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  • Almut Meesmann
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  • 01.09.2020

Famulatur in Shanghai

Eine fremde Kultur, Operationen am offenen Herzen und Einblicke in viele medizinische Fachgebiete - all das erlebte Almut während ihrer Famulatur in China.

 

 

Persönliche Motivation für die Auslandsfamulatur

Es war schon immer mein Plan, mindestens einen Monat Famulatur im außereuropäischen Ausland zu absolvieren. Da ich im Sommersemester 2019 mein Auslandssemester in Taiwan verbracht habe und dort auch ein paar Brocken Chinesisch gelernt habe, lag die Überlegung nahe, meine Famulatur in einem chinesisch-sprachigen Land zu machen und daher kam der Gedanke an China.

 

Bewerbung

Meine Bewerbung ging online sehr unkompliziert. Auf der Website des Shanghaieasthospital fand ich alle Unterlagen, die für die Bewerbung benötigt werden. Dabei handelt es sich um ein Motivationsschreiben, Lebenslauf, eine Kopie des Passes, etc. alles nicht kompliziert zu organisieren. Ich hatte auch das Gefühl, dass es sich dabei eher um eine Formalität handelt und niemand wegen eines ungenügenden Motivationsschreiben abgelehnt wurde.

 

Formalitäten

Durch meine Auslandssemester in Taiwan waren Auslandsversicherungen bei mir schon abgedeckt, daher musste ich mich um dieses Thema nicht mehr kümmern. Das Visum allerdings stellte sich als etwas kniffliger raus. Für ein Studentenvisum braucht man die Bestätigung einer chinesischen Universität Plus eine Bestätigung der deutschen Universität, dass die Famulatur ein Pflichtpraktikum des Curriculums ist. Zusätzlich lässt sich das erst 3 Monate vorher beantragen. Da ich zu diesem Zeitpunkt schon im Auslandssemester war und sich dort leider keine chinesische Botschaft befand, konnte ich nur ein Touristenvisum für mich besorgen. Allerdings ist dies alles Stand 02/2019. In 05/2020 haben sich die chinesischen Regularien nochmal geändert und jetzt durch Corona sicher auch nochmal. Daher kann ich zum Visumsantrag nur veraltete Informationen geben.

 

Studiengebühren und/oder Vergütungen

Wie auf der Website beschrieben, kostet die Bewerbung um die 120€ und für die Teaching Fee werden 230€/ Monat berechnet. Vergütung gab es daher auch nicht.

 

Anreise


Ich bin mit dem Flugzeug nach Shanghai geflogen. Von dort aus kann man problemlos die öffentlichen Verkehrsmittel Richtung Stadtmitte nehmen. Ein Tipp: Kaufe dir direkt am Flughafen eine chinesischen SIM Card und lade dir offline Karten heruntern, die auch im kontrolliert-chinesischen Internet gehen. Googlemaps z.B. funktioniert nicht.

 

Größe und Abteilungen des Krankenhauses


Das Krankenhaus ist eines der besseren und größeren der Stadt. Ich hatte mir den Fachbereich Anästhesie rausgesucht, da ich dort – neben Interesse am Fach – am wenigsten auf den Patientenkontakt angewiesen war, der durch fehlende Chinesisch-Kenntnisse schwierig ist. Das ärztliche Personal hingegen hat gut Englisch gesprochen.


 
Unterkunftsmöglichkeiten


Bei der Bewerbung für die Famulatur kann man angeben, ob man an einem WG Zimmer interessiert ist. Ich war dann in einer WG mit 2 anderen PJ Studenten aus Deutschland und unserem dortigen chinesischen Koordinator, der selbst Assistenzarzt  ist.

 

Verpflegung und Kleidung im Krankenhaus


Verpflegung vom Krankenhaus gab es nicht, aber man konnte sich ganz einfach überall in den Straßen rund ums Krankenhaus Essen kaufen. Da ich nur im OP eingeteilt war, wurde mir Kleidung gestellt. Dafür bekam ich am Anfang eine Marke, mit der ich mir Hose, Kasack und Schuhe jeden Tag frisch direkt vor der Umkleide abholen konnte und zusätzlich mit der Marke noch einen eigenen Spint hatte. Also so, wie man es sich in Deutschland nur wünschen kann.

 

Erforderliche Sprachkenntnisse


Mir wurde zu Beginn ein Anästhesist zugeteilt, der sehr gut Englisch und auf Grund seines Auslandssemesters in Deutschland sogar ein paar Wörter Deutsch gesprochen hat. Die anderen Ärzte sprechen größtenteils auch Englisch, aber leider hatte ich das Gefühl, dass sie aus Angst vor Fehlern etwas gehemmt sind zu sprechen. Das war etwas schade. Wenn ich also Fragen hatte, wurden mir diese auch beantwortet. Aktiv angesprochen wurde ich jedoch nicht.

 

Inhalt der Famulatur


Mein Tag fing jeden Morgen um 7:00h mit der Morgenbesprechung im OP Trakt an. Danach hat sich jeder auf die einzelnen OPs aufgeteilt. Davon gab es insgesamt 11. Mir wurden immer ein paar OPs empfohlen, bei denen ich zuschauen konnte. Da der mir zugeteilte Anästhesist meistens im Herz-OP war, habe ich hauptsächlich sehr intensive Einblicke in die Herz-/Thoraxchirurgie bekommen. Auf Anfrage konnte ich aber auch in alle anderen Fachgebiete reinschnuppern und habe somit auch OPs in der HNO, Auge, Ortho, Gasto etc. gesehen. An manchen Tagen (es kam auf die Anästhesisten und dessen Vertrauen an an) durfte ich Larynxmasken legen und endothracheal mit Videolaryngoskop intubieren. Zusätzlich konnte ich an bestimmten Tagen auch in den ambulanten Bereich. Dort war ich dann sogar eigenständig für die Sedierung während Magen/Darmspiegelungen zuständig und in der Proktologie durfte ich sogar Spinalanästhesien unter Anleitung legen. Pünktlich um 11.30h wurde ich zum Mittagessen geschickt und danach hatte ich die Wahl, entweder nach Hause zu gehen oder wiederzukommen. So konnte ich je nach Laune noch mehr OPs sehen, oder die Stadt erkunden.

 

Fazit


Für mich hat sich der Monat Famulatur gelohnt. Länger oder gar ein PJ-Tertial würde ich nicht empfehlen, wenn man medizinisch etwas lernen möchte. Für 4 Wochen bekam ich einen guten Einblick, aber ich glaube, ich hätte nicht mehr dazugelernt, wenn ich noch länger geblieben wäre.

Dafür hatte ich genug Zeit die Stadt zu erkunden. Durch den Kontakt zu den andern PJlern in der WG war ich auch nicht alleine und ich hatte eine sehr gute Zeit in Shanghai. Auch Trips in andere Städte (z.B.: Peking) oder das Umland, sind durch die perfekte Anbindung Shanghais leicht zu organisieren und falls ich Hilfe brauchte, habe ich diese auch immer vom Koordinator bekommen.

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