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  • Text und Fotos Celina
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  • 24.05.2023

PJ auf Malta: Tipps und Tricks für ein Tertial auf der Insel

Du möchtest ein Tertial in einem Land verbringen, das neben neuen medizinischen Erfahrungen auch viel an Kultur und Natur bereithält? Dann ist Malta das perfekte Ziel. Celina erzählt, wie es im Krankenhaus war und was sie in ihrer Freizeit erlebt hat.

Warum Malta?

1.)    Andere Länder haben andere Gesundheitssysteme als Deutschland und somit ein anderes Vorgehen in der Medizin. Im weltweiten Vergleich stehen wir in Deutschland mit unserem Gesundheitssystem sicherlich recht gut da. Aber dennoch hat auch unser System einige Ecken und Kanten. Ich wollte gerne im direkten Vergleich erfahren, welche das sind, und wo man sich vielleicht an anderen Gesundheitssystem oder – etwas heruntergebrochen – am Vorgehen in der Medizin etwas abgucken kann. Selbst innerhalb Europas z.B. gibt es schon große Unterschiede. Verbreitet ist hier oft das britische Gesundheitssystem mit individuellen Abwandlungen. Malta orientiert sich an diesem System.

2.)    Dies passt auch zusammen mit meinem Ziel, grundsätzlich meine englischen Sprachkenntnisse sowie vor allem auch meine Kenntnisse in der englischen medizinischen Fachsprache zu verbessern. Und wo lernt man diese besser als in einem Praktikum in einem ausländischen Krankenhaus? Auf Malta ist Englisch eine zweite Amtssprache sowie die offizielle Krankenhaus-Sprache

3.)    Abgesehen von den medizinischen Aspekten möchte ich auch die Chance nutzen, eine andere Kultur kennenzulernen. Natürlich erlebt man auch als Tourist beim Reisen diverse andere Kulturen – jedoch für einige Zeit dort zu leben, wie es ja während des PJs der Fall ist, führt einen doch nochmal viel intensiver an die ländereigene Kultur heran. Die maltesische Kultur und Natur sind beide sehr vielfältig und spannend.
 

Warum das Mater Dei Hospital?

Letztlich gibt es auf Malta nur ein richtiges Krankenhaus, das von meiner Heimatuniversität als PJ-Stelle anerkannt wird. Zum Glück hat mich dieses aber auch angesprochen.

 

Mater Dei Hospital von außen

 

Das Bewerbungsverfahren für medizinische Auslandspraktika an der maltesischen Universität ist sehr professionell gehalten. Auch die Bewertungen anderer PJ-ler über das Krankenhaus klangen vielversprechend und lehrreich. Insofern: Auf nach Malta!
 

Lästiger, aber notwendiger Papierkram

•    Bewerbung beim Krankenhaus und notwendige Unterlagen: es gibt ein professionelles Bewerbungsverfahren an der maltesischen Uni. Achtung: dies läuft über das „Medical Elective Programme“ der Universität (L-Università ta' Malta), nicht über das Krankenhaus direkt! Auf der Webseite  findet ihr mehr Informationen. Auch muss man eine Berufshaftpflichtversicherung fürs Ausland vorweisen können; diese kann man bei Bedarf vor Ort gegen einen kleinen Aufpreis dazu buchen.

•    Personalausweis reicht; Visum war nicht notwendig (da EU und kein langer Aufenthalt)

•    Auslandskrankenversicherung: wichtig!

Und Achtung: in Deutschland haben wir ja eine gesetzliche Unfallversicherung. Unfälle im Krankenhaus würden als BG-Fall laufen. Außerhalb von Malta gilt diese Versicherung nicht mehr. Man muss also genau gucken, was die Auslandskrankenversicherung abdeckt, oder ob man nicht vielleicht noch zusätzliche eine Unfallversicherung abschließt.

