• Bericht
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  • Malisia Lang
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  • 03.05.2017

PJ-Tertial Innere Medizin in Schwarzach im Pongau

Tolle Arbeitsbedingungen und eine Vergütung fürs PJ? Das gibt's im Klinikum Schwarzach.

 

Schwesternwohnheim des Klinikums Schwarzach im Morgenlicht

 

An mein PJ-Tertial Innere Medizin hatte ich hohe Erwartungen: Ich wollte etwas lernen, allerdings nicht jeden Abend bis 19 Uhr im Krankenhaus sein. Idealerweise wollte ich eine finanzielle Entschädigung für meine Arbeit bekommen und die Umgebung sollte freizeittechnisch auch etwas zu bieten haben. Zu schön, um wahr zu sein? Nein, ich wurde tatsächlich fündig und habe ein Krankenhaus in Österreich gefunden, das alle Anforderungen erfüllte: das Kardinal Schwarzenberg Klinikum in Schwarzach im Pongau.

Vorbereitung

Die Bewerbung am Kardinal Schwarzenberg Klinikum erfolgte über das Büro der Ärztlichen Direktion. Für die Bewerbung war neben einem Motivationsschreiben auch ein Lebenslauf, das Polizeiliche Führungszeugnis, ein Personalausweis und das Abiturzeugnis notwendig. Da das Krankenhaus aktiv um PJler wirbt und gute Konditionen bietet, ist es mittlerweile recht beliebt und man muss sich früh um einen Platz bewerben.

Die Unterbringung wird freundlicherweise vom Kardinal Schwarzenberg Klinikum zur Verfügung gestellt und muss separat angefragt werden. Es werden keine Kosten für die Unterkunft vom Lohn abgezogen. Üblicherweise wohnen Studenten im Personalwohnheim, da dieses jedoch bereits voll war, wurde ich im Wohnheim der Krankenpflegeschule untergebracht, in Doppelzimmern, eher funktional als schön, aber ordentlich. Andere Studenten, die auch hier nicht mehr unterkamen, wohnten sogar auf Klinikkosten im Hotel. Zusätzlich werden gegen Aufpreis Sportkurse vom Klinikum angeboten (Yoga-Kurse, Body-Workout etc.).


Verlauf des Praktikums


Wie überall beginnt auch am Kardinal Schwarzenberg Klinikum im Pongau der erste Arbeitstag mit der Erledigung der nötigen Formalitäten: Klamotten, Schlüssel, Mitarbeiterausweis und Namensschild wollen abgeholt, Praktikumsvertrag und Schweigepflichtvereinbarung unterzeichnet und der EDV-Zugang zum ersten Mal benutzt werden (Essen bestellen! Wer vergisst vor 13.30 Uhr zu bestellen, geht am nächsten Tag leer aus).

Danach wurde ich einer Station zugewiesen, in meinem Fall der Internen Sonderklasse (= Privatstation) im vierten Stock. Während der zweite Stock eine reine Männer- und der dritte Stock eine reine Frauenstation ist, ist die Sonderklasse eine gemischte Station. Auch die behandelten Krankheitsbilder sind bunt gemischt und umfassen alle Teilbereiche der Inneren Medizin; eine Aufteilung in die einzelnen Unterdisziplinen der Innere Medizin (Kardiologie, Nephrologie, etc.) findet in so einem kleinen Krankenhaus der Basisversorgung nicht statt. Dadurch ist der Arbeitsalltag sehr abwechslungs- und lehrreich.

Der Tag beginnt um 7.30 Uhr mit der Morgenbesprechung, bei der zum einen neu aufgenommene Patienten übergeben werden, zum anderen kurze Fortbildungen zu verschiedenen Teilgebieten der Inneren Medizin stattfinden (Di: allg. Fortbildung, Mi: Radiologie, Do: Gastroenterologie, Fr: Herzkatheter). Um ca. 8.00 Uhr ging es für mich dann auf die Station, wo ich die Pflege (freiwillig) beim Blut abnehmen und Leitung legen unterstützte. Anschließend kümmerte ich mich um die Patientenneuzugänge. Dazu gehört standardmäßig die Erhebung der Anamnese, die körperliche Untersuchung und das Legen einer Leitung. Zusätzlich klärte ich die Patienten über anstehende Interventionen auf oder stach beispielsweise bei Chemotherapie-Patienten den Port an. Auch die Dokumentation der erhobenen Befunde gehörte zu meinen Aufgaben. Anschließend war Visite, die auf der Inneren naturgemäß schon einmal länger dauern kann. Auf der Sonderklasse findet die Visite meist mit dem Primar persönlich statt. Dabei konnte ich Fragen zu den Patienten stellen oder deren gesamte Genesung verfolgen.

