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  • Christian Fleischhauer
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  • 23.04.2009

Medizin studieren und arbeiten in Japan

Wer in Japan Medizin studieren möchte, muss nach der High-School ein sog. „Eingangsexamen“ absolvieren. Erst wenn dieses bestanden wird – was sehr schwer ist – steht einem Medizinstudium nichts mehr im Wege.

Vorklinik

Ähnlich wie in Deutschland dauert das Medizinstudium insgesamt sechs Jahre. Die Ausbildung unterteilt sich in ein vorklinisches- und ein klinisches Studium. Die ersten beiden Studienjahre sind geprägt von sog. „non-medical courses“. Diese beinhalten den Unterricht in Philosophie, Wirtschaft und auch Sprachen. Übrigens wird in diesem Rahmen auch Deutsch als Fremdsprache gelehrt. Die eigentlich medizinrelevanten Kurse fangen für die japanischen Medizinstudenten ab dem 3. Studienjahr an. Begonnen wird mit den Basisfächern Anatomie, Biochemie und Physiologie. Wie auch in Deutschland sind viele Lehrveranstaltungen in Vorlesungen und Seminare gegliedert.

Seit neuestem wird von staatlicher Seite aus versucht, dieses System zu reformieren und mehr praktische Kurse anzubieten. Auch der Prüfungsmodus soll geändert werden. So gibt es seit kurzem nach dem 4. Studienjahr eine so genannte „Basic OSCE“ Prüfung. Diese umfasst alle Basismaßnahmen wie Blutdruck und Puls messen, Patienten untersuchen oder richtig auskultieren und perkutieren. Sie ist für die meisten Studenten die erste „praktische“ Prüfung.

Klinik

Im fünften und sechsten Studienjahr beginnt dann die eigentliche klinische Ausbildung. Hier werden in den Lehrveranstaltungen alle klinischen Fächer wie Chirurgie, Innere Medizin, HNO, Urologie etc. abgedeckt. Damit der Praxisbezug in der Ausbildung größer ist, rotieren die Studenten in den verschieden Abteilungen der Kliniken mit. Innerhalb des fünften Studienjahres sollte jeder Student ein Praktikum in allen Abteilungen absolviert haben. Auch im sechsten Jahr gibt es noch mal die so genannten „Rotations“. Nun können die Studenten selbst wählen, welche Abteilungen sie noch einmal durchlaufen möchten. Im Unterschied zum 5. Studienjahr dürfen die Studenten im 6. Studienjahr nun auch invasiv am Patienten arbeiten – natürlich unter Aufsicht eines Arztes.

Nach dem 6. Studienjahr schließt sich als Abschlussprüfung eine „Advanced OSCE“ Prüfung an. Hier werden ausgedehnte Fähigkeiten wie zum Beispiel die periphere Venenpunktion, chirurgisches Händewaschen, die erweiterte Reanimation oder sogar die Augenuntersuchung mit Augenhintergrundspiegelung geprüft. Neben den OSCE Prüfungen gibt es auch Klausuren und mündliche Prüfungen, die meist nach einem Semester absolviert werden.Sobald alle Prüfungen an der Universität mit Erfolg bestanden wurden, kann man sich nach dem 6. Studienjahr zum staatlichen Examen anmelden. Dieses findet nur einmal pro Jahr statt und ist im Aufbau ähnlich dem deutschen Staatsexamen. Nur jeder Medizinstudent, der dieses Examen besteht, darf später als Arzt arbeiten.

Nach dem Studium

Nach Abschluss des Studiums ist man in Japan allerdings nur ein „halbfertiger“ Arzt. Als so genannter „Junior Doctor“ rotieren die jungen Ärzte erneut in verschieden Abteilungen eines Krankenhauses. Sobald diese weiteren zwei Jahre vorbei sind, kann der nun fertige Arzt eine Facharztausbildung absolvieren. Da ein Medizinstudium sehr teuer ist, ist das für viele Jungmediziner die erste Möglichkeit, endlich eigenes Geld zu verdienen. Ein Medizinstudium kostet in Japan von 1.000 Euro pro Jahr an staatlichen Unis bis zu 20.000 Euro pro Jahr an privaten Universitäten!

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