• Bericht
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  • Sebastian Kaden
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  • 11.12.2012

Famulatur in der Chirurgie des St. Victoria Hospitals, Seychellen

Sebastian hat eine Famulatur auf den Seychellen gemacht und so neben der Arbeit in der Chirurgie noch das Leben auf einer traumhaft schönen Insel genießen können. In seinem Bericht erzählt er von seinen Erfahrungen in der Klinik, welche Probleme ihn bei Reise und Organisation erwarteten und warum er diese Famulatur trotzdem nicht missen möchte.

Am 17. August 2012 startete mein Flieger vom Frankfurter Flughafen in Richtung Mahé, einer der 3 Hauptinseln der Seychellen. Mit ausreichend Gepäck bewaffnet ging es um die halbe Welt und ich freute mich auf die Famulatur im St. Victoria Hospital und die mir bevorstehende Zeit. Einige Monate vorher hatte ich meinen Flug mit Condor gebucht und mir eine Unterkunft in einem Gästehaus "Beach Cottages" bei Katharina Soleil organisiert.

 

Das Verwaltungsgebäude des Victoria Hospital im typisch englischen Kolonialstil - Alle Fotos von Sebastian Kaden

 

Dabei ist anzumerken, dass es weitaus bessere Fluggesellschaften als Condor gibt, zum Beispiel Ethiad oder Qantas. Diese Airlines sind nicht nur billiger, der Service ist auch besser, man hat mehr Freigepäck und man muss nicht wie bei Condor jeden kleinen Zusatz extra bezahlen. Mit der deutschen Fluggesellschaft gab es leider viele ungewollte Überraschungen: eine Sitzplatzreservierung gab es nur als Zusatzleistung, das Freigepäck durfte nur 20 kg wiegen und jedes Kilogramm Übergepäck kostete 20 €. Auch der Online Check-in zählte ebenfalls als Zusatzleistung. Viele versteckte Extrakosten, auf die ich gern verzichtet hätte.

 

Ankunft im Paradies

Als ich dann am Samstag morgens um 7 Uhr landete, war ich schon ein wenig aufgeregt ob der Ungewissheiten, die auf mich warteten. Werde ich von meiner Vermieterin abgeholt? Wer wird noch bei mir wohnen? Wie ist die Unterkuft? Und wird das mit der Arbeitserlaubnis klappen?!

 

 

Am Flughafen lernte ich zwei andere Studenten aus Deutschland kennen, die ebenfalls bei Katharina Soleil unterkamen. Mit etwas Verspätung wurden wir dann von einem Fahrer abgeholt, der selbst Taxifahrer war und uns in ein anderes Auto dirigierte, weil seins nicht für drei Leute samt Gepäck ausgelegt war. Am Gästehaus direkt am Traumstrand von Beau Vallon angekommen, wurden wir von Katharina empfangen, bezogen unser Quartier und wurden sogleich zur Kasse gebeten.

Im Gästehaus wohnten neben mir noch fünf weitere Studenten und wir waren jeweils in Zweibettzimmern untergebracht. Da es noch zwei weitere Gästehäuser gab, waren immer mindestens zehn Studenten auf dem Gelände und es wurde nie langweilig. Dennoch wurde man das Gefühl nicht los, dass es der Vermieterin lediglich ums Finanzielle ging und sie alle Zusatzleistungen (Transfers, Essen, …) extra bezahlen lassen wollte. Leider mussten wir auch ständig umziehen, weil sie eine optimale Belegung der Gästehäuser wollte und Touristen ein "Vorrecht auf die beste Unterkunft" hatten. So kam es einmal vor, dass wir von der Arbeit kamen und all unsere Sachen gepackt und in ein anderes Gästehaus umgelagert wurden. Ich kann jedem nur raten, sich ein anderes Gästehaus zu suchen und sich nicht diesem Stress auszusetzen – ich bin auch nach 2 Wochen gegangen. Es sind zwar nicht alle Unterkünfte über das Internet buchbar, aber es gibt überall in unmittelbarer Nähe vergleichbare Gästehäuser zu wesentlich besseren Konditionen.

 

Das Organisatorische

Um im Krankenhaus arbeiten zu dürfen, hatte ich mich etwa 1 Jahr vorher bei Natasha beworben, die für alles Organisatorische im Krankenhaus verantwortlich ist. Hierbei gilt es sehr hartnäckig zu bleiben und ich empfehle, sie mehrfach anzuschreiben, da die Antworten doch auf sich warten lassen. Für die Bewerbung muss man nur den gewünschten Zeitraum und die Station nennen sowie Empfehlungsschreiben und Lebenslauf mitschicken. Da die E-Mail-Adresse aber häufig aktualisiert wird, ist es ratsam, diese direkt über die Homepage des St. Victoria Hospitals zu ermitteln.