Am Nachmittag unterstützte ich die Stationsärzte beim Schreiben der Arztbriefe und erledigte noch anderweitige Stationsarbeit (z.B. ZVK ziehen, Klammerentfernung). Oft führen die Assistenzärzte auf  nachmittags noch kleinere diagnostische oder therapeutische Untersuchungen durch, wie etwa Ultraschalluntersuchungen der Halsschlagader oder Aszitespunktionen. Dabei durfte ich zusehen und Fragen stellen, die dann oft ausführlich erklärt wurden. An ruhigen Tagen mit wenig Stationsarbeit verbrachte ich den Nachmittag in den verschiedenen Ambulanzen, wie beispielsweise in der Gastroenterologie, im Herzkatheter, - Echo oder in der Schrittmacherambulanz.
Arbeitsende ist meist gegen 15.00 Uhr.

Zwei Wochen des Praktikums rotierte ich in die Allgemeine Zentralen Notaufnahme. Die Zeit dort war sehr interessant und lehrreich, sieht man doch verschiedenste Krankheitsbilder sämtlicher Fachrichtungen innerhalb kürzester Zeit. Ich durfte die Patienten voruntersuchen, um dann zusammen mit einem Assistenzarzt das weitere Vorgehen zu besprechen und anzuordnen. Ich konnte dort sowohl praktische Fertigkeiten (periphere Zugänge legen, arterielle BGAs stechen, Ultraschalluntersuchungen), als auch theoretisches Wissen festigen. Wenn Zeit war, sprachen viele Ärzte von sich aus mit mir EKGs, BGAs und anderweitige Befunde durch; für Fragen war jederzeit ein offenes Ohr zu finden.
Bei dem großen Wissenszuwachs wäre ich gerne noch länger auf der ZNA geblieben, doch da dort viele Famulanten sind und PJler dringend auf den Stationen gebraucht wurden, durfte jeder PJler maximal ein bis zwei Wochen dorthin.

Zweimal während des Aufenthaltes ist zudem ein Sonntagsdienst verpflichtend, in dem man für die Neuaufnahme der Patienten für Montag verantwortlich ist. Diese dauern je nach Patientenanzahl unterschiedlich lange, meistens war ich jedoch innerhalb von vier Stunden damit fertig. Zudem habe ich einen Ausgleichstag unter der Woche dafür bekommen.

Mit dem Verlauf meines Praktikums bin ich sehr zufrieden: von Beginn an wurde ich gut in das Team integriert und es ist eine gute Mischung zwischen eigenständigem Arbeiten und Lehre. Da auf meiner Station im 4. Stock kein Turnusarzt war, hatte ich das Gefühl, durch meine Arbeit die Stationsärzte wirklich unterstützen zu können. Die Stimmung innerhalb der Belegschaft ist unglaublich gut, ebenso wie das Verhältnis zwischen Pflege und Ärzten. Der Primar der Inneren Medizin, Herr Prof. Dr. Valentin, ist ein Chefarzt, wie man sich keinen besseren wünschen kann: äußerst kompetent, immer freundlich und zugewandt zu den Patienten und seinem Ärzteteam. In seinem Team macht es Spaß zu arbeiten! Und auch Primare anderer Stationen waren stets gewillt, mir etwas beizubringen; so wurde ich explizit auf die Nuklearmedizin eingeladen, um mir dort an zwei Vormittagen Schilddrüsenuntersuchungen inkl. ausführlicher Erklärungen anzuschauen.