•    Auslandsstipendium: empfehlenswert! Z.B. auch über Erasmus

 


Campus Hub (Studenten-Wohnkomplex) von außen (hier habe ich gewohnt)

 

Was man noch so alles bedenken muss

Hier liegt ein immenser Vorteil darin, dass Malta zur EU gehört &  auch den Euro hat

•    Fortbewegung auf der Insel: Es gibt dort als ÖPNV nur Busse. Das Busnetz heißt Tallinja. Ich kann empfehlen, sich eine Buskarte zu holen. Das ist deutlich billiger, als jedes Mal einzeln zu zahlen. Diese Karte kann man vorher schon im Internet bestellen und sie sich entweder noch nach Deutschland (mit Lieferkosten) oder schon vorab in seine maltesische Unterkunft liefern lassen. Genauere Infos zu den Kosten etc. findet ihr auch der Webseite. Kurze Erklärung: seid ihr mehr als 3 Monate als Student dort, könnt ihr die Studentenvariante beantragen. Ansonsten die normale Erwachsenen-Variante. Falls ihr mit dem Gedanken spielt, ein Auto zu mieten: Seid euch bewusst, dass dort Linksverkehr ist… Noch dazu fahren die Malteser ziemlich rebellisch und impulsiv, man muss also echt im Straßenverkehr aufpassen. Das gilt aber auch als Fußgänger. Malta ist leider nicht sehr fußgängerfreundlich. Gehwege? Manchmal. Qualität davon? Deutlich ausbaufähig. Zebrastreifen? Selten. Fußgängerampeln? Noch seltener. Fahrradwege? Hmm, ich glaube gar keine.

•    Solltet ihr im Sommer dort sein, definitiv an Insektenspray und Sonnenmilch denken. Beides sehr wichtig (bei mir im Herbst/Winter nicht mehr) und vor allem dort sehr teuer zu kaufen! Die billigste und einfachste Sonnenmilch, die ich entdeckt habe, hat 14,95 € gekostet.

•    Impfungen: nichts Spezielles notwendig.

 

Der Innenhof des Campus Hub
 

So funktioniert das maltesische Gesundheitssystem und so sieht ein typischer Tag am Mater Dei Hospital aus

Zuteilung/Team:

Auf Malta wird man je nach gewünschtem Fachbereich einem/einer Consultant (Oberarzt) zugeteilt, meiner kommt aus dem Bereich „Acute Emergency“. Ein Consultant hat stets 3 Monate lang ein festes Team mit Assistenz-Ärzten und ggf. auch anderen Studierenden. Generell ist die Stimmung hier sehr entspannt. Man merkt hier nicht das für Deutschland oft typische distanzierte hierarchische Verhalten eines Oberarztes.

Ausbildungsstufen im maltesischen Gesundheitssystem:

•    Studierende: haben meinem Gefühl nach weniger Praxis im Studium als wir in Deutschland. Nach 5 Jahren Studium ist man Arzt, ein PJ gibt es nicht. Deswegen wird man hier als deutscher PJ-ler leider wie ein normaler Studierender beurteilt. Sprich wie jemand, der noch nicht viel Praktisches kann und erst recht keine Verantwortung übernehmen darf.

•    House Officer: ist man (mind.) die ersten 2 Jahre nach dem Studium. Von meinem Gefühl her entspricht das etwa unserem PJ, nur halt mit ärztlicher Verantwortung. Sie legen Viggos, nehmen Blut ab, schreiben bei Visite mit, schreiben die Entlassbriefe, melden Konsile an etc. Selbstständig machen sie von meinem Gefühl her nicht viel, sondern nur auf Anweisung von den BSTs/HSTs oder vom Consultant. Sie rotieren währenddessen durch verschiedene Fachbereiche (wie auch bei uns im PJ). Da sie während des Studiums nicht wirklich viel Praxis haben, haben sie nun in der House-Officer-Zeit regelmäßige praktische Kurse nebenbei; ebenso auch wöchentlich eine theoretische Vorlesung zur Weiterbildung. Während bzw. nach der Houce-Officer-Zeit absolvieren sie noch ein schriftliches Examen.

•    Basic Specialist Trainee (BST): Das sind die nächsten (mind.) 2 Jahre nach der Zeit als Houce Officer. Vorher hat man sich für einen groben Fachbereich entschieden (Innere, Chirurgie etc.) Dann rotieren sie jeweils für 3 Monate zwischen Consultants verschiedener Unter-Fachbereiche. Nach/im ersten Jahr hiervon steht erneut ein schriftliches Examen über seinen Fachbereich (also z.B. die komplette Innere) an. Die BSTs machen gelegentlich bei der Visite mal körperliche Untersuchungen bzw. dürfen die Visite auch übernehmen, wenn der Consultant nicht da ist. Sie machen neue Medikamenten-Anordnungen (meist auf Anweisung des Consultants) oder übernehmen Telefongespräche für Befundanfragen etc. Auch assistieren sie dem Consultant bei seinen Outpatients. Am Ende der BST-Zeit steht ein mündlich-praktisches Examen an; vergleichbar mit unserem 3. Staatsexamen. Erst danach dürfen sie sich für ein HST bewerben.

