man gelangt einfach und für Preise um die 50 Cent fast überall hin. Essen, Kleidung und Elektronikartikel sind auch für deutsche Verhältnisse sehr billig.
Kleiner Tipp: auf keinen Fall mit vollem Koffer anreisen, sonst bringst man nachher seine Einkäufe nicht unter.

 

Fazit

Zusammenfassend ist zu sagen, dass dieser Monat für mich eine unglaublich gute und lehrreiche Erfahrung war. Eine solche Famulatur ist jedem ohne Einschränkung zu empfehlen.

 

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