• Bericht
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  • Susanne Brandner
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  • 12.12.2003

Pflegepraktikum im St. Hildegardis Krankenhaus Köln

Für viele Medizinstudierende ist das Pflegepraktikum die erste konkrete Erfahrung mit dem späteren Arbeitsplatz: Stationsalltag, Patientenkontakt und der Umgang mit dem Pflegepersonal bestimmen für zwei bzw. seit der neuen AO für drei Monate das eigene Leben. Der Sommer letzten Jahres bedeutete für Susanne genau dies: Sie absolvierte ihr Pflegepraktikum im Malteser Krankenhaus St. Hildegardis.

 

Aller Anfang ist Nervosität

Montag Morgen, 7:30 Uhr. Zappelig rutsche ich auf dem orangen Plastikstuhl im Schwesternzimmer von Station Barbara herum: Der erste Tag meines Pflegepraktikums hat gerade begonnen und ich warte ungeduldig darauf, dass mir jemand sagt was ich tun soll. "Hoffentlich fragt mich niemand irgendwelche medizinischen Sachen, ich hab doch keine Ahnung" denke ich noch nervös, als auch schon die Stationsleitung herein kommt, mich herzlich begrüßt und mir im Umkleidezimmer meinen Spind zuweist. Ich werde eingekleidet und dann kann es auch schon losgehen. Ich trotte einer der Schwestern, der ich für heute zugeteilt werde, hinterher und verteile mit ihr Frühstück. Ist auch gar nicht so schwierig und die Patienten merken gar nicht, dass ich keine Ahnung von Medizin habe.

Der Tag vergeht in Windeseile: Frühstückstabletts einsammeln, Patienten in die Krankengymnastik bringen und wieder abholen, hier eine zweite Decke bringen und dort auf der Toilette helfen. Das Mittagessen ist verteilt, die Übergabe gemacht und ich konnte mir keinen Namen merken - weder von den Patienten noch von den Schwestern!

 

Betten machen werde ich noch lernen!

Der nächste Tag beginnt für mich mit Frühdienst, das bedeutet um 5 Uhr aufstehen und um 6 Uhr im Krankenhaus sein. An das frühe Aufstehen muss ich mich noch gewöhnen! Ziemlich verschlafen sitze ich bei der Übergabe und versuche zu zuhören: Eine Patientin hat in der Nacht Fieber bekommen, ein älterer Herr wollte seine Medikamente nicht nehmen und Frau XY wollte mal wieder nicht in ihrem Bett bleiben. Ich schreibe mir alle besonderen Vorkommnisse auf und fühle mich auch nach einer Tasse Kaffee immer noch ziemlich müde.

Mit der gleichen Schwester wie am Vortag beginne ich die Morgenrunde: Blutdruck, Fieber und Puls messen, dokumentieren und dann mein erstes Bett beziehen. Dieses Bettlaken hat definitiv etwas gegen mich, es wirft Falten wo es nicht soll und weigert sich beharrlich, sich von mir über die Matratze ziehen zu lassen! Nach zehn Minuten gebe ich auf und bitte die Schwester mir zu helfen: Zack, zack, zack und das Bett sieht aus wie bei der Bundeswehr. Jetzt ist jedoch mein Ehrgeiz gepackt: Betten machen werde ich schon noch lernen in den nächsten zwei Monaten.

Wie die Zeit vergeht!

Nach zwei Wochen fühle ich mich schon voll zugehörig: Die Bettlaken habe ich im Griff, mit den Patienten komme ich gut zurecht und selbst das frühe Aufstehen macht mir nur noch wenig aus. Die Schwestern und Pfleger sind sehr geduldig mit mir, korrigieren mich wo es nötig ist und beantworten mit stoischer Ruhe meine vielen Fragen. Ich darf selbständig Blutdruck, Puls, Temperatur und Blutzucker messen und auch schon mal eine Heparinspritze setzen. Bei vielen Untersuchungen oder pflegerischen Maßnahmen werde ich gerufen, darf zusehen oder sogar selbst mithelfen. Ich fühle mich super betreut und gar nicht mehr so doof wie zu Beginn des Praktikums.

Viel zu schnell sind die zwei Monate um und ich kann es gar nicht fassen, dass meine Zeit auf Station Barbara schon vorbei ist.

 

Allgemeine Informationen: Die Station und das Pflegepersonal

St. Barbara ist eine Privatstation (Innere und Geriatrie) mit zwei Chefärzten und den nettesten Schwestern und Pfleger, die man sich als Praktikantin wünschen kann. Der Umgang untereinander ist kollegial bis herzlich, die Stationsleitung achtet streng darauf, dass die üblichen Krankenhausintrigen gar nicht erst zustande kommen. Trotz der vielen Arbeit auf der Station hat sich das Pflegepersonal immer Zeit für meine Fragen genommen, mich zu interessanten Untersuchungen dazu geholt und mir auch die Zeit gegeben, mich mit den Ärzten zu unterhalten. Ich wurde von Anfang an ins Team integriert und auch als Praktikantin ernst genommen.

 

Die Ärztinnen und Ärzte

Die Station, die ja eigentlich zwei Stationen umfasst, wird von zwei Chefärzten geleitet, hinzu kommen mehrere Ober- und Assistenzärzte. Insgesamt waren die Ärzte aufgeschlossen und freundlich, ich durfte regelmäßig mit zur Visite gehen und wurde auch nicht - wie meine Befürchtungen am Anfang waren - mit medizinischen Fragen gequält. So hatte ich Zeit den Umgang der Ärzte mit den Patienten zu beobachten und einfach ein Gefühl für die Arztrolle zu bekommen.

Ganz besonders möchte ich einen Arzt erwähnen, der mir zeitweise das Gefühl gab, mich bereits in einer Famulatur zu befinden: Vom Blutabnehmen über Schellong-Tests bis hin zu einem kompletten Anamnesegespräch (das mindestens zwei Stunden gedauert hat, weil ich alles so ausführlich erklärt bekommen habe und so viele Fragen stellen konnte!) habe ich bereits während des Pflegepraktikums einen interessanten Einblick auch in ärztliche Tätigkeiten bekommen.

Bestätigt wurden diese Erfahrungen, dass es durchaus auch Ärzte gibt, die sich Zeit für Studenten nehmen, durch mehrere Untersuchungen, bei denen ich anwesend sein durfte: So habe ich z.B. eine Koloskopie gesehen und von einem Oberarzt eine Privatvorlesung zum Thema Ultraschall erhalten.

 

Fazit

Ein super Praktikum in einem tollen Pflegeteam, mit netten Ärzten und vielen interessanten Einblicken in den pflegerischen und ärztlichen Alltag. Ich kann die Station uneingeschränkt empfehlen, auch wenn Wochenenddienste im zweiwöchigen Rythmus vielleicht nicht unbedingt das sind, was man sich in einem heißen Sommer wünscht ;-)

 

Kontakt

Um im Malteser Krankenhaus St. Hildegardis ein Pflegepraktikum absolvieren zu können solltet Ihr Euch schriftlich unter der folgenden Adresse bewerben:

Malteser Krankenhaus St. Hildegardis, Pflegedienstleitung, Bachemer Str. 29-33, 50931 Köln

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