•    Higher Specialist Trainee (HST): die letzten 2 Jahre der „Assistenzarzt“-Zeit. Hier haben sie sich für einen speziellen Fachbereich entschieden, innerhalb der Inneren also für z.B. Kardio. Dort werden sie dann weitergebildet, auch in diagnostischen/therapeutischen Eingriffen.

•    Consultant: Dies entspricht unserem Oberarzt. Er ist in einem Fachbereich eingeteilt und hat dann immer rotierend House Officer, BSTs, ggf. HSTs und Studierende in seinem Team. Üblicherweise hat jeder Consultant stationäre Patienten zu betreuen, gleichzeitig ist er aber auch für ein paar Nachmittage in der Woche für die sogenannten „Outpatients“ eingeteilt. Bzw. je nach Fachbereich auch bei diagnostischen/therapeutischen Eingriffen (wie z.B. im HKL). Mit „Outpatients“ sind ambulante Patienten gemeint, die in eine spezifische Sprechstunde kommen. Auf Malta gibt es zwar Hausärzte, jedoch nicht wirklich niedergelassene Fachärzte. Wer also bei uns einen niedergelassenen Arzt aufsuchen würden, muss sie hier zu einer Sprechstunde ins Krankenhaus. Mein Consultant hat bspw. an zwei Nachmittagen in der Woche so eine Sprechstunde betreut. Teils neue Patienten, teils aber auch Patienten in der Nachbetreuung, die er aus einem stationären Aufenthalt kennt.
 

Das Konzept der inneren Medizin im maltesischen Krankenhaus (angelehnt an das britische Gesundheitssystem)

•    Aufbau der Stationen: es gibt 17 Innere Stationen. Diese sind bunt gemischt mit Patienten jeglicher Erkrankungen/Fachbereiche. Ebenso gemischt sind sie vom Geschlecht her, Männer und Frauen liegen im gleichen Patientenzimmer. Eine häufige Zimmergröße sind 5-Bett-Zimmer, es gibt aber auch einige 2/3-Bett-Zimmer. Genauso gibt es aber auch mehrere Stationen, die aus einem riesigen Krankensaal/Krankenflur bestehen, wo dann teils 20-35 Patienten in einem Raum liegen. Meistens kann man theoretisch Vorhänge zwischen den Patienten vorziehen, dies wird jedoch üblicherweise nur bei intimen Waschungen/Untersuchungen gemacht. Wenn ein Patient stationär aufgenommen wird, kommt er einfach auf das nächstbeste freie Bett auf der nächstbesten Station. Die Verteilung von Krankenschwestern/-pflegern auf die Patienten ist grob recht ähnlich wie in Deutschland. Aber was hinzukommt, sind diverse Pflegeassistenzen. Ganz viele Patienten erhalten vom Arzt verschrieben einen „constant watch“. Dann sitzt durchgängig (!) eine Pflegeassistenz neben einem einzelnen Patientenbett und bewacht diesen. Richtet ein verrutschtes Kissen, hilft beim Trinken, passt auf, dass der Patient nicht aus dem Bett fällt etc. Es kann also gut vorkommen, dass in einem 5-Bett-Zimmer 3 Assistenzen für den constant watch sitzen und dazu dann noch die normalen Krankenschwestern/-pfleger zur eigentlichen Pflege/medizinischen Maßnahmen kommen.

•    Stationäre Aufnahme: Kommt ein Patient in die Notaufnahme, wird neben Anamnese, körperlicher Untersuchung und Blutabnahme meistens routinemäßig ein Röntgen-Thorax gemacht (auch bei fehlender direkter Indikation) sowie ein EKG. Erstaunlicherweise erhalten ziemlich viele Patienten auch einfach routinemäßig ein cCT – der Grund dafür hat sich mir noch nicht so ganz erschlossen. Weitere Diagnostik wird meist nur bei Notfällen gemacht. Ein Bauchschmerz-Patient erhält z.B. auch nicht zwingend einen abdominellen Ultraschall. Wenn die Patienten auf Station aufgenommen werden, haben sie manchmal keine richtige Verdachtsdiagnose bzw. wurde diese ggf. noch nicht richtig bestätigt. Grundsätzlich wird erstmal fast jeder Patient aufgenommen. Am nächsten Tag bei der ersten Visite muss dann das zuständige Behandlungsteam erstmal rausfinden, warum der Patient eigentlich da ist. Und ob er nicht direkt wieder entlassen werden kann, weil er eigentlich nichts fürs Krankenhaus ist. Auch müssen dann weitere Untersuchungen angemeldet werden. Teils passiert dies aber auch erst im Verlauf der weiteren Tage. So habe ich mitbekommen müssen, wie ein Patient mit sauerstoffpflichtiger Dyspnoe, unauffälligem EKG und Troponin, recht unauffälligem Röntgen-Thorax und leicht erhöhten Entzündungsparametern erstmal einige Tage mit einer Antibiose bei „chest infection“ (ein Oberbegriff für Bronchritis und Pneumonie) behandelt wurde. Bei ausbleibender Besserung und der Tatsache, dass der Patient vor einigen Monaten eine Lungenembolie hatte, wurde dann nach 5 Tagen mal ein CT-Thorax durchgeführt. Mit dem Ergebnis einer fulminanten beidseitigen Lungenembolie.

•    Das typische Procedere der Patientenverteilung:
In der Inneren Medizin hat jeder Consultant alle 13 Tage einen Aufnahmetag. Alle Patienten, die an Tag 12 von morgens an bis zum nächsten Morgen (also an Tag 13) stationär aufgenommen werden, werden diesem Consultant zugeteilt (bzw. es erfolgt eine gerechte Aufteilung zwischen 3 Consultants, da immer 3 Consultants gleichzeitig ihren Aufnahmetag haben). Egal welche Fachrichtung! So hat mein Consultant (Fachbereich „Acute Emergency“) sowohl pneumologische, kardiologische, gastroenterologische, geriatrische, onkologische Fälle etc. Nicht zu vergessen die psychiatrischen Patienten, die hier erstmal in der Inneren laufen, bis wirklich alles somatische ausgeschlossen ist. Erst dann werden sie in die Psychiatrie verlegt. Dazu kommen gerne chirurgische Patienten, oder auch mal neurologische oder HNO-Patienten, da diese Fachrichtungen immer sehr gerne in die Innere „turfen“. Zurück zum Aufnahmetag. Ein Consultant-Team hat dann also an Tag 13 (bzw. kann man ihn dann wieder Tag 1 nennen) ca. an die 25-30 neue Patienten auf einen Schlag bekommen. Die es alle neu kennen lernen muss. Und die alle komplett verteilt über die 17 Stationen liegen… In den nächsten Tagen entlässt man dann fröhlich möglichst viele Patienten (natürlich nur nach ausreichender Behandlung!), weil man ja weiß, dass nach 12 Tagen (an Tag 13) wieder neue Patienten kommen. So kommt es, dass man teils 30 Patienten hat und die Visite 5,5 Stunden lang dauert. Und teilweise hat man dann kurz vor dem neuen Aufnahmetag nur 4 Patienten und hat den Tag über fast nichts zu tun.

•    Die Sprache im Krankenhaus: Maltesisch und Englisch sind beides offizielle Landessprachen von Malta. Die offizielle Krankenhaus-Sprache ist Englisch. Alle Patientenakten werden auf Englisch geführt. Auch findet Schule und Universität auf Englisch statt, sodass die übliche medizinische Fachsprache in Englisch eh geläufiger ist als in Maltesisch. Teils gibt es manche medizinische Wörter gar nicht im Maltesischen. Deshalb finden auch viele Gespräche auf Englisch statt, unter anderem auch deshalb, weil viele Mitarbeiter des Krankenhauses international sind. Mein Team hat in meinem Beisein untereinander eigentlich nur Englisch gesprochen, bis auf wenige Privatgespräche. Mit den Patienten wird mal Maltesisch, mal Englisch gesprochen. Je nachdem, was diese bevorzugen. Oft wird auch ein Mischmasch aus maltesisch-englischen Sätzen gesprochen oder sogar mitten im Satz einzelnen Worte geswitcht. Das war teils sehr irritierend für mich. Aber auf Nachfrage meinerseits haben meine Kollegen das Patientengespräch nochmal kurz auf Englisch für mich zusammengefasst.