Nach kurzen Empfang und Klärung der Formalitäten, wurde ich am ersten Arbeitstag gleich wieder nach Hause geschickt. Mit dem von Natasha ausgestellen Arbeitsformular ging ich zum Einwohnermeldeamt und bekommt dann eine temporäre Residentcard. Diese ist sehr nützlich, weil man damit einiges weniger als die Touristen bezahlt. Zuvor zahlt man noch 200 € an die Klinik, sozusagen als Aufwandsentschädigung für die Ausbildung. Seit neuestem sollen es allerdings schon 350 € sein.

 

Arbeiten in der Klinik

Der Dienst begann immer um 8 Uhr morgens mit der Morgenbesprechung und anschließender Visite. Da viele Ärzte aus Indien und Kuba kaum Englisch konnten und die Landessprache Creol ist, war die Verständigung oft schwierig. Auch an den rauhen Umgangston mit den Patienten musste ich mich erst gewöhnen. Wenn man ein bisschen Eigeninitiative an den Tag legt, kann man auch einiges machen und sehen, allerdings waren die Ärzte auf meiner Station (Chirurgie) nicht wirklich von Studenten angetan und empfanden jede Art von zusätzlicher Arbeit störend. Da ich ja schließlich auch Geld fürs Arbeiten gezahlt hatte, forderte ich immer wieder etwas Beteiligung ein und durfte schließlich auch im OP mit assistieren. So konnte ich mit einem Arzt aus Japan, mit dem ich mich wirklich gut verstand und der für zwei Jahre ein Austauschprogramm auf den Seychellen machte, bereits als erste Assistenz operieren.

 

Sebastian im OP

 

Die OP-Schwestern waren alle sehr freundlich, hatten immer ein offenes Ohr und legten durchaus einen hohen Wert auf Sterilität im OP. Wenn man die ganzen postoperativen Wunden sieht, war das sicherlich nicht ganz unbegründet, denn Infektionen solcher Art waren leider an der Tagesordnung.

Meistens war der Arbeitstag gegen 11 Uhr beendet, wenn man im OP war, durfte man allerdings auch mal länger bleiben. Vier Wochen Famulatur haben mir völlig ausgereicht, da sich der Arbeitsaufwand doch in Grenzen hielt. Insgesamt war die Arbeit sehr entspannt und es blieb genug Freizeit, um die Insel zu entdecken. Das tropische Klima hat allerdings gerade die ersten Tage immer wieder seinen Tribut gezollt und so war man schon am Mittag total geschafft und müde.

 

Land und Leute

Überall auf der Insel kann man sich Mietwagen organisieren und damit die Insel erkunden. Zwar wird auf der Insel auf der linken Seite gefahren, aber es gilt eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h. Nach kurzer Eingewöhnungszeit bin ich damit gut zurecht gekommen und da die Insel nicht zu groß ist, kann man innerhalb einer Stunde vom nördlichsten bis zum südlichsten Punkt kommen.

Sei es die Teeplantage auf den Bergen der Insel, eine Wanderung zum Strand Anse Major, das wöchentliche Barbecue der Einheimischen in der Stadt Beau Vallon - es gibt immer irgendwas zu entdecken. Nicht vergessen darf man natürlich die unendlich vielen schöne Strände, die zum Baden und Verweilen einladen. Ich habe dort an einem Abend den bisher schönsten Sonnenuntergang meines Lebens gesehen.

Ein absolutes Muss ist ein Islandhopping auf die Nachbarinseln Praslin und La Digue. Mir persönlich hat La Digue dabei besser gefallen, die Insel ist zwar kleiner und alles ähnelt einem großen Bauernhof, dennoch ist dort alles viel ruhiger, die Leute sind gemütlicher und ich finde, dort gibt es die schönsten Strände der Seychellen. Ein absoluter Insidertip ist eine Wanderung zur Anse Maroon, ein abgelegener Strand, den man nur mit einem Guide erreicht.

Nicht zu unterschätzen ist das nötige Kleingeld. Die Seychellen sind was die Lebenshaltungskosten angeht, ähnlich teuer wie Deutschland, wenn nicht sogar noch etwas teurer. Da man auch viele Ausflüge macht und natürlich so viel wie möglich sehen will, ist es nicht verkehrt, den ein oder anderen Euro mehr im Geldbeutel mitzunehmen.

 

Das Fazit: Schön war's

 

 

Alles in allem waren es unvergessliche vier Wochen. Wochen voller Abenteuer, neuer Erfahrungen und Herausforderungen. Auch im Paradies muss man arbeiten und sich zurecht finden, das Schöne ist aber: Die Insel macht es einem so viel einfacher. Ein Unternehmung wie diese kann ich jedem empfehlen, denn man entwickelt sich in dieser Zeit ungemein schnell weiter und wächst an seinen Herausforderungen. Mit diesem Erfahrungsschatz im Gepäck werde ich auch in Zukunft neue Probleme lösen können und Dinge entspannter ansehen und wenn ich mal wieder ein Platz an der Sonne suche, wo ich die Seele baumeln lassen kann, dann weiß ich wo es mich wieder hin verschlagen wird.

 

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