• Bericht
  • |
  • Lioba Junker
  • |
  • 08.11.2019
  • Meine Mitbewohnerin und ich im historischen Zentrum von Quito

    Meine Mitbewohnerin und ich im historischen Zentrum von Quito. © Lioba Junker

     
  • OP in der Orthopädie - Foto:Lioba Junker

    OP in der Orthopädie. © Lioba Junker

     
  • Galapagos Strand - Foto:Lioba Junker

    Strand auf Galapagos. © Lioba Junker

     
  • Galapagos - Foto:Lioba Junker

    Galapagos. © Lioba Junker

     
  • Laguna Chiriazu - Foto:Lioba Junker

    Chiriazu. © Lioba Junker

     
  • Iliniza Norte - Foto:Lioba Junker

    Iliniza Norte. © Lioba Junker

     
  • Quilotoa. © Lioba Junker

    Quilotoa.© Lioba Junker

     
  • Cotopaxi - Foto:Lioba Junker

    Cotopaxi. © Lioba Junker

     
  • Mein Mitbewohner und ich auf dem Hausberg von Quito (Rucu Pichincha)

    Mein Mitbewohner und ich auf dem Hausberg von Quito (Rucu Pichincha). © Lioba Junker

     
  • Wochenendtrip zur Isla de la plata

    Wochenendtrip zur Isla de la plata. © Lioba Junker

     

PJ in Quito, Ecuador

Lioba hat den chirurgischen Teil ihres PJ in Quito, der Hauptstadt von Ecuador, verbracht. Während des ersten Tertials im Hospital de Especialidades Eugenio Espejo (HEEE) hat sie in verschiedenen chirurgischen Fachdisziplinen gearbeitet, darunter Allgemeinchirurgie, Plastische Chirurgie, Ophthalmologie und Traumatologie. Hier berichtet sie über ihre Erfahrungen.

Motivation

Ich habe bereits während eines Auslandssemesters an einem öffentlichen Krankenhaus in Chile hospitiert - eine ganz besondere Erfahrung für mich. Man erfährt, wie mit sehr wenig Geld gute und fortschrittliche Medizin betrieben werden kann. Außerdem sieht man unterschiedliche Krankheitsbilder, aber auch weit fortgeschrittene Stadien von Erkrankungen, die einem in Deutschland in der Ausprägung nur noch selten begegnen. Dies liegt daran, dass die medizinische Versorgung in Ecuador nicht für alle Menschen leicht zugänglich ist. Viele Menschen müssen einen weiten Weg vom Land zurücklegen. Dieser ist zudem oft für die Patienten teuer, weshalb sie sich oft erst mit weit fortgeschrittener Krankheit in der Klinik vorstellen. 

Da die medizinische Versorgung an öffentlichen Krankenhäusern kostenfrei für den Patienten ist, hat man Kontakt zur untersten sozialen Schicht. Diese Menschen und diese Seite des Landes hätte ich in einem privaten Krankenhaus oder einfach nur als Touristin nicht kennen gelernt. So konnte ich Einblick in die verschiedensten Lebensumstände in Ecuador gewinnen und bin sehr dankbar dafür.

Bewerbung

Mein Tertial in Ecuador habe ich selbst geplant und organisiert. Über die Universidad San Francisco de Quito habe ich mich für eine viermonatige Rotation an dem HEEE beworben. Man muss explizit drauf bestehen, die Rotation in einem öffentlichen Krankenhaus machen zu dürfen, sonst wird man immer in ein privates Krankenhaus vermittelt. Da das Krankenhaus zuvor noch nicht auf der Liste für zugelassene Krankenhäuser im Ausland des Landesprüfungsamtes stand, musste ich dieses Krankenhaus zunächst anerkennen lassen.