Der typische Tagesablauf meines Teams

Die House-Officer und BSTs haben um 7:30 Uhr Dienstbeginn und bereiten sich vor (gucken Blutwerte etc. durch). Die Visite beginnt irgendwann zwischen 8:30 und 9:15 Uhr, je nachdem wann der Consultant ins Krankenhaus kommt. Ich sollte deshalb immer gegen 8:30 Uhr da sein. Dann wurde die Visite durchgeführt – mit unserem gesamten Team gemeinsam. Man legt durch die vielen Stationen verteilt im ganzen Krankenhaus dann schon so einige Schritte pro Tag zurück. Jeder Patient wird nach seiner Verfassung gefragt und danach körperlich untersucht (grundsätzlich immer Herz, Lunge, Abdomen, Knöchelödem). Meistens erfolgt dies durch den Consultant höchstpersönlich, selten durch die BSTs. Dann werden die aktuellen Laborwerte/Diagnostik besprochen, die Medikamente daran angepasst (fast täglich gibt es bei jedem Patienten Medikamentenänderungen) und der Plan für die nächsten Tage gemacht. Der wird täglich wieder neu überarbeitet. Je nach Patientenzahl dauerte die Visite zwischen 1,5 und 5,5 Stunden. Mein Consultant hat sich immer sehr viel Mühe gegeben, mir viel theoretischen Input zugeben. Allerdings muss ich zugeben, dass einige Behandlungsstrategien sich von den deutschen unterscheiden, insofern habe ich teilweise nichts davon mitnehmen können für die Behandlung in deutschen Krankenhäusern. Nach der Visite durfte ich oft nach Hause gehen, weil ich beim restlichen Tagesablauf oft nichts Sinnvolles mehr machen konnte/durfte. Nach einer Kaffeepause des Teams hatte der Houce officer Dinge abzuarbeiten wie Blutabnahmen und Briefe schreiben. Teils habe ich beim Blutabnehmen geholfen, wobei das sehr ungewöhnlich für hier ist, da die maltesischen Studierenden gar nicht gelernt haben, Blut abzunehmen. An den zwei Tagen in der Woche, an denen es nachmittags Outpatients gibt, gehen der Consultant und die BSTs dorthin. Ich habe sie gelegentlich begleitet. Der Consultant befragt und untersucht die Patienten, der BST schreibt alles im PC mit. Letztlich war ich meistens grob zwischen 10:30 und 13:30 Uhr im Krankenhaus fertig. Nachmittags hatte ich also viel Freizeit. Die Ärzte haben hier eine reguläre 6-Tage-Woche inkl. Samstag mit einer regulären Dienstzeit von 7:30-14:30 Uhr inkl. Pause. Dazu kommt noch ein regelmäßiger Nacht-/Wochenenddienst. Ich habe samstags immer frei gehabt.

Nice-to-know

Man muss eigene Dienstkleidung mitnehmen. Auch zahlt man Gebühren für das Krankenhaus (75€/Woche + einmalig 75€ Verwaltungsgebühren).
 

So habe ich gewohnt und meine Freizeit verbracht

Die meisten PJ-ler wohnen in der Nähe vom Krankenhaus. Zwischen Krankenhaus und Uni gibt es einen großen Wohnheim-Komplex, das sogenannte „Campus Hub“. Ich habe dort gewohnt und kann es nur sehr empfehlen. Wenn man ein Zweitbett-zimmer mit Gemeinschaftsküche nimmt, geht es von den Preisen her. Man hat im Preis mitinbegriffen jeweils eine wöchentliche Zimmerreinigung, eine 24h-besetzte Rezeption für jegliche Fragen, einen Pool, einen Garten, einen Aufenthaltsraum mit Fernseher/Kicker/Sofas/Tischen, und eine Study-lounge (Lernraum). Direkt im Wohnheimkomplex gibt es einen Supermarkt, mehrere Imbisse/Bar, einige Läden. Noch dazu werden vom Campus Hub einige Veranstaltungen organisiert wie Partys etc. Es gibt einen Waschkeller, in dem man App-gesteuert Wäsche waschen und trocknen kann. Die Kosten dafür sind recht hoch (6€ pro Maschine), jedoch auch nicht teurer als in Waschsalons.
Achja: Das Wasser aus dem Hahn ist in Malta für Zähneputzen oder auch mal Nudeln kochen etc. geeignet. Fürs Trinken sollte jedoch Wasser gekauft werden.

Freizeit: Es sind generell immer viele internationale und besonders viele deutsche PJ-ler da, man findet wirklich schnell Anschluss und kann gemeinsam was unternehmen (die Verknüpfung erfolgte bei mir durch eine von der Organisation der Medical Electives gegründete Whats App Gruppe). Es lohnt sich, im Vorhinein eine Tallinja-Card für das Busnetz zu bestellen (Infos ziehe oben).

Tipps für Unternehmungen

•    Sandstrände von Malta (meine Lieblinge: Golden Bay, Ghajn Tuffieha Bay, Mellieha-Bay)

 

Golden Bay


•    Im Meer schwimmen gehen
•    Wandern: entlang der Küsten oder durchs Landesinnere (z.B. entlang der Victoria-Lines)
•    Valletta – eine süße Stadt mit romantischem Flair, v.a. in den Abendstunden. Noch dazu viele schöne Museen, die St. John’s Co-Cathedral, der Großmeisterpalast und die Barrakka Gardens (Upper und under)

 

Idyllische Gasse von Valletta


•    Besichtigungen der Festungen/Forts auf Malta, wie z.B. Fort St. Elmo, Fort St. Angelo
•    Mdina – die ehemalige Hauptstadt, sehr malerisch. Das Eingangstor bzw. die Brücke dürfte dem ein oder anderen aus „Game of Thrones“ bekannt vorkommen.
•    Die Rotunde von Mosta (es gibt eine spannende historische Geschichte zur Kuppelkirche!)
•    Die Blaue Grotte
•    Das romantische Fischerdorf Marsaxlokk mit sonntäglichem Wochenmarkt; von dort ist nach ca. 30 Min Fußmarsch auch gut der St. Peters Pool (eine Bucht als natürlicher Swimmingpool) zu erreichen
•    Tauchkurse – auf Malta gibt es viele tolle Tauchstellen!
•    Wer gerne Pary macht: hierfür ist St. Julians die richtige Anlaufstelle.
•    Popeye Village = eine aufgebaute Stadt für den Film Popeye
•    Tempelanlagen auf Malta
•    Ausflüge zu den Nachbarinseln Gozo und Comino (ebenfalls noch zum Land Malta gehörig).
o    Gozo: Ġgantija-Tempels, Stelle des ehemaligen Azure-Windows, Fungus Rock, Cittadella
o    Comino: Blaue Lagune

 

Sonnenuntergang über dem Meer

Mein persönliches Fazit


Rein fachlich und praktisch habe ich leider nicht so viel während des PJs hier gelernt. Jedoch konnte ich wunschgemäß mein Englisch und vor allem mein medizinisches Englisch deutlich aufbessern, dafür bin ich sehr dankbar! Nun kann ich ausländischen Patienten in Deutschland souveräner gegenübertreten und muss nicht andauernd nach Fachwörtern/den richtigen Floskeln im Englischen suchen. Und um nochmal zurück auf das theoretische Wissen zu kommen: Auch wenn sich einige maltesische Behandlungsstrategien bzw. das allgemeine Vorgehen von unserem unterscheidet, habe ich doch auf einer anderen Ebene etwas fachlich gelernt. Zum Beispiel die Indikationen und Dosierungen einiger Medikamente, die wir in Deutschland nicht benutzen. Sollten ausländische Patienten mit dieser Medikamenteneinstellung nach Deutschland kommen, müssen sie auf deutsche Medikamentenpräparate umgestellt werden, was mir nun sicherlich leichter fallen wird. Auch habe ich einen guten Einblick in ein anderes Gesundheitssystem bekommen. Das maltesische ist an das britische angelehnt, was wiederum in vielen Ländern praktiziert wird. Ich habe einige Vorteile an diesem System entdeckt. Genauso aber auch viele Nachteile und Kritikpunkte – hierbei bemerke ich dann erstmal, wie froh wir doch über das deutsche System sein können, auch wenn wir oft genug (zu Recht) darüber schimpfen. Durch den Kontakt zu Einheimischen habe ich viel über Malta allgemein, die Kultur, die Geschichte, die Politik erfahren. Das war sehr spannend! Genügend Freizeit zum Erkunden der Insel blieb mir auch! Insofern kann ich ein PJ-Tertial auf Malta sehr empfehlen – solange man weiß, dass man rein fachlich nicht viel lernen kann, sondern eher in anderen Aspekten. Deshalb bin ich auch froh, dass ich nur ein halbes Tertial hier verbracht habe und so die Chance hatte, auch etwas Innere Medizin in Deutschland mitzubekommen. Achja, und Malta ist ein tolles Land!

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