Einziger Kritikpunkt ist, dass keine extra Lehrveranstaltungen für PJler angeboten wurden. Zwar gab es Fortbildungsveranstaltungen für die Turnusärzte, doch diese fanden nur unregelmäßig statt bzw. wurden wir PJler dazu auch nicht per Email eingeladen, sodass wir erst durch aktives Nachfragen davon überhaupt erfahren haben.


Formalitäten vor Ort

Ein Internetzugang war über das unverschlüsselte Klinik-WLAN verfügbar, jedoch in einigen Zimmern ohne ausreichende Signalstärke. Dies soll jedoch verbessert werden. Ein Telefonanschluss stand nicht zur Verfügung.

Um den Lohn zu erhalten, muss man ein österreichisches Konto haben. Die Kontoeröffnung war vor Ort unkompliziert möglich, gegen eine Monatsgebühr um die 5 Euro.


Alltag im Gastland

Den Arbeitsalltag habe ich ja nun schon ausführlich beschrieben, widmen wir uns nun den angenehmen Dingen: der Freizeit. Freizeittechnisch hat die Umgebung vor allem für Sportbegeisterte viel zu bieten: Langlaufen, Ski fahren und Touren gehen, Schlitten und Schlittschuh fahren, sowie Schneeschuhwandern im Winter. Wandern, in den Seen baden, Mountainbiken, Klettern, Paragliding im Sommer – zu jeder Jahreszeit ist etwas geboten. Für alle ambitionierten Skifahrer unter 26 Jahren bietet sich das kostengünstige Saisonticket an. Boulderfans kommen ebenfalls auf ihre Kosten, in der näheren Umgebung gibt es mehrere kleine Boulderhallen (Hallein, Werfen). Zum Entspannen bieten sich mehrere, wenn auch überteuerte, Thermen an. Etwas günstiger ist es, die Sauna des Hotels „Metzgerwirt“ im Nachbarort St. Veit zu nutzen. Bei der Gelegenheit kann man sich auch gleich im netten Café mit dem originellen Namen „Mein Lieblingscafé“ einen Kaffee mit dazugehörigem Stück Kuchen gönnen. Die Kalorien hierfür hat man beim Anstieg nach St. Veit bereits verbraucht.

In Schwarzach habe ich „Vincenzo“ zu meinem Lieblingsitaliener auserkoren und war dort, vor allem wenn ich Besuch von zu Hause hatte, oft Essen gewesen. Danach kann man gut in die Bar „M8“ weiterziehen und zusammen mit dem Barkeeper das ein oder andere Bierchen trinken. Die Terrasse des Hotel Post, sowie die der Klinikcafeteria eignen sich ebenfalls gut, um die Sonne zu genießen. Sogar das Schwesternwohnheim hatte eine große Dachterrasse mit herrlichem Ausblick – ist allerdings eher stiefmütterlich mit alten Gartenmöbel ausgestattet.


Zum Sightseeing eignet sich Salzburg, das innerhalb von einer Stunde mit der Bahn erreichbar ist. Für ein Dorf dieser Größe ist Schwarzach erstaunlich gut mit dem Fernverkehr zu erreichen, nach München und Wien sind es beispielsweise nur knappe 3 Stunden, das „Einfach-Raus-Ticket“ von der OEBB macht dies kostengünstig möglich.


Tipps für Praktikanten / Sonstiges

Bewerbt euch rechtzeitig! Dadurch, dass das Krankenhaus sich aktiv um PJler bemüht (650€ / Monat, freie Unterkunft, freies Essen) und dazu noch in einer beliebten Urlaubsgegend liegt, besteht vor allem in den Wintermonaten ein großer Andrang an PJ-Studenten. Der Vorteil, ihr seid nicht alleine hier und findet immer jemanden für gemeinsame Aktivitäten.


Fazit

Alles in allem ein rundum gelungenes Praktikum, das ich uneingeschränkt weiterempfehlen kann. Die im ganzen Krankenhaus angenehme Arbeitsatmosphäre sorgt dafür, dass man viel lernt und jeden Tag gerne um 7 Uhr aufsteht – sogar am Wochenende! Schließlich ist der Schnee auf der Piste frühmorgens am besten.

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