Unterkunft

Die Planung meines Aufenthaltes habe ich selbst in die Hand genommen. Die Universität hat zwar ein Programm, das ausländische Studenten an Gastfamilien vermittelt, aber ich wollte lieber in einer Wohngemeinschaft mit anderen ecuadorianischen Studenten leben. Die Suche nach einer solchen Wohngemeinschaft gestaltete sich zunächst schwieriger als gedacht, da die meisten ecuadorianischen Studenten bis sie verheiratet sind bei ihren Eltern wohnen und erst danach mit ihrem Lebenspartner zusammenziehen. Somit gibt es nicht so viele studentische Wohngemeinschaften (WGs) wie in Deutschland und auch keine Internetplattform, die solche vermittelt. 

Dennoch habe ich meine Suche nicht aufgegeben und habe in einer Deutsch-Spanisch-Tandem Gruppe für Quito bei Facebook gefragt, ob jemand eine Idee hat, wie ich eine WG finde. Darüber haben sich einige Möglichkeiten für mich ergeben und ich habe eine Wohngemeinschaft in der Nähe des Krankenhauses gefunden. Das war praktisch, da ich zu Fuß zum Krankenhaus gehen konnte. Ich habe in einem Haus mit einer Ecuadorianerin, einem Ecuadorianer und einem jungen Mann aus Nicaragua zusammengewohnt. So habe ich auch zu Hause nur Spanisch gesprochen. 

Von der Wohngemeinschaft habe ich sehr profitiert. Wir haben viel gemeinsam unternommen und regelmäßig zusammen gekocht. Ich hatte ein sehr großes Zimmer mit eigenem Bad, begehbarem Kleiderschrank und toller Sicht auf Quito. Außerdem hatten wir einen kleinen Garten und eine Katze. Das Haus lag nicht nur sehr nah am Krankenhaus, sondern auch sehr zentral in Quito, sodass ich vieles fußläufig oder mit der Bahn schnell erreichen konnte. Das Haus lag sogar direkt neben einem großen Park, in dem man gut spazieren oder joggen gehen konnte.

Im Krankenhaus

Das HEEE ist eines der größten öffentlichen Krankenhäuser Ecuadors. Ich habe mich bewusst für ein öffentliches Krankenhaus entschieden, da der Unterschied zu den deutschen Krankenhäusern dort am deutlichsten ist. Mein Klinikalltag gestaltete sich wie folgt: Meistens besprach man in einer Art Visite, die je nach Station unterschiedlich ausfiel, alle stationären Patienten. In einigen Abteilungen ging man mit der ganzen Gruppe der Ärzte, Studenten und einer Pflegekraft von Patientenbett zu Patientenbett. In anderen Abteilungen wurde die Visite unter Ärzten und Studenten in einem separaten Raum abgehalten. Jeden Freitag vor der Visite wurde ein Vortrag zu aktuellen Forschungsthemen gehalten. Dort galt Anwesenheitspflicht. Diese Vorträge fand ich immer sehr spannend.

Nach der Visite bin ich entweder in den Operationssaal gegangen, auf der Station geblieben oder in die Poliklinik gegangen. Im Operationssaal durfte ich je nach operierendem Arzt viel selbstständig machen. So habe ich zum Beispiel viel nähen können. Auf der Station habe ich die Nachbehandlung und Betreuung von Patienten mit begleitet. Hier gehörten Blutentnahmen und Wundversorgen zu meinen regelmäßigen Aufgaben. In die Poliklinik kamen Patienten meist zur Vorbesprechung von Eingriffen oder zur weiteren Versorgung nach beendetem stationärem Aufenthalt. Hier habe ich viele Wunden gereinigt und neu verbunden, Fäden gezogen oder selten kleine ambulante Eingriffe wie Biopsien der Haut oder die Punktion eines Abszesses, durchführen dürfen. Nachmittags konnten wir Studenten an Unterrichtsstunden zu ausgewählten medizinischen Themen teilzunehmen. Dort bin ich oft hingegangen, wenn ich meine Arbeit im Krankenhaus erledigt hatte.

Freizeit

In meiner Freizeit habe ich viel vom Land sehen können und unternommen. Da Quito sehr zentral im Land liegt kann man viele Regionen des Landes in einem Wochenendtrip erkunden. Dies habe ich oft gemacht und auch so sehr viele nette und interessante Leute kennen gelernt. So ist man von Quito aus in nicht zu langer Zeit am Meer, aber auch im Amazonasgebiet. Auch Nachtbusse kommen einen sehr entgegen. Da Quito mitten in den Bergen liegt, kann man von hier aus auch einige spektakuläre Wanderungen machen oder den ein oder anderen Gipfel erklimmen. Auch kann man sehr nah um Quito gut in den Bergen klettern gehen. So war ich sogar das ein oder andere Mal noch nach der Arbeit für zwei, drei Stunden mit Freunden klettern.

Auch kulturell hat Quito sehr viel zu bieten. Regelmäßig habe ich teils kostenlose Filmvorstellungen, Theater oder Konzerte besucht. Als neues Hobby habe ich Tuchtanz für mich entdeckt, was ich zweimal in der Woche gemacht habe. Schnell habe ich im Krankenhaus Anschluss zu ecuadorianischen PJ-lern gefunden, mit denen ich viel in Quito unternommen habe.

Fazit

Durch meinen Aufenthalt in Quito konnte ich nicht nur meine Sprachkenntnisse verbessern, sondern habe auch viel für mein Studium gelernt. Ich konnte sehen, wie Medizin in einem Entwicklungsland betrieben wird. Außerdem habe ich viele nette Menschen kennen gelernt, mit denen ich immer noch Kontakt pflege. Ein neues Land mit all seinen Facetten und eine neue Kultur kennen zu lernen, war bereichernd für mich. Zudem fand ich es spannend, in einer so großen chaotischen Stadt wie Quito zu leben. Somit habe ich vielseitig von dem Aufenthalt profitieren können.

Fachlich habe ich zum einen gelernt, dass man auch mit wenigen Mitteln viel helfen kann. Ich habe spannende Krankheitsbilder gesehen, von denen ich sonst nur in der Theorie gehört hatte. Somit haben sich die Krankheitsbilder deutlicher eingeprägt. Auch Krankheitsstadien in sehr fortgeschrittenem Ausmaß zu sehen, fand ich sehr beeindruckend. Ich habe praktisch sehr viel lernen dürfen, sodass ich mich mittlerweile sicher fühle beim Nähen und bei der Wundversorgung. Auch das regelmäßige Wiederholen medizinischer Themen in den Unterrichtsstunden hat mir geholfen, das erworbene Wissen zu festigen.

Rundum haben sich meine Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern wurden sogar übertroffen. Ich durfte ein wunderschönes Land kennen lernen und habe einen guten Einblick bekommen. So nah an der Bevölkerung zu sein, wie ich es im Krankenhaus und in der WG erleben durfte, war für mich sehr besonders. Ich bin nicht nur mit vielem neuem fachlichen Wissen und praktischen Fähigkeiten heimgekehrt, sondern habe auch viele beeindruckende persönliche Erfahrungen machen dürfen und neue Freundschaften geknüpft. Ich kann ein Tertial in Quito jedem empfehlen, der etwas anderes erleben will und eine ganz besondere Erfahrung durchleben möchte. Du wirst sehr vielseitig von diesem Aufenthalt profitieren.

Wichtige Adressen

Kontakt Universität für Bewerbung: globalhealth@usfq.edu.ec

Meine Email-Adresse: lioba.junker@rwth-aachen.de

 

Schlagworte
Mein Studienort

Medizinstudenten berichten aus ihren Unistädten

Werde Lokalredakteur Die Unistädte auf Google Maps
Medizin im Ausland

Erfahrungsberichte und Tipps aus über 100 Ländern

Erfahrungsbericht schreiben Auslands-Infopakete
Cookie-Einstellungen