• Bericht
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  • Jeanine Thiemig, Michaela Knothe
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  • 30.06.2009

Gynäkologie-Famulatur in Be'er Scheva

Ein großer Wunsch ist für Jeanine Thiemig im August '08 in Erfüllung gegangen, als sie die Zusage zum Praktikum in Be'er Scheva in Israel bekommen hat. Die Studentin im 10. Semester aus Dresden hat Famulatur und Urlaub in einem spannenden Land miteinander verbunden: Am Morgen auf Station lernen und arbeiten - am Nachmittag in Jerusalem, Tel Aviv oder am Toten Meer Geschichte erleben.

Israel! - Obwohl das gut klingt, war für mich der Gedanke an überall präsentes Militär, Sicherheitskontrollen und mögliche Anschläge aufgrund der politischen Situation nicht gänzlich zu verdrängen. Be'er Scheva im Negev hat eine der besten und größten Universitäten Israels und ist mit etwa 20.000 Studenten eine sehr "junge bewegte" Stadt.

Gelände der Uniklinik - Foto: Jeanine Thiemig

Das Klinikgelände - Alle Fotos: Jeanine Thiemig

 

Babyfactory

Eine der grünen, palmenbewachsenen Inseln in Be'er Scheva ist der Campus mit der Uniklinik. Mein Ziel - die Frauenklinik hier - ist eine der größeren Abteilungen. Mit etwa 14.000 Geburten jährlich ist das Soroka Hospital die "babyfactory" Israels und ich konnte hier für 4 Wochen reichliche und nachhaltige Erfahrungen auf dem Gebiet Geburtshilfe und Onkologie sammeln.

 

Organisatorisches

Organisiert habe ich die Famulatur alleine, nicht mit der bvmd oder anderen Einrichtungen. Ich habe mir einfach die Adressen übers Internet gesucht,die Bewerbung etwa 7-8 Monate vorher per Post geschickt und bekam binnen einer Woche bereits die Zusage per mail. Alles andere lief auch per mail, allerdings recht unbürokratisch, keine Formulare oder sonstiges. Im Internet konnte ich mich über die Seite der Ben Gurion University of the Negev (BGU) ausführlich informieren.

 

Wohnen

Die Übernachtungsfrage war bis zu meiner Ankunft etwas ungeklärt, es gab kein Schwesternwohnheim in der Klinik und nach Telefonaten mit dem Studentenwohnheim war nur ein Platz für immatrikulierte Studenten verfügbar. Die ersten Tage blieb ich daher in einem Hostel. Nachdem sich mir die Türen dort dank eines Professors öffneten, immatrikulierte ich mich für die 4 Wochen für etwa 25 Euro (für Versicherung und anderes) und bekam ein Zimmer im Wohnheim für 6 Wochen. Kosten: etwa 200 Euro. Verpflegung konnte ich in der Klinik kostenlos bekommen.

 

Ganz im Gegensatz zu Dresden

Das Wohnheim lag sehr nahe an der Klinik und war dann auch wirklich schön, neu gebaut, alle Zimmer mit Internetanschluss und einer tollen Küche. Vor allem hatte ich sehr nette Mitbewohnerinnen in der Mädchen-WG. So wie Fleisch und Milch trennt man dort auch Männlein und Weiblein koscher. Pool, Tennisplätze und Fitnesscenter, eine Chicha-Bar und einige Lokale direkt über die Straße durften auch nicht fehlen. Ganz im Gegensatz zur Situation in Dresden.

 

Die Sprache

Nach den Anstrengungen der ersten Tage war für mich erst mal das Ankommen in der fremden orientalisch-europäischen Welt, Gewöhnung an die extreme Hitze und das Kennenlernen der Mitbewohner im Wohnheim spannend. Es war eine tolle Erfahrung, sich mit hebräisch, russisch, englisch und irgendwie auch deutsch "durchzuschlagen".

 

Wegweiser - Foto: Jeanine Thiemig

Wegweiser

 

Die Arbeit vermischt sich...

Meine Arbeit begann an einem Sonntag und die Begrüßung im Team fiel sehr herzlich aus. Um 8 Uhr morgens trafen wir uns zur Konferenz, in der Regel auf hebräisch abgehalten und daher für mich nur mit Basiswissen etwas schwierig zu verstehen. Dafür erklärten mir die Assistenzärzte bei den Visiten die Fälle noch einmal auf englisch. Da die technisch gut ausgestattete Klinik die einzige größere im Süden ist, hatten wir ein weites Einzugsgebiet und ein daher ein sehr breit gefächertes Patientengut verschiedener ethnischer und religiöser Zugehörigkeit.

 

...mit der Kultur

Ein großer Anteil der Patienten waren arabischen Beduinenfrauen, die zur Entbindung nach Be'er Scheva kamen und häufig bereits mehr als 6 Kinder zu versorgen hatten. Das übertrifft den israelischen Durchschnitt mit 3-4 Kindern und auch den der jüdischen Familien mit 5-6 Kindern. Manchmal gestaltete sich die Kommunikation zwischen Ärzten und Hebammen mit den Frauen aus der Wüste schwierig, da nicht alle fließend arabisch sprechen konnten und die Verständigung mit wenigen Worten und vielen Gesten funktionieren musste.

 

Jeanine Thiemig und Kollegin - Foto: Jeanine Thiemig

Jeanine Thiemig (links) mit einer Kollegin

 

Highlights

Auch die Arbeit der IVF (Invitrofertilisation) war faszinierend, da ich mit der Diagnostik und Therapie bei Kinderlosigkeit, Eizellentnahmen und verschiedenen Verfahren der in vitro Befruchtung vertraut gemacht wurde, einer Therapie, die für die Paare in Israel kostenfrei ist.

 

Fazit

So pendelte ich in diesen unvergesslichen 4 Wochen meines Lebens zwischen Kreissaal, OP-Saal, den Stationen und der Pränataldiagnostik, hatte einen Einblick in das Leben und die Herausforderungen eines Einwanderungslandes und konnte mir selbst ein Bild davon machen, dass in einer Klinik in der Wüste Medizin genauso gut wie in Europa praktiziert wird!

